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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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findet sich die endgültige Wahrheit.
    Du wirst sie jetzt lesen.
    Ihr Haar ist wie immer. Du erkennst es wieder. Dieses blonde, dicke Haar.
    Es spielt keine Rolle, wie sie sich schmücken und wie sie hungern, um abzumagern. Du kriegst sie doch. Alle ihre Anstrengungen erweisen sich als sinnlos. Du lachst darüber.
    Über all das, was sie taten, um im Mittelpunkt zu stehen.
    Du hast jetzt fertig trainiert. Das Üben ist vorbei.
    Es hat begonnen.
    Zwei von ihnen sind schon hier.
    Jetzt fängt es richtig an.
    Du beugst dich zu ihr hinunter. Wie sie in Embryonalstellung zusammengekauert im Koffer liegt … Das Silbertape sitzt fest um ihren Mund, hauptsächlich zur Sicherheit. Sie schläft noch immer tief.
    Noch ein Weilchen.
    Du hebst sie auf den Arbeitstisch. Sie ist genauso leicht wie die anderen. Wie ein Vogeljunges.
    Du legst die Lederriemen um ihre schmalen, schmalen Handgelenke, und als du die schmalen Hände siehst, kommt alles zurück.
    Die schmalen Hände klatschen.
    Du siehst es in Zeitlupe, wie in Sirup. Und das Geräusch ist auch komisch. Der Applaus klingt mehr wie verzerrte Schreie aus finsterster Tiefe. Das Lachen, die Anfeuerungsrufe sind ein lang gezogenes, gedehntes Teufelsgebrüll. Die hüpfenden Körper sind Farben, die auslaufen, Blut, das über das Bild gepumpt wird.
    Und alles auf dem Film, den sie dann zeigen.
    Dein Hass war im Begriff nachzulassen, als du das Vogeljunge auf den Arbeitstisch gehoben hast. Jetzt ist er wieder da.
    Jetzt ist er ernsthaft wieder da.
    Du wendest dich wieder dem Turm zu. Du öffnest das Fenster und justierst die Überwachungskamera, die genau vor dem Fenster an der Fassade festgeschraubt ist.
    Du bleibst eine ganze Weile stehen und siehst zu, wie die Farben des Turms wechseln.
    Und schließlich werden alle Fenster wieder rot. Es gibt trotz allem jemanden da draußen, der denkt wie du.
    Da erwacht sie hinter dir. Du hörst die Geräusche.
    Du drehst dich um.

28
    Es war ein eigentümlicher Treffpunkt, aber es war der einzig Richtige. Um ein wenig Zeit zu sparen. Ein wenig Zeit zu retten.
    Sie hatten gestern Abend lange in ihren Zimmern gesessen und versucht, so weit wie möglich voranzukommen. Einen Tag vorzubereiten, der aktionsgeladen werden musste. Oder zumindest handlungsgeladen.
    Das Väsby-Zentrum war nicht gerade schön. Im bleichen Sommerlicht türmte es sich über ihnen auf wie ein enormer Rohbau. Hier wurde nämlich groß umgebaut. Das Väsby-Zentrum sollte erneuert werden, sollte das Siebzigerjahreflair hinter sich lassen, das dem Einkaufszentrum so lange angehangen hatte.
    Die A-Gruppe sammelte sich auf dem Parkplatz davor neben ihren Autos. Kerstin Holm lehnte an der offenen Wagentür ihres Toyota Prius.
    »Ihr wisst, worum es geht. Wir nehmen uns jeder einen von Lisa Jakobssons Klassenkameraden vor. Die meisten wohnen und arbeiten hier in der näheren Umgebung. Wenn ich richtig gezählt habe, kommt auf jeden von uns einer. Wir vernehmen sie, jeden einzeln, und am Nachmittag treffen wir uns wieder in der Kampfleitzentrale.«
    »Jon hat sogar eine Losziehung vorbereitet.« Chavez zeigte auf seinen Kollegen.
    »Darauf kommen wir zurück«, sagte Kerstin Holm kühl. »Nachdem wir gestern dieses Treffen verabredet hatten, haben ja die meisten von uns noch weitergearbeitet, und die Frage, bevor wir jetzt losgehen, ist, ob irgendetwas Neues aufgetaucht ist. Da das Gerücht kursiert, ich sei als Chefin nicht mehr ganz auf der Höhe, gedenke ich, jetzt das Heft wieder fest in die Hand zu nehmen und euch das Wort zu erteilen, wie ich es für richtig halte. Also, Arto?«
    »Als Chefin nicht auf der Höhe?«, wiederholte Arto und schlug die Arme um den Oberkörper. Es war ein reichlich kühler Morgen.
    »Das ist jetzt nicht das Thema«, sagte Kerstin Holm kurz angebunden.
    »Okay. Ich vermute, das eventuelle brasilianische Prostitutionssyndikat hat nicht mehr die oberste Priorität. Dennoch haben Gunnar und ich mit den Brasilianern verhandelt und uns gewisse Informationen beschaffen können. Vor rund einem halben Jahr wurden dort zwei Zuhälter tot aufgefunden, beide mit abgezogener Gesichtshaut.«
    »Verhandelt?«, hakte Kerstin Holm nach. »Was musstet ihr denn dafür bezahlen?«
    »Informationsaustausch«, sagte Arto Söderstedt. »Sie bekamen von uns alles, was wir über Armanda Carneiro alias Marisa Santos hatten.«
    »Und damit haben sie sich wirklich begnügt?«
    »Vielleicht nicht ganz«, sagte Gunnar Nyberg und handelte sich damit einen nicht

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