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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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verfallende Bauernhaus und die unordentliche Natur abgegrenzt wurde.
    »Franz Büttner. Unser Kindergärtner. Er arbeitet in der Arche hier im Ort. Gibt schon Komisches, was? Ein Mann, der beruflich auf Kinder aufpasst. Als hätte er nichts Besseres zu tun. Aber sonst ist er ein netter Nachbar. Seine Frau auch. Die ist beim Finanzamt«, sagte Oma Inse und richtete mit den Händen ihre prächtige silbrige Queen-Elizabeth-Dauerwellenfrisur, die ein bisschen außer Fasson geraten war. »Wollen Sie sehen, wo ich Murmeli und Kurt begraben habe?«
    Es war in ihrem eigenen Garten geschehen, und sie hatte damit ebenfalls gegen das Gesetz verstoßen, aber man hatte im Moment ja andere Sorgen, und so lobten Sven und Elias das hübsche Kreuz, das die beiden Tiere bekommen hatten. Oma Inse hatte mit blauer Farbe ihre Namen und eine liegende Acht darauf gemalt, als wären sie verheiratet gewesen. »Dass man so grausam sein kann«, meinte sie und wischte eine Träne aus dem Augenwinkel. Dann verabschiedeten sie sich.
    Auf der Fahrt zurück nach Emden bekam Sven Kopfschmerzen, was von dem Stress und dem Schlafmangel herrührte, ihm aber nichts ausmachte, weil er dagegen stark wirksame Tabletten besaß. Leider halfen die nicht. Sie machten ihn nur schläfrig, weshalb Elias ihn im Auto ließ, als er noch einmal nachsah, ob Sören mittlerweile eingetrudelt war. War er aber nicht. Also hinterließ er bei der Sekretärin die Nachricht, dass Sören gefälligst nach Leer kommen solle.
    Zurück in der PI schrieb Elias a) ein Protokoll, auf das er stolz war, weil es ihm das Gefühl gab, allmählich Teil des Kollegenteams zu werden, und b) Haftnotizen. Er klebte alle gelben Zettel auf das Fenster, das zum Glück Richtung Norden zeigte, sodass die Sonne nicht blendete, und vertiefte sich in die Details ihrer Ermittlungen. Er war froh, dass er endlich Ruhe hatte, jetzt, wo seine Kollegen zu Hause über ihren Klos hingen. Die Atmosphäre in dem roten Klinkergebäude war fast so inspirierend wie in seinem Dachkammerbüro in Hannover.
    Verdächtig waren also: Gitta, deren Alibi wackelte und die vielleicht ein Motiv hatte, die arme Steffi zum Teufel zu wünschen – andererseits aber durch Boris entlastet wurde, der Sören mit der Schubkarre am späten Abend oder vielleicht in der frühen Nacht, vielleicht aber auch schlaftrunken in der späten Nacht gesehen hatte, der aber vielleicht auch gar nicht Sören gesehen hatte, sondern sich das nur einbildete, weil Gitta ja ständig über ihren Nachbarn lamentierte. Eventuell hatte er auch Gitta schützen wollen.
    Gut. Außerdem war Bärbel verdächtig, von der sie nur wussten, dass sie verstört war. Kein schöner Gedanke, sich vorzustellen, dass eine Mutter ihrem eigenen Kind was angetan hatte, aber andererseits standen Mütter statistisch gesehen ganz oben auf der Liste. Gleich hinter den Vätern. Wut auf das nörgelnde Kind, vielleicht ein Gefühl der Überforderung … Ja, doch. Man musste bei Bärbel gründlich nachschauen. Nur hätte sie sicher nicht die arme Murmeli an die Scheunenwand geheftet. Das machte ja keinen Sinn.
    Auch Oma Inse war verdächtig, grundsätzlich. Aber sie hätte, wie Bärbel, sicher in keinem Fall ihre Tiere an die Wand genagelt. Und Opa Bartel war ans Bett gefesselt. Der schob weder Schubkarren durch den Hof, noch brachte er den Lieblingshahn seiner Inse um, nicht mal aus Eifersucht.
    Und Boris? Elias wurde das Herz schwer. Boris stromerte herum, er verkroch sich unter seinem Kinderbett, und er erzählte sonderbare Dinge von Schubkarren. War das alles verdächtig? Ja, irgendwie schon.
    Aber da war schließlich auch noch Sören, den womöglich Geldsorgen umtrieben, weil die lästige Nachbarin ihm nicht den Hof verkaufen wollte, und der deshalb … Elias schüttelte den Kopf. Wegen Geldsorgen ließ man doch kein Kind verschwinden! Er beschrieb einen Zettel mit fetter, roter Schrift: Sören – Motiv? Am liebsten hätte er sämtliche Sören-Zettel wieder von der Fensterscheibe entfernt, weil er den Eindruck hatte, dass sie ihm den Blick auf das Wesentliche versperrten. Nur hatte Boris diesen Mann gesehen, mit einer Schubkarre, aus der ein Paar Beine ragten und die später im Kanal lag, samt Steffis Jacke zwischen Griff und Wangen. Kinder galten als zuverlässige Zeugen, weil sie aufmerksamer waren und sich nicht ablenken ließen.
    Elias hängte die Zettel, die Boris und Sören betrafen, nebeneinander und sicherte sie mit Tesastreifen. Nach einigem Nachdenken markierte er den

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