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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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Stress haben, trifft man sich im Café, beide Seiten legen die Karten auf den Tisch und am Ende gibt es einen Schiedsspruch. Handshake. Feierabend. Und diese Frau fragt mich, ob ich von meinen Eltern vergewaltigt wurde? Ich war voll auf 180.
    »Wo liegt bitteschön der Zusammenhang zwischen meinen Eltern und der Tatsache, dass irgendwelche Vögel mir in einem anderen Land mein Auto demolieren?«, fragte ich und zwang mich krampfhaft dazu, ruhig zu bleiben. »Das macht doch überhaupt keinen Sinn.« Die Psychologin hörte mir aber überhaupt nicht zu, sondern stellte einfach ihre Frage noch einmal: »Wurden Sie von Ihren Eltern körperlich oder seelisch missbraucht?«
    Ich konnte nicht mehr.
    Mir platzte der Kragen.
    »Wenn Sie nicht wollen, dass ich noch eine zweite Anzeige wegen Körperverletzung bekomme, dann sollten Sie dieses Gespräch besser ganz schnell abbrechen«, drohte ich ihr.
    Das machte sie auch. Als Dankeschön brummte sie mir 20 Therapiestunden auf: Anti-Gewalt-Training für Schwereinsichtige! Mir war das egal. Die Ehre meiner Mutter zu verteidigen, war mir wichtiger, als vor so einer »Psycho«-Frau den Schwanz einzuziehen. Drauf geschissen!
    Ich bekam eine Decke und wurde zu meiner Zelle geführt. Auf dem Weg dorthin sprach der Wärter zu mir, ohne mich dabei direkt anzusehen.
    »Du kommst in eine 4-Mann-Zelle. Dein Bett ist gerade frei geworden. Der Häftling, der vorher darin schlief, hat sich die Arme aufgeschlitzt.«
    Na super. Das waren ja gute Vorzeichen. Die Leute, die im Knast nicht klarkamen, machten solche Sachen, um auf die Krankenstation verlegt zu werden. Dort war es ein bisschen chilliger als in der kargen Zelle. Ich war hundemüde, begrüßte kurz meine drei Zellengenossen und legte mich schnell aufs Bett. Es gab zwei Hochbetten in der Zelle. Ich lag oben rechts. Innerhalb weniger Minuten fielen mir die Augen zu. Ich schlief den ganzen Tag durch. Erst am nächsten Morgen, um 5.45 Uhr, wurde ich vom Lärm der Wärter wieder wach.
    Ich schaute kurz seitlich zu den anderen herüber, aber die chillten auch noch in ihren Betten. Da ich nicht als Erster aufstehen wollte, drehte ich mich wieder um, mit dem Gesicht zur Wand, und schloss die Augen. Um 7 Uhr kam ein Wärter in unsere Zelle und meinte, wir sollten duschen gehen. Da ich aber immer noch total müde war, sagte ich zu den anderen, dass ich nachkommen würde, und schlief wieder ein. Was mir aber niemand sagte, war die Tatsache, dass man in diesem Knast nur montags und donnerstags duschen gehen durfte. Das bedeutete für mich, die nächsten vier Tage ohne Dusche auszukommen. Scheiße, das fing ja alles gar nicht gut an.
    In den ersten Tagen, von Mittwoch bis Montag, machten die im Knast mit mir, was sie wollten. Die Wärter informierten mich auch nicht darüber, dass der Gefängniskiosk nur einmal in der Woche geöffnet hatte. Jeder Häftling bekam sein eigenes Konto, auf das er Geld einzahlen und damit im Kiosk einkaufen konnte. D-Bo hatte sofort den Höchstbetrag von 800 Euro überwiesen, was mir aber nicht viel nützte, da ich an einem Mittwoch verhaftet wurde, also genau an dem Tag, an dem der Kiosk geöffnet hatte. So konnte ich eine Woche nichts einkaufen. Trauer!
    Als klar war, dass ich eine längere Zeit in U-Haft bleiben würde, brachte mir D-Bo sofort frische Klamotten vorbei. Die Wärter behielten sie aber einfach ein und händigten sie mir erst vier Tage später, am Montagmittag aus. Warum? Weil da mein Anwalt kam.
Das war offensichtlich reine Schikane. Sie versuchten alles, um mich weichzukochen.
    Ich sagte ihnen gleich am Anfang, dass ich aufgrund meiner Glaubenszugehörigkeit kein Schweinefleisch essen würde. In jeder Zelle hing ein entsprechender Essensplan aus, auf dem auch alles korrekt eingetragen war. Und was machten diese Ratten? Gaben mir zwei Tage lang nur Schweinefleisch. Ohne weitere Zutaten. Zum Glück konnte ich mit meinen Zellen-Kumpels teilen. Ich gab ihnen meinen Leberkäse, dafür bekam ich deren Brot. Es war wirklich schlimm: Ich konnte fast eine Woche weder duschen noch einkaufen, schlief sechs Tage in denselben Klamotten, hatte kein Deo, keine Zahnbürste, nichts. Mein einziger Besitz war eine Decke. Ich stank wie ein toter Aal. Wirklich! Wir hatten zwar ein kleines Waschbecken in der Zelle, aber da sich der Wasserhahn nur wenige Zentimeter über dem Becken befand, konnte ich noch nicht mal meinen Kopf darunter halten. Von einem Zellen-Kumpel bekam ich etwas Duschgel, damit ich wenigstens eine

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