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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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sie noch einmal Sörens Büro in Emden überprüften, hatten sie ihn dann doch am Wickel. Er telefonierte gerade mit Australien, wie er ihnen wichtig zuflüsterte, musste das aber unterbrechen, denn eine Festnahme ist eine Festnahme. Die Vernehmung mussten sie allerdings auf den nächsten Morgen verschieben, weil nun Olly vom Magen-Darm-Virus ereilt wurde.
    Nachdem Elias sie nach Hause gefahren hatte, flitzte er noch einmal in sein Büro. Dort lag ein ordentlich gestapelter Haufen Papier auf seinem Schreibtisch. Koort-Eike hatte ihm alles ausgedruckt, was sich über Biogasanlagen im Internet finden ließ. Oben auf dem Stapel klebte Elias’ gelbe Haftnotiz, mit der er um die Information gebeten hatte. Darunter hatte Koort-Eike gekritzelt: Leck mich, du Arsch.
    Elias lächelte. Er hatte gar nicht damit gerechnet, dass der Kollege ihm helfen würde.
    Sören van Doom erwies sich als harter Hund. Er leugnete, was das Zeug hielt. Inzwischen hatte er einen Anwalt engagiert, und der mischte sich ständig ins Gespräch ein und verlangte, dass sein Mandant die Aussage verweigerte. Alles also, wie man es kannte.
    Harm erklärte, dass sie vor allem wissen wollten, wohin Sören die kleine Steffi gebracht habe.
    »Wenn Sie da jetzt nicht mit der Sprache rausrücken«, sagte Olly, »dann sorg ich dafür, dass Ihnen bei der Gerichtsverhandlung die Scheiße um die Ohren fliegt.« Ihre Verdauungsprobleme plagten sie immer noch, und ihre Metaphern schöpfte sie deshalb verständlicherweise aus dieser inneren Not. Der Anwalt verbat sich trotzdem den Ton.
    »Mensch, ich hab ihr doch gar nichts getan«, brach es aus Sören heraus. »Im Gegenteil, ich bin ein Opfer der Justiz. Ihr habt meine Hunde abgeschlachtet – an denen hab ich gehangen!« Danach fing er an zu heulen. Sein Anwalt hatte kein Taschentuch dabei, und so gab ihm Elias eines. Sören schnäuzte sich heftig die Nase und wurde wieder etwas ruhiger. »Ich kann ja sagen, was ich will, hier glaubt mir doch keiner«, beschwerte er sich. »Ihr habt euer Urteil längst gefällt. Dabei müsstet ihr einfach mal den Coordes-Hof umkrempeln, von oben nach unten. Ist doch klar, dass bei solchen Geschichten der Täter immer aus der Familie …«
    »Das bringt doch nichts«, unterbrach ihn Harm. Aber mehr konnten sie aus ihrem Verdächtigen einfach nicht rauskriegen. Die Nacht, in der Steffi verschwunden war, hatte er angeblich allein zu Hause in seinem Bett verbracht, und dafür gab es naturgemäß keine Zeugen, weil eben niemand Zeugen hat, wenn er einfach so schläft.
    Allerdings log er, das war für Elias sonnenklar. Edith, die Psychologin bei der Hannoveraner Polizei, hatte ihm mal erklärt, worauf er achten müsse, wenn er jemanden verhörte. Dabei hatte er erfahren, dass das angebliche »nicht offen in die Augen sehen können«oder das »verräterische Blinzeln« alles Quatsch war. Man musste auf die Beine gucken, ob die sich bewegten, und da ging bei Sören die Post ab. Der lief unterm Tisch Marathon, füßelte mit dem Tischbein und kratzte sich die Waden.
    Noch verdächtiger war aber, was er sagte. Lügner, hatte Edith erklärt, Lügner werden weitschweifig. Dabei vermeiden sie jedoch Details. Außerdem machen sie sinnlose Bemerkungen. Sie reden ständig von dem Misstrauen, das ihnen entgegengebracht wird. Und vor allem: Sie schaffen Distanz zum Hörer, indem sie um das Personalpronomen ich einen Bogen machen.
    Sören redete wie ein Buch. Die Hälfte davon war Blödsinn oder belanglos. Ins Detail ging er überhaupt nicht. Fest stand auch, dass er ihnen kein Vertrauen entgegenbrachte. Das beteuerte er ja unentwegt. Dass sie überhaupt keine Motivation hätten, richtig zu ermitteln, und voreingenommen seien und so.
    Olly sagte: »Ist das ein Scheiß!«
    Aber Elias kam plötzlich ins Grübeln.
    Denn da war ja auch noch die Sache mit der Biogasanlage. Die Biogasanlage füllte in Form eines gelben Haftnotizzettels und Koort-Eikes Internetrecherche seinen Schreibtisch, und Elias hatte das dringliche Gefühl, dass er sich mit ihr befassen sollte.
    Koort-Eike hatte tadellos gearbeitet, also Wichtiges von Unwichtigem getrennt und exakt die Internetseiten aufgerufen, die den Leser klüger machten. Von der Fülle, durch die Elias sich nun arbeiten musste, blieben ihm zwei Erkenntnisse.
    a) Biogasanlagen wurden mit tierischen Exkrementen, also Gülle und Mist, befüllt. Außerdem mit Mais, Gräsern, Getreideschlempe (was zum Teufel war das?), Zuckerrüben und ähnlichem Kram. Man konnte

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