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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Zeichenkombination »Montag 08.57« bildete, und da er wusste, dass man mindestens drei Minuten brauchte, um sich raschen Schrittes durch das Präsidium zu den wohlverschlossenen Teilen des Gebäudes zu begeben, in denen sich die Säpo befand, wurde es milde gesagt Zeit.
    Er ließ die Hölle hinter sich und trat auf den Korridor hinaus. Es war tatsächlich genau neun Uhr, als er von einer überaus reservierten Sekretärin in das Zimmer des Chefs der Säpo eingelassen wurde.
    »Warum so außer Atem?«, fragte der Säpo-Chef, während er sich ein Haar aus der Nase zu zupfen versuchte.
    »Warum so eilig?«, erwiderte Paul Hjelm atemlos und versuchte den wie immer gut gekleideten und nonchalanten Juristen zu fixieren, den Chef der Sicherheitspolizei dieses Landes.
    »Setz dich«, sagte der und fummelte weiter an seinem Nasenhaar.
    Hjelm setzte sich in den Besuchersessel vor dem imposanten Schreibtisch des Säpo-Chefs und wartete, was der zu sagen haben würde, während er seinem Atem Zeit ließ, sich zu normalisieren.
    Erst als dieser wieder ganz regelmäßig war, war auch das Nasenhaar entfernt, und der Säpo-Chef sagte: »Bekanntlich haben wir professionell mit der Sektion für interne Ermittlungen nicht viel zu tun.«
    »Wie du sehr gut weißt, sind wir eine eigenständige Einheit, über die selbst die Säpo keine Macht hat. Wir ermitteln auch bei euch.«
    »Und das ist gut so«, sagte der Säpo-Chef und nickte. »Du bist mit anderen Worten ganz und gar nicht deswegen hier.«
    »Nein, offenbar bin ich wegen etwas ›Akutem‹ hier«, sagte Paul Hjelm, »der dunklen SMS von Euer Hochwohlgeboren zufolge.«
    »Ja«, sagte der Säpo-Chef zögernd und begann, ebenso unablässig wie unrhythmisch mit einer Schnupftabakdose auf den Schreibtisch zu klopfen. »Ja, es ist tatsächlich ein bisschen akut. Wir brauchen deine Hilfe.«
    »Die Säpo braucht meine Hilfe?«, fragte Paul Hjelm mit aller Skepsis im Ton, die er aufzubringen vermochte.
    »Lass es mich so formulieren«, sagte der Säpo-Chef und klopfte weiter mit der Schnupftabakdose. »Ich biete dir einen Job an. Einen der höchstdotierten Jobs bei der schwedischen Polizei. Man könnte es eine Vertretung nennen.«
    »Einen Job?«
    »Einen der höchstdotierten und einen der geheimsten, muss ich hinzufügen.«
    Hjelm sah den Säpo-Chef an und überredete sich selbst zu einer minimalistischen Herangehensweise. Kein überflüssiges Wort.
    Aber er war natürlich gespannt.
    Der Säpo-Chef legte die Schnupftabakdose beiseite und ging dazu über, seine Fingernägel anzustarren. Sein Vorrat an Ticks war offenbar unerschöpflich.
    »Also, was du gerade denkst, ist völlig richtig«, sagte er schließlich.
    »Ich denke an meine Tochter«, sagte Paul Hjelm.
    »Das tust du nicht«, entgegnete der Säpo-Chef. »Du denkst an Spionage.«
    Sie schwiegen eine Weile. Hjelm wartete auf den nächsten Tick. Das war das Knacken mit den Halswirbeln. Der Säpo-Chef spannte den Nacken in alle denkbaren Richtungen und leistete so beim Knacken Erstaunliches.
    »Du weißt ja«, sagte er und imitierte mit dem Nacken ein altmodisches Knallband, »dass die Sicherheitspolizei ein nationaler Sicherheitsdienst und nur innerhalb der Grenzen Schwedens tätig ist.«
    »Jaja«, sagte Paul Hjelm.
    »Aber du weißt auch, dass wir verständlicherweise einen gewissen inoffiziellen internationalen Austausch betreiben. Wie würden wir sonst zurechtkommen?«
    »Weiter«, sagte Paul Hjelm.
    »Du bist ihm doch begegnet«, entfuhr es dem SäpoChef. »Behaupte nicht, dass du nicht weißt, von wem ich rede.«
    »Anstatt irgendetwas zu behaupten«, sagte Hjelm ruhig, »warte ich auf die Fortsetzung.«
    »Die Bombe in der U-Bahn vor einem Jahr«, fuhr der Säpo-Chef fort. »Die A-Gruppe inklusive eines gewissen Herrn Hjelm kam während einer wichtigen Besprechung mit internationalen Kollegen hereingestürmt. Dieser Auftritt hatte zur Folge, dass ein gewisser Herr Hjelm später eine sehr inoffizielle Reise nach Berlin unternahm. Dank eines bestimmten Mannes.«
    »Unseres ›internationalen Experten‹«, sagte Paul Hjelm.
    Der Säpo-Chef sah ihn zum ersten Mal direkt an und nickte. »Du wusstest ja Bescheid«, sagte er. »Du erinnerst dich deutlich an euer Gespräch, oder?«
    »Deutlich ist zu viel gesagt.«
    Aber Tatsache war, dass die Erinnerung daran doch recht deutlich war. Der sogenannte internationale Experte der Säpo, der ungezwungen mit hohen Tieren der CIA und des deutschen Bundesnachrichtendienstes verkehrte, war

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