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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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könnten.
    Aber so leicht ging das nicht, denn Sören präsentierte ihnen mit einem genussvollen Lächeln eine Entlastungszeugin. Seine Sekretärin. Die beiden hatten nach seinen Angaben zarte Bande miteinander geknüpft und die fragliche Nacht und auch die Stunden vorher und nachher und sowieso die gesamten vierundzwanzig Stunden, die möglicherweise als Tatzeit infrage kämen, gemeinsam verbracht, was die Dame auch jederzeit bestätigen würde.
    »Und warum erfahren wir das erst jetzt?«, wollte Harm wissen.
    »Ist doch früh genug«, meinte Sören frech. Dann wollte er gehen, und Harm winkte ihn raus, obwohl Olly lieber den Henker mit den Daumenschrauben und dem Nagelstuhl an die Arbeit gelassen hätte.
    »So«, sagte Harm, als der Kerl fort war. »Der Personalbestand ist momentan ja eher übersichtlich. Koort-Eike ist bei der Kriminaltechnik in Hannover, wegen beschleunigter Auskunft über Steffis Jacke und den Kram. Olly und ich müssen zu einer Pressekonferenz. Die anderen sind noch krank. Bleiben also nur Sven und du, Elias, um das Alibi von Sören …«
    »… zu zerdeppern«, murmelte Elias.
    »Zu überprüfen«, korrigierte Harm.
    »Ich zerdepper es«, sagte Elias, »weil der Kerl lügt wie gedruckt. Darauf verwette ich mein Hemd.«
    Mit diesem Vorsatz machte er sich zum dritten Mal auf den Weg nach Emden, wo Frau Charlotte Schmitz, die angeblich Sören van Dooms Liebste war, im Büro gerade mit einem Stift die Kontur ihrer Lippen nachzeichnete.
    »Wir wissen alles«, bluffte Elias, »und Sie sollten in Ihrem eigenen Interesse ausspucken, wo Sie wirklich gewesen sind, in der Nacht, in der Stefanie Coordes verschwunden ist. Denn sonst hängen Sie ebenfalls mit drin.«
    »Und zwar so was von!«, unterstützte ihn Sven.
    Charlotte Schmitz klemmte weiter die Lippen nach innen, um sich mit dem lila Stift ja nicht zu vermalen. Sven signalisierte Elias mit einem Hochziehen der Augenbrauen, dass hier nur Geduld weiterhalf. Er war verheiratet und musste es wissen. Na schön.
    »Sören war aber wirklich bei mir«, sagte Charlotte, als sie fertig gezeichnet und mit einem Lippenstift die leeren Flächen ausgefüllt hatte.
    »Was genau haben Sie denn miteinander unternommen?«, erkundigte sich Elias. Die Frage war eine Falle, denn er hatte bereits recherchiert, dass Charlotte mit einem Forstwirt verheiratet war, der Donnerstag vor Ostern ab siebzehn Uhr freigehabt hatte, und da konnte man ja annehmen, dass das Ehepaar die Feiertage gemeinsam verbracht hatte.
    »Erst waren wir essen. Und dann bei Sören zu Hause.« Charlotte sortierte Mal- und Lippenstifte in ein Nylontäschchen und bequemte sich zu Details. »Also, um fünf habe ich hier Schluss gemacht. Dann sind wir was essen gegangen. Bei McDonald’s … Was gucken Sie? Wir sind da nicht so elitär …«
    Wer’s glaubt, dachte Elias, denn Männer, die lila Hemden zu schwarzen Wollmänteln trugen, führten ihre Liebste nicht in einen Fast-Food-Tempel, das war so sicher wie der Pups nach dem Kohltopf.
    »Und dann sind wir zu Sören. Und da haben wir …« Charlotte lächelte kokett und plinkerte mit ihren extrem langen schwarzen Wimpern, um anzudeuten, wie lasterhaft ihr Treiben gewesen sei.
    »Gut, das überprüfen wir. Wir bräuchten Ihre Adresse und müssten wissen, um welche McDonald’s -Filialees sich handelt.« Noch ein Bluff. Charlottes Adresse hatten sie sowieso schon, und bei McDonald’s erinnerte sich garantiert niemand mehr an einen Gast, dessen Besuch an der Kasse länger als dreißig Sekunden zurücklag. Charlotte zierte sich ein bisschen, schrieb dann aber auf, wo sie wohnte, und gab den McDonald’s in der Auricher Straße an. Alles korrekt, wie Elias sich überzeugte.
    Er und Sven machten sich auf den Weg nach Hinte, wo Charlotte mit ihrem Forstwirt lebte. Glücklicherweise war der zu Hause, weil man ihn nämlich am Tag zuvor rausgeschmissen hatte. Übermäßiger Alkoholkonsum. Den hatte er seitdem auch noch nicht in den Griff bekommen. Weinschwaden trieben durch die Zimmer, in denen es aussah wie in einer Messiewohnung von RTL . »Was weiß ich, wo die Charlotte ihre Zeit verbringt«, nuschelte er. Auf dem Tisch lagen aufgeschlagen und vom vielen Lesen abgegrabbelt Goethes Wahlverwandtschaften .
    »Dann können Sie die Angaben Ihrer Ehefrau also weder bestätigen noch widerlegen?«, vergewisserte sich Elias und holte ein Protokollformular aus der Tasche.
    Der Forstwirt starrte zum Fenster hinaus. Sven, der sich neben ihn aufs Sofa gesetzt hatte,

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