Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
Vom Netzwerk:
Zettel Sören – Alibi? mit einem neonroten Strich.Außerdem beschrieb er einen weiteren Haftzettel mit den Worten Biogasanlage – Recherche. Den brachte er hinüber in Koort-Eikes Büro, wo er ihn mittig auf der Schreibtischunterlage befestigte.
    Dann kehrte er an sein Fenster zurück. In der linken Ecke, wo es nicht auffiel, befestigte er den Zettel mit der Aufschrift Buckliges Männlein . Mit diesem Männleinhatte alles angefangen. Es hatte an Steffis Bett gestanden, kurz bevor sie gestorben war. Durfte man nicht aus den Augen verlieren, fand er. Das bucklige Männleinwar wie ein nerviger Ton in seinem Kopf, der nicht verstummen wollte. Ein Rauchmelder. Bärbel hatte das bucklige Männlein gesehen, und Boris hatte sich seinetwegen Sorgen gemacht – und wich Fragen über das Männlein aus, obwohl er sonst gern plauderte.
    Elias komplettierte den Zettel mit den Bemerkungen: Ein Unbekannter? Ein Außenstehender? Die Möglichkeit, dass ein Außenstehender die arme kleine Steffi mitgenommen hatte, durfte man im Zeitalter der Pornografie auch nicht aus den Augen lassen. Das Mädchen hatte das Haus verlassen, war allein im Garten oder einer abgelegenen Ecke herumgeschwirrt, aus Gründen, die man wohl nie erfahren würde, und da hatte jemand die Gelegenheit genutzt und sie gepackt …
    Schließlich beschrieb er einen letzten Zettel mit der Erinnerung: Sörens Alibi niederschmettern. Das hatten sie heute ja nicht geschafft. Sven, der ihm gefolgt war und jetzt am Schreibtisch schlief, bekam ihn auf die Stirn gepappt. Dort würde er ihn finden, wenn er erwachte.

»Boris hat den Kerl gesehen, und Sören gehört die Karre, in der Steffis Jacke klemmte. Er ist unser Hauptverdächtiger. Wieso findet ihr ihn nicht? Wieso«, schrie Olly, als sie sich abends in der Küche begegneten, »könnt ihr Kriminalen nicht mal einfach tun, was euer Job ist?«
    »Hm?«, fragte Elias, abgelenkt durch ihren Hintern, obwohl sie jetzt eine blickdichte Jeanshose trug.
    »Ich knall euch morgen früh einen Haftbefehl hin, und dann wird der Dreckskerl eingesackt!«
    Olly war sauer. Sie leitete die Ermittlungen, sie trug die Verantwortung. Ein Mädchen war verschwunden, seit elf Tagen, und sie konnte immer noch niemanden in Handschellen vorzeigen. Das war schon bitter.
    »Sind dir die Journalisten auf den Fersen?«, fragte er mitfühlend.
    »Bin ich der Bundespräsident?«, schnauzte sie ihn an. »Hier in Ostfriesland hat die Presse Verstand. Außerdem hab ich den Saukerlen verklickert, dass ich sie bei der nächsten blöden Frage aus meinem Büro schmeiße.«
    Ja, der Olly ging’s nicht gut. Elias erinnerte sich, wie ihn die Presse bei der Luftballongeschichte gehetzt und ihr Teil dazu beigetragen hatte, dass er aus seinem Dachkammerbüro geflogen war. Da war ihm ähnlich zumute gewesen. Er ging in den Garten und pflückte ein paar Margeriten, die auf einem Zivilisationsinselchen beim Zaun die Köpfchen in die Luft reckten.
    »Mensch, Elias. Weißt du, dass du gerade die Arbeit eines ganzen Frühjahrs zunichtegemacht hast?«, schrie Olly, als er ihr den Blumenstrauß in die Hand drückte. Aber irgendwie war sie hinterher doch besserer Laune.
    Viel Aufwand erforderte das Einsacken des Dreckskerls zum Glück nicht, denn er saß bereits in Harms Büro. Elias beorderte Olly, die auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft nach Aurich war, per Smartphone nach Leer, und dann nahmen sie Sören zu dritt in die Mangel.
    Dabei sagte er aus: a) Er habe keine Ahnung, wie Steffis Strickjacke an seine Schubkarre geraten sei. Das habe er doch schon gesagt. Und b) habe er der Steffi auch nichts angetan. Er habe sie nicht mal gesehen. Seit Ewigkeiten. Bestimmt seit einem Monat. Oder so. Und c) habe er auch keine Tiere an die Wand genagelt. d) Herrgott noch mal!
    Dass er ohne seinen Anwalt nichts mehr sagen werde, fiel ihm erst später ein. Wahrscheinlich sah er wenig fern, und wenn, dann nur die Börsennachrichten.
    »Soso«, meinte Harm, der immer noch kränklich wirkte. Er schrie seine Verdächtigen nicht an. Das ging ihm gegen’s Naturell. Aber er ließ sich auch nicht für dumm verkaufen. »Und wie steht es mit Ihrem Alibi, Herr van Doom?«
    »Denn wenn Sie uns keines nennen, werden Sie wegen Verdunklungsgefahr festgesetzt, eingekerkert, an die Wand geschmiedet. Ich mach Sie fertig!«, schnauzte Olly, die weniger vornehm war. Ihr nettes Pferdegesicht blickte kompromisslos. Irgendwie komisch, wie sie sich allesamt wünschten, es wäre Sören, den sie dingfest machen

Weitere Kostenlose Bücher