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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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Tür, doch obwohl er von Berufs wegen dafür zuständig war, in Grenzsituationen zu intervenieren, wusste er nicht, was er tun sollte.
    Schließlich erhob sich Harm. Er war ein feiner Mensch, und als er zu ihr ging und sagte: »Wir suchen ihn – jetzt auf der Stelle«, da klang er so betroffen und ehrlich, dass sie einfach nur nickte. Er holte sein Smartphone heraus und gab seine Kommandos nach Leer durch, sodass jeder es hören konnte: ein Suchtrupp, so viele Leute wie möglich, ein Hubschrauber. Dann sah er sich die Neermoorer an und erklärte ihnen, dass die Beerdigung verschoben sei und dass sie jetzt alle gemeinsam hinausgehen und die Gegend durchkämmen würden. Die Leute nickten.
    Man durchsuchte zunächst das Friedhofsgelände. Einmal, weil es ja direkt vor der Kapelle lag, und dann auch, weil man vermutete, dass sich Boris dort verkrochen haben könnte. Schließlich war es seine Mutter, die beerdigt wurde, und man weiß ja nie, wie der Mensch da reagiert. Ein kleiner Mensch zudem.
    Der Friedhof war in zwei Teile geteilt. Unten bei der Kapelle befanden sich die neuen Gräber, oben, erreichbar über fünf breite Stufen, der alte Teil, in dem Bärbel beerdigt werden sollte, weil ihre Familie dort ein Familiengrab besaß. In dieser Ecke des Friedhofs waren viele Gräber verwaist und mit Gras und Unkraut überwuchert, vielleicht, weil die letzten Hinterbliebenen verstorben oder weggezogen waren.
    Elias trottete über die Friedhofswege. Marmorengel erhoben sich zwischen den Pflanzen. Um die Anlage zog sich eine Hecke, die an zwei Stellen durch Türchen unterbrochen wurde. Hinter die Türchen wurden die welken Blumen und Kränze geschüttet und offenbar regelmäßig abgeholt, wie mehrere Reifenspuren zeigten. Am Ende musste auch der Tod straff durchorganisiert werden, es half ja nichts. Der Wagen, der die verblühten Pflanzen abholte, kam über den kleinen Weg, der am Haus der Coordes ’ vorbei zum See führte.
    Elias drehte sich um, als er ein bitterliches Weinen hörte. Oma Inse stand neben der offenen Kuhle beim Familiengrab. »Wenn jetzt auch Boris was passiert ist, dann bring ich mich um. Das halt ich nicht aus«, sagte sie zu Elias. Er spürte, dass sie es ernst meinte.
    Es wurde Abend, aber sie fanden den Jungen nicht. Trotz Suchtrupp, trotz Taucher im See, trotz Hubschrauber.
    Franz wurde währenddessen pausenlos verhört. Boris war seit dem Frühstück von niemandem mehr gesehen worden. Er konnte also durchaus verschwunden sein, während Franz noch in Freiheit gewesen war. Schmidt, der mit den anderen Kommissaren im Raum hinter dem Verhörzimmer stand und durch die Glasscheibe zusah, wie einer seiner Verhörspezialisten den Verdächtigen in die Mangel nahm, erklärte in die Runde: »Der Saukerl ist es gewesen. Darauf verwette ich meine Pension!«
    Olly schüttelte den Kopf. »Das kriegt hier eine Eigendynamik«, sagte sie. »So was dulde ich nicht.«
    »Na, na, Frau Staatsanwältin.« Schmidt schlug einen Ton an, der wohl andeuten wollte, dass man sie leicht ersetzen könne, wenn sie überfordert sei.
    »Die Familie hat Steffi nicht mit auf den Kranz geschrieben«, meinte Elias. »Sie sind sich sicher, dass sie nicht mehr lebt. Sollten wir uns nicht fragen, warum?«
    »Wenn ein behindertes Kind so lange verschwunden ist, dann muss man ja wohl davon ausgehen, dass ihm etwas zugestoßen ist«, meinte Schmidt.
    »Ja, aber man würde sie auf die Schleife setzen, solange man noch einen Funken Hoffnung hat, und die meisten Familien haben sehr lange Hoffnung«, wandte Elias ein.
    Olly blickte ihn an. »Denkst du, Gitta hat ihr was angetan?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Sondern?«
    »Wir müssen bei den Coordes’ ansetzen«, sagte er und wunderte sich nicht, dass Kollege Schmidt mit dem Zeigefinger gegen die Stirn tippte.
    Obwohl Harm seinen Konkurrenten nicht ausstehen konnte, gab er ihm recht. »Boris ist der Kronprinz der Sippe. Dem hätte keiner von ihnen ein Leid zugefügt. Was ist? Was machst du für ein Gesicht?«
    »Nix«, sagte Elias und dann: »Kronprinz.« In seinem Kopf begann ein Lämpchen zu leuchten. Er nahm sich einen gelben Zettel, notierte den Ausdruck und klebte den Hinweis auf das Display seines Smartphones.
    »Franz gesteht ohne Ende«, brummelte Harm. »Wir wissen inzwischen, dass er Steffi wirklich oft rumgefahren hat. Sie hat ihm leidgetan, sagt er, weil Gitta sie so oft angebrüllt und Bärbel sich überhaupt nicht um sie gekümmert hat. Die Oma hat auch immer nur mit Boris

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