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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Personen. Alle vier DNAs fanden sich in beträchtlicher Menge auf einer Art Arbeitstisch, der im größten Raum stand, nennen wir ihn das Wohnzimmer. Er war ganz einfach von vier Sorten Blut bedeckt. Darüber hinaus ist in der Wohnung kein anderes genetisches Material identifiziert worden. Blutspuren von vier Personen, allem Anschein nach stammt keines davon vom Täter. Es handelt sich um so viel Blut, dass die DNA für alle vier sicher festgestellt werden konnte. Wenn es Übereinstimmungen mit registrierten DNAs gibt, dürften wir das im Laufe des Tages erfahren. Die Technik macht Fortschritte.«
    »Wir haben aber schon eine Übereinstimmung«, sagte Sara. »Die DNA von einem Blut passt mit der von Haaren auf einer Haarbürste in Lisa Jakobssons Wohnung zusammen.«
    »Das war das frischeste Blut«, sagte Lena Lindberg. »Den Technikern zufolge hatte die Gerinnung gerade eingesetzt. Das bedeutet, dass Lisa Jakobsson sich höchstens vier Stunden vor unserem Eintreffen in der Wohnung befunden haben muss. Wenn wir ein bisschen schneller geschaltet hätten …«
    »Eine weitere DNA stimmt mit einem Arm überein«, sagte Sara.
    Lena nickte und fuhr fort: »Der Arm, den wir in der Wohnung gefunden haben, gehört einer offensichtlich anorektischen, nicht identifizierten Frau. Wir haben also drei anorektische Frauen, die alle mit der Wohnung in Verbindung gebracht werden können. Es ist wohl verhältnismäßig sicher, dass wir es mit einem Serienmörder zu tun haben, der Anorektikerinnen ermordet – oder zumindest magere Frauen foltert.«
    »Also dieser Arm«, fragte Kerstin Holm, »können die Kriminaltechniker vom SKL darüber nicht mehr sagen?«
    »Doch«, entgegnete Lena Lindberg. »Das wohl Markanteste daran sind die Fingernägel. Sie sind abnorm lang. Wie im Guinnessbuch der Rekorde , ihr wisst schon. Weltrekordnägel. Sie sind über zehn Zentimeter lang und haben angefangen, sich aufzurollen. Es gibt nicht viele Berufe, in denen man mit so langen Fingernägeln zurechtkommt.«
    »Laufen?«, schlug Jorge Chavez vor. »Gab es nicht mal eine Sprinterin, die so lange Nägel hatte?«
    »Und weil man damit kaum seine Wohnung sauber machen kann, muss man eine sehr erfolgreiche Läuferin oder dergleichen sein«, sagte Lena Lindberg.
    »Florence Griffith-Joyner?«, sagte Arto Söderstedt. »Die Weltrekordhalterin über hundert Meter, die sich zu Tode gedopt hat. Hatte die nicht solche Nägel?«
    »Braucht man dann auch Diener, die einem den Hintern abwischen?«, warf Gunnar Nyberg gefühllos ein.
    »Welche Schlüsse im Zusammenhang mit Anorexia nervosa ziehen wir jetzt hieraus?«, fragte Kerstin Holm. »Auch im Zusammenhang damit, dass diese ›Läuferin‹ auf die fiktive Medizin Anamagica aus war?«
    »Gar keine«, sagte Sara Svenhagen. »Es gibt vorläufig noch keine Schlussfolgerungen.«
    »Warum dann den Arm zurücklassen?«
    »Ich glaube, darauf haben wir eine Antwort«, sagte Lena Lindberg. »Zumindest habe ich gerade noch ein Schreiben aus dem Fax gezogen, bevor wir hierherkamen. Es ist von Brynolf Svenhagen vom SKL. Ich versuche, es zu lesen, während ich spreche.«
    »Lass hören«, sagte Kerstin Holm.
    »Brasilien«, sagte Lena Lindberg, das Gesicht auf die Blätter gerichtet. »Was wisst ihr von der großen Stadt São Paulo in Brasilien?«
    »Raues Pflaster«, sagte Arto Söderstedt. »Groß, rau, hart, gesetzlos. Ungefähr so.«
    »Stimmt genau«, pflichtete Lena bei. »Eigentlich für zwei Dinge bekannt: extrem brutales organisiertes Verbrechen und eine Hochburg der plastischen Chirurgie, wo praktisch jeder gewünschte Eingriff vorgenommen wird, no questions asked. Die beiden Dinge gehen Hand in Hand. In letzter Zeit hat anscheinend eine bestimmte Mafia – PCC –, die als ›Gewerkschaft der Gefangenen‹ bekannt ist, die Zwanzigmillionenstadt São Paulo mit Entführungen terrorisiert. Die Reichen in der Stadt haben deshalb eine neue Methode gefunden, dieser Bedrohung zu begegnen. Mithilfe ihrer engen Alliierten, der plastischen Chirurgen, lassen sie sich Spürsender im Körper einsetzen. Mikrochips, die auf operativem Weg eingepflanzt werden. Auf diese Weise kann die Polizei – oder eher die private Sicherheitsfirma, die man beauftragt hat – über Satellit einen entführten Wirtschaftsboss oder Politiker binnen einer Stunde aufspüren. Anderseits weiß PCC davon und beginnt mittlerweile jede Entführung damit, auf ziemlich brutale Art und Weise das Opfer nach Mikrochips zu durchsuchen. Man kann das

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