Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
schicksalhaft auf einen neuen Lebensgefährten treffen.«
Donnerwetter – gab es da jemanden, der seiner Mama den Lebensabend verschönern wollte?
»Mir ist klar, mit welch tiefen Gefühlen du an deinem Papa gehangen hast, und das wundert mich nicht, denn er war ein wunderbarer Mensch«, erklärte seine Mutter.
Eigentlich hatte Elias seinen Vater nicht besonders gemocht, vielleicht wegen seiner immer verschwitzten Hände, mit denen er ihn durchs Leben geführt hatte. Nur in der Konfirmandenzeit, als sie die Zehn Gebote durchnahmen und er ein Referat über das vierte Gebot – Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren – halten musste, hatte er sich mehrere Tage lang zu positiven Gefühlen durchringen können.
»Wenn du nur glücklich bist, Mama«, schob er hastig in eine Atempause hinein.
»Jedenfalls solltest du ihn dir ansehen, bevor du ihn verdammst. Das ist doch kindisch!«
»Klar. Du, Mama …«
»Sag nicht, das Netz bricht schon wieder zusammen.«
»Nee, aber ich hab jetzt ’nen wichtigen Einsatz. Tschüss. Und ich komm vorbei, sobald ich kann.« Das Wunderbare an einem Smartphone ist: Du klickst auf den roten Hörer, und augenblicklich herrscht Ruhe. Mensch, wenn seine Mutter wirklich ein spätes Glück gefunden hatte! Elias malte sich Wochenenden ohne schlechtes Gewissen aus, ja ganze Urlaube …
»Was willst du denn am Hafen?«, fragte Sven, der gähnend ein Augenlid gehoben hatte.
Verdammt! Elias wendete bei der nächsten Abfahrt.
Kurz darauf standen sie wieder vor Sörens Bürogebäude. Die Sekretärin trug gerade Puder auf. Erst als Elias ihr die Puderdose aus der Hand schnappte, verriet sie ihnen schmollend, dass Sören unterwegs sei. Nach Hamburg. Oder Berlin. Oder so. Entweder hatte Sören keine genauen Angaben hinterlassen, oder das Mädchen hatte nur eine verschwommene Vorstellung davon, was jenseits von Oldenburg lag. Elias hielt beides für möglich.
Für den dritten Fall, dass sich Sörens Hamburg oder Berlin nur wenige Schritt entfernt befand, schaute Elias in sein Büro und in zwei weitere Zimmer und kontrollierte, da er schon dabei war, auch das Klo, aber Sören war wirklich nicht im Haus.
»Komm«, sagte Elias und zog Sven aus dem Besuchersessel im Büro der Sekretärin. Sein Kollege trottete verschlafen hinter ihm her. Eigentlich war er ein angenehmer Mitarbeiter, still und unkompliziert. Elias hoffte, dass Ulf sich bei Harm im Büro gut einlebte.
Auf der Fahrt zu Sörens Hof – Elias wollte seinen Verdächtigen auch dort suchen – wurde Sven munter und begann von seinen Drillingen zu erzählen. »So was is’n Wunder«, erklärte er. »Zuerst mal: Wie ähnlich die einander sind, obwohl nur zwei von ihnen eineiig, aber eines zweieiig ist. Tanja schafft es, sie auseinanderzuhalten, aber sonst niemand. Man weiß noch nicht mal, ob Lena später die Sina von der Dorothee unterscheiden kann oder umgekehrt. Die haben auch am selben Tag laufen gelernt. Und reden eine ganz eigene Sprache, mit der sie sich untereinander verständigen, wobei das ja noch keine Sprache ist, aber trotzdem. Man müsste das mal wissenschaftlich untersuchen, ob da irgendwelche mentalen Ströme fließen, die bei der Zellteilung entstanden sind. Kapierste? Weil ja am Anfang ein einziges Spermium mit einem einzigen Ei zu einer einzigen Zelle verschmolzen ist.«
»Ich dachte, die sind zum Teil zweieiig«, sagte Elias, während sie an der Emder Polizeiinspektion und einem Wasserturm vorbeidüsten und ihm auffiel, dass der Dienstwagen aufgetankt werden musste.
»Ja schon – aber nicht komplett. Nur zu einem Drittel und zwei Dritteln, falls du bei Bruchrechnung aufgepasst hast. Man könnte vielleicht sogar nachmessen, ob die mentalen Ströme zwischen Sina und Dorothee stärker fließen als zwischen Lena … ich meine zwischen Lena und Sina … und den beiden anderen … oder so.«
»Falls es das wirklich gibt.«
»Klar, ich erleb’s doch jeden Tag. Die Mädchen stimmen sich beispielsweise ab, in welchem Rhythmus sie schlafen. Das ist ein Vierstundenrhythmus. Also pro Person. Und während eine schreit, sammeln die beiden anderen ihre Kräfte. Und wenn die, die schreit, einschläft, steht die Nächste parat. Das ist schon toll.«
»Nur nicht für dich und Tanja«, meinte Elias mitleidig.
»Ach Quatsch. Ich steck das weg«, meinte Sven grinsend und gab schon wieder einen leichten Schnarchton von sich, so geübt war er mittlerweile mit dem raschen Nickerchen zwischendurch.
Zwanzig Minuten später waren
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