Bußestunde
Haut habe. Wahrscheinlich glaubt sie, es sei ihre letzte Chance freizukommen, es gelingt ihr, den Mörder davon zu überzeugen, dass sie die Wahrheit sagt, und der tut das einzig Mögliche. Er schneidet den Arm ab und macht sich aus dem Staub. Was in diesem Zusammenhang mit Lisa Jakobsson passiert, ist schwer zu sagen, aber der Mörder will keinerlei Spuren zurücklassen und ermordet auch den Handlanger Johannes Åkerblom.«
»Der zwar verheiratet ist, aber seit Jahren nicht mehr mit seiner Frau zusammenlebt«, flocht Sara ein.
»Der Mörder entkommt, bevor ein grimmiger Auftragskiller am Ort erscheint. Er trifft jedoch auf uns – oder wir treffen auf ihn. Leider verliert sich seine Spur draußen auf der Jungfrugatan. Wahrscheinlich hatte er ein Auto in der Nähe und konnte damit fliehen.«
»Trotz einer mit hoher Präzision zerschossenen Schulter«, sagte Arto Söderstedt.
»Aber es geht doch wohl nicht um eine reiche Frau aus São Paulo?«, fragte Kerstin Holm. »Es muss doch etwas anderes dahinterstecken?«
»Das ist ja das Eigenartige«, sagte Sara Svenhagen. »Eine anorektische Frau mit hellbrauner Hautfarbe mit superlangen Fingernägeln und einem unter die Haut operierten Spürsender, die einen Berufskiller auf den Plan ruft. Was halten wir davon?«
»Organisiertes Verbrechen«, sagte Jon Anderson.
»Prostitution?«, schlug Kerstin Holm vor.
»Aber jetzt einmal ehrlich«, warf Jorge Chavez ein. »Welche Art von sexuellen Diensten kann man mit solchen Fingernägeln leisten?«
»Guter Einwand«, sagte Kerstin Holm überraschenderweise. »Und das führt zu welcher Schlussfolgerung?«
»Dass es sich eher um eine Art reiche Tochter aus Diplomatenkreisen gehandelt hat«, sagte Chavez. »Gibt es nicht in Indien bestimmte Gegenden, wo es als vornehm gilt, die Nägel ad absurdum wachsen zu lassen? Euer Killer war vielleicht der Leibwächter eines indischen Diplomaten.«
»Er war kein Inder«, sagte Söderstedt. »Ich wette darauf, dass er Indianer war.«
»Das sind doch Wildwestträume.« Gunnar Nyberg schaute Söderstedt streng an. »Du willst, dass ein Indianer auf dich geschossen hat.«
»Ten little indians«, sagte Jon Anderson.
»Aber vielleicht ein von Indern angeheuerter Indianer oder so etwas«, schlug Chavez vor.
»Sagen wir doch einfach ›indians‹ auf Englisch, dann sind wir das Problem los«, vermittelte Jon Anderson galant.
»Aber diese Frau, Inderin oder nicht, muss auf jeden Fall die Annonce im Internet gelesen haben«, sagte Kerstin Holm. »Jon und Jorge, ihr setzt euch jetzt daran und versucht alles über diese Internetannonce herauszufinden. Kann man feststellen, wann, wo und wie sie ins Netz gestellt wurde? Welche Mails sind von der Website abgeschickt worden, welche sind eingegangen? Und so weiter, und so weiter. Die Anzeige in dieser Gesundheitszeitschrift muss von jemandem bezahlt worden sein, zum Beispiel.«
»Die Gebrüder Bieber in Aktion«, sagte Jorge Chavez grantig.
»Aber wie ist Paul Hjelms Tochter in die Sache reingerutscht?«, fragte Jon Anderson.
»Die Antwort darauf haben wir ja«, sagte Sara.
»Außerdem haben wir exakte Zeitpunkte und eine Telefonnummer. Alles aus Tovas Handy. An Lisa Jakobssons Telefon meldet sich dagegen die ganze Zeit niemand«, fügte Lena hinzu. »Sechs Minuten nachdem unser Killer mit blutender Schulter auf die Jungfrugatan hinausgelaufen war, rief ›Tiina Spinroth‹ Tova Hjelm an, die sich im Videoladen befand. Sie rief von einem Handy mit einer unregistrierten Prepaid Card an, zu deren Nummer wir also keinen Namen haben. Doch mit etwas Glück können wir eine Liste der Nummern bekommen, die sie angerufen hat.«
»Aber das ist reichlich unwahrscheinlich«, sagte Arto Söderstedt. »Diese Tiina Spinroth hat Tova Hjelm ja bewusst zu uns geschickt, sozusagen als ironische Geste. Es ist doch klar, dass Tova nichts Entscheidendes mitbrachte, was uns hilft, sie zu entlarven.«
»Trotzdem arbeiten wir mit dieser Nummer«, sagte Kerstin Holm. »Sie kann ihre Karte übers Internet aufgeladen haben, sie kann andere wichtige Gespräche geführt haben. Du checkst das ab, Arto.«
»Ich?«
»Du hast den Einwand gebracht, dann kannst du es auch machen. Was ist jetzt mit den Filmen, Lena?«
»Wir haben gestern mit Naoum Chamoun gesprochen. Er gab zu, gesehen zu haben, wie sich der Pornofilmausleiher Johannes Åkerblom bei verschiedenen Gelegenheiten in dem Laden auffällig gegenüber Frauen verhalten hat. Wir haben Naoum Chamouns Computer sowie
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