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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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Katzenwäsche machen konnte.

Meine Knast-Atzen
    Zum Glück verstand ich mich mit meinen Zellen-Kumpels auf Anhieb super. Freddy, Manni und Lutz. Wir vier waren die Chiller! Alle außer mir saßen wegen Drogendealerei ein. Freddy und Lutz wegen Dope. Manni vertickte alles. Er war auch selbst heroinabhängig. Jeden Morgen bekam er seine Dosis Methadon, damit er irgendwie über den Tag kam. Manni fuhr auf jeden Fall seinen eigenen Film, war richtig krass introvertiert und redete so gut wie nie. Er blieb auch immer, wenn wir Freigang hatten, in der Zelle hocken. In der ganzen Zeit, in der ich inhaftiert war, ging er kein einziges Mal auf den Hof. Er war schon ein komischer Vogel, aber ich mochte ihn trotzdem irgendwie. Auch wenn er ein abgefuckter Junkie war.
    Freddy und Lutz dagegen waren richtige Atzen. Lutz hatte früher in irgendeinem Kasino einen 2-Millionen-Euro-Jackpot geknackt. Mit dem Geld war er dann irgendwo nach Skandinavien gegangen und hatte sich ein riesengroßes Wikingerschiff bauen lassen. Nur so zum Spaß. Verrückt, oder? Hauptberuflich schmuggelte er aber Dope. Vom Typ her hätte er auch in Ocean’s Eleven mitspielen können. Lutz hatte Stil. Ein Ganove der alten Schule.
    Mit Freddy verstand ich mich am besten. Leider wurde er nach neun Tagen aus der Untersuchungshaft drei Stockwerke nach oben verlegt, in den richtigen Knast. So viel ich hörte, brummten sie ihm zehn Jahre auf. Die haben ihn richtig gefickt. Er fehlte mir. Das Leben im Gefängnis bestand ja aus lauter kleinen Ritualen. Es herrscht immer der gleiche Ablauf. Wir vier waren wie eine richtige Crew, hockten
24 Stunden am Tag aufeinander, chillten, machten unser Ding, und auf einmal fehlte einer. Das war schon komisch. Unser ganzer Tagesrhythmus war gefickt.
    Eine Stunde am Tag hatten wir Freigang. Für die meisten war das der Höhepunkt des Tages. Mir war das nicht so wichtig. Okay, man war an der frischen Luft und konnte sich die Füße vertreten. Das Leben in der Zelle war schon deprimierend genug. Auf der anderen Seite aber war die Zeit auf dem Hof auch die gefährlichste. Ich versuchte, so gut es ging, jeden Ärger zu vermeiden. Es waren fast nur Ausländer im Knast, hauptsächlich Jugoslawen, Türken, Russen und Tschetschenen. Auf dem Hof gab es ein großes Schachfeld mit riesigen Spielfiguren. Ich kannte dieses Bild nur aus Filmen: alte, italienische Männer verbrachten ihre Sommer damit, im New Yorker Central Park mit ihren Kumpels Schach zu spielen, Eistee aus Thermoskannen zu trinken, abends bei Alfredo Espresso zu schlürfen und Geschichten über die alte Heimat zu erzählen. Im Knast gab es diese Romantik nicht. Die Tschetschenen hatten das Schachfeld fest in ihrer Hand. Das war ein ungeschriebenes Gesetz. Ihr Anführer war ein ehemaliger General, ein Freiheitskämpfer, der dir mit einem einzigen Griff das Genick hätte brechen können.
    Eines Tages, als ich den Tschetschenen wieder beim Spielen zu-schaute, kam er zu mir herüber.
    »Dich kenne ich doch!«, sagte er und schaute mich grimmig an.
    Ich wusste im ersten Augenblick nicht so recht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
    »Kann sein. Mein Name ist Bushido.«
    »Ich wusste es doch«, rief der General seinen Kumpels zu und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. »Mein Sohn ist ein großer Fan von dir. Er war sogar mal auf einem Konzert in München.«
    Ich schaute dem Mann ins Gesicht, das von Narben nur so gespickt war. Er musste einiges erlebt haben. Ob er viele Menschen umgebracht hatte? Besser nicht darüber nachdenken.
    »Das freut mich.«
    »Hör zu, Bushido. Wenn du hier mit irgendwem ein Problem hast, kommst du zu mir. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Ich legte mich wieder in die Sonne und schloss meine Augen. So konnte ich wenigstens davon träumen, an einem anderen Ort zu sein.
    Natürlich wussten alle im Knast, wer ich war. Wenn unsere Stunde Freigang beendet war, mussten sich alle Häftlinge in einer Reihe aufstellen und voreinander durch den Gang bis zu den jeweiligen Zellen gehen, bis sich die Türen öffneten. Vor mir liefen zwei Türken, die sich abgesprochen hatten, mal abzuchecken, wie hart ich denn wirklich war. Als sie vor ihren Zellen standen, drehten sie sich um und blockierten den Gang, sodass ich nicht vorbeikam. Ich versuchte, mich an der Seite vorbeizudrücken, da rempelte mich einer der beiden mit der Schulter an. Ich riss mich zusammen, sagte kein Wort, sondern schaute ihn nur an, ohne eine einzige Gefühlsregung zu zeigen.

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