Bußestunde
hundertprozentig kollegialen Blick von Söderstedt ein.
»Arto?«, forderte Kerstin Holm mit drohendem Unterton.
»Wir haben ihnen den Mikrochip geschickt«, musste Söderstedt bekennen. »Sie sind ja Experten für solche Spürsender. Das gehört zu ihrem Alltag.«
»Das SKL hat sämtliche Daten, die ihm hier in Schweden abzugewinnen waren«, sagte Nyberg mit einem versöhnlichen Blick zu seinem Partner. »Vielleicht hat die brasilianische Polizei noch mehr Möglichkeiten als wir.«
»Dann handelt es sich also wirklich um eine brasilianische Liga?«, fragte Kerstin Holm.
»Auf jeden Fall deutet vieles darauf hin«, sagte Arto Söderstedt und schlug erneut die Arme um den Oberkörper. Dabei holte er etwas zu weit aus und versetzte Gunnar Nyberg einen Nasenstüber.
»Sara?« Kerstin wollte vorankommen.
»Wir haben eigentlich nur eine wirkliche Spur«, sagte Sara Svenhagen. »Und das ist der Wohnungsbesitzer von der Jungfrugatan, Rainer Kruse, der Einhandsegler, der auf der Kanalinsel Guernsey gemeldet ist. Bekanntlich ist sein Boot auf einer einsamen Insel aufgefunden worden. Die Polizei dort hat es durchsucht und dabei eine Anzahl von DNA-Spuren gesichert, die für uns von Interesse sein könnten. Aber wir müssen abwarten. Das Beste, was wir im Moment tun können, ist, Flugscheine durchzusehen, um Tiina Spinroth eventuell auf der Passagierliste eines Fluges von Stockholm zu finden.«
»Das Problem ist«, übernahm Lena Lindberg, »dass es keine Direktflüge von Arlanda nach Guernsey gibt. Man muss in London umsteigen. Also vervielfachen sich die Möglichkeiten. Wie viele Flüge gehen täglich von Schweden nach London? Die Strecke Heathrow – Guernsey ist natürlich weniger frequentiert, aber dafür ist es ein Inlandsflug, und man muss keinen Pass vorzeigen.«
»Wir suchen weiter«, sagte Sara Svenhagen. »Dem Hafenlogbuch auf Guernsey zufolge ist Rainer Kruse mit seinem Boot Rosamunda am Morgen des 7. Mai losgesegelt. Und das Boot wurde erst gestern gefunden. Wir überprüfen also vor allem die Reisenden in den Tagen vor dem 7. Mai, aber bisher noch erfolglos.«
»Gut«, sagte Kerstin Holm. »Und Sie, meine Herren? Irgendwelche Neuigkeiten?«
»Wir hatten gestern Nachmittag vor, so viele Personen wie möglich auf unserer Liste zu erreichen«, sagte Jorge Chavez.
»Vor allem«, fügte Jon Anderson hinzu, »wollten wir die drei Übrigen in der ›coolen Mädchengang‹ der Klasse S3D warnen. Aber wir haben keine von ihnen erreicht. Zwei wohnen noch in Väsby, eine in der Stadt. Aber wir konnten sie nicht ausfindig machen.«
»Sonst nichts?«, fragte Kerstin Holm.
»Nein, außer dass wir zu wissen glauben, wo die meisten der ehemaligen Klassenkameraden auf unserer Liste sich momentan aufhalten sollten.«
»Dann habe ich eine Neuigkeit«, sagte Holm. »Sie kam gerade, als ich von der E 4 abbog, und ich wäre fast auf einen Laster vor mir aufgefahren. Der Körper von Armanda Carneiro ist im Lill-Jansskog gefunden worden, und zwar an der gleichen Stelle, wo am Mittsommertag auch Åsa Karlssons Leiche entdeckt wurde.«
Sie sahen einander an. Jeder den anderen, bis sie die Information in ihrer ganzen Tragweite aufgenommen hatten.
»Brynolf Svenhagen ist vor Ort«, sagte Kerstin Holm. »Ich habe ihm mitgeteilt, dass wir nicht hinkommen, denn ich glaube, auch euch ist klar, welche Gefahr hier jetzt droht.«
»Dass Tiina Spinroth ihr Lager wechselt«, sagte Jorge Chavez. »Pfui Teufel, stellt euch vor, dieser Satan hat gestern eine der Frauen aus der ›coolen Gang‹ erwischt. Als wir hier waren und nach ihnen suchten.«
Jon Anderson verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die deutlichen Selbstekel verriet. »Im schlimmsten Fall danach «, sagte er leise. »Wir hätten uns mehr anstrengen können, sie zu finden.«
Kerstin Holm räusperte sich und sagte laut und deutlich: »Wir wissen doch überhaupt nicht, ob so etwas passiert ist. Also schlage ich vor, wir handeln jetzt und tun genau das, was wir geplant haben. Losentscheid?«
»Es kommt mir in der jetzigen Lage nur mäßig geschmackvoll vor«, sagte Jon Anderson.
»Mach es trotzdem.«
»Hier ist ein Schuhkarton mit folgenden Namen auf Zetteln: Hanna Hörnblom, Alice Nordin, Matilda Broman, Fredrik Ahlberg, Anders Koskinen, Ulla Johansson, Sofia Olsson-Larsson, Lars Persson, Joakim Bergsten. Es ist ein Mix aus denen, die in der Klasse S3D des Vilunda-Gymnasiums Mitte der Neunzigerjahre in waren, und denen, die außen vor standen.«
»Es sind neun
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