Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
allerdings auch Schlachtabfälle hineinschmeißen. Nur war das im Ammerland verboten, wegen der Seuchengefahr und weil die Feuerwehr im Unglücksfall damit rechnen musste, dass Schwefelwasserstoff austrat. Das mal zuerst.
b) Es hatte auf Sörens Hof reichlich gestunken, als sie das letzte Mal dort gewesen waren. Und zwar nach Verwesung, wie Elias im Nachhinein befand.
Und c) besaß die Scheune von Sören eine Zwischenwand, was sie damals, als sie den Hof durchsuchten, zur Kenntnis genommen hatten, ohne allerdings die Tür zu öffnen, um zu sehen, was sich auf der anderen Seite der Wand befand.
Es gibt sogar ein d), dachte Elias, als er nach dem Mittagessen Sörens Hof in Neermoor aufsuchte, nämlich den Umstand, dass ihr Verdächtiger seinen verfallenen Hof von zwei Kampfhunden hatte bewachen lassen. Mann, war er behämmert gewesen, dass ihn das nicht sofort misstrauisch gemacht hatte.
Da die Kampfhunde inzwischen erledigt waren, eilte er entschlossen auf die Scheune zu. Das Wetter war gut, die Sonne leuchtete – alles wunderbar, wenn nur die Scheune nicht gewesen wäre, aus der es bestialisch stank, sobald man nämlich die Tür in der Zwischenwand öffnete. Elias erblickte sauber ausgekehrte Schweineboxen, in denen ein gutes Dutzend Bleichwannen standen. Er schaute in die erste hinein, und ihm drehte sich der Magen um. Sobald er den Stall wieder verlassen hatte, lehnte er sich gegen den Zaun und übergab sich. Dann rief er Harm an.
Der sorgte dafür, dass umgehend die Spurensicherung ausrückte und außerdem jemand von der Seuchenbekämpfung, denn Dutzende Wannen voller Schlachtabfälle – dazwischen komplette Rinder- und Schweinekadaver – ließen natürlich sämtliche Alarmglocken schrillen. Sie standen im Hof, während die Fachleute arbeiteten, und versuchten, flach zu atmen.
Gitta kam vom Nachbarhof und erklärte ihnen, dass sie es schon immer gewusst habe. Sören sei einer vom Stamme Nimm. Gierig bis zum Ende jeden Anstands. »Aber wenn man jetzt Steffi tot in einer der Wannen findet …« Sie brach in Tränen aus, und Oma Inse und Bärbel führten sie ins Haus zurück. Oma Inse kochte Tee, das geschah ganz automatisch. Sie brachte die Kanne zu Sörens Hof, doch dieses Mal schlugen ihn alle aus, bis auf einen von der Spurensuche, der sich was auf seinen Magen einbildete und den man wegen seines rheinischen Humors nicht leiden konnte.
Am Ende fanden sie nichts als tote Tiere, und da weinte Gitta noch einmal, jetzt aus Erleichterung. Ihr fiel so rasch gar nicht ein, dass es ja auch noch die Biogasanlagen bei Wiefelstede gab, dass man also keineswegs Entwarnung geben durfte.
»Ich glaube aber, wir sind damit auf dem Holzweg«, sagte Elias.
»Warum?«, fragte Harm.
Elias erklärte ihm seine Theorie.
»Mann, das könnte sein!«, sagte Harm und sah wieder ein bisschen fröhlicher aus.
Um zu sehen, ob Elias mit seiner Vermutung richtiglag, fuhren sie zum Untersuchungsgefängnis, um Sören erneut zu verhören. »Es ist ja so«, erklärte Harm ihrem mitgenommen aussehenden Verdächtigen, »dass es unterschiedlich schwere Delikte gibt. Für die einen wandert man ein paar Monate ins Gefängnis oder auch gar nicht, wenn es bei einer Geldstrafe bleibt. Aber die anderen brechen einem das Genick. Ich sage nur: lebenslänglich.« Er ließ das Wort im Raum stehen und gab ihm – ganz erfahrener Bulle – Zeit, in Sörens Bewusstsein seine unheilvolle Wirkung zu entfalten.
Sören saß auf der Bettkante und blickte störrisch bis verzweifelt. »Aber man kann mir doch nichts vorwerfen, wenn ich einfach nur allein in meinem Bett …«
»Bett ist menschlich in Ordnung«, erklärte Elias, »aber vor Gericht blöd, weil nicht beweisbar. Da hätten Sie besser ein Alibi, an dem es nichts zu ruckeln gibt.« Er ließ den Satz ebenfalls im Raum stehen. War immer gut, wenn man sich bei den Kollegen was abguckte.
»Schiet ok!«, fluchte Sören und packte aus.
Natürlich war er sich keiner Schuld bewusst. Gut, er verarbeitete Schlachtabfälle. Aber die wurden ja alle erhitzt, Krankheitserreger also zuverlässig abgetötet, und er konnte doch nichts dafür, wenn man bei den Behörden in Wiefelstede so engstirnig dachte. Aber damit die ihm nicht dahinterkamen, was er da alles in seinen Fermentern ausbrütete, hatte er seine Schlachtabfälle – woher die kamen, verschwieg er grimmig, würde man aber leicht rauskriegen, bei Durchsuchung des Büros … Er hatte also seine Schlachtabfälle in Neermoor zwischengelagert und nachts
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