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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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die DNA von Steffi im Vergleich festzustellen.
    »Wir werden Ihre sämtlichen Aussagen genau überprüfen, verlassen Sie sich drauf«, erklärte Schmidt, der ihn verhörte, grimmig.
    Als er aus dem Verhörraum kam, sagte er in die Runde seiner Kollegen: »Der Junge ist weichgekocht. Noch ein paar Tage, und wir haben das Geständnis auf dem Tisch.« Er war hochzufrieden damit, wie er ratzfatz einen Fall gelöst hatte, an dem sich die Provinzkripo die Zähne ausbiss, das konnten sie sehen. »Man ist halt Profi«, meinte er vertraulich zu Elias, der ja auch von auswärts kam.
    Harm trank den Tee, den er gerade frisch aufgegossen hatte, gekränkt allein aus.
    Dass Bärbel an diesem Tag beerdigt wurde, erfuhren sie erst sehr spät, nämlich fünfundvierzig Minuten bevor es losging. Jens Jensen, der Leiter des ZKD , hatte die Nachricht zwar schon am Vortag erhalten, auf einen weißen Zettel gekritzelt und sie Harm auf den Schreibtisch gelegt, aber der hatte ihn im Wust der Papiere übersehen, und so mussten sie, als Jensen nachfragte, im Eilmarsch los. Harm, Sven und Elias. Wobei Elias sich einfach dranhängte, denn immerhin war Bärbel gestorben, weil sie vor ihm davongelaufen war. Die Verantwortung lastete auf ihm.
    »Sie ist nicht vor dir, sondern vor Franz Büttner weggelaufen«, sagte Harm.
    »Weil sie gesehen hat, wie er Steffi abmurkste«, ergänzte Sven.
    Elias schüttelte zweifelnd den Kopf.
    Der Beerdigungsgottesdienst fand in der Neermoorer Friedhofskapelle statt, die wie ein zu groß geratenes Nurdachhaus aussah. Sehr hübsch, eigentlich. Vermittelte ein Urlaubsgefühl. Allerdings hatte die Feier wider Erwarten noch nicht begonnen. Bärbels Sarg befand sich bereits vorn, zwischen Blumen und Leuchtern und einer Sonne aus Stroh, auf der eine handgestickte Seidenschleife verriet, dass Boris, Gitta, Mama und Papa tieftraurig waren. Die Trauerfamilie selbst war noch nicht eingetroffen.
    Die drei Kommissare drängten sich in eine der vorderen Bänke und warteten. »Wenn du hier einschläfst, bist du tot«, wisperte Harm Sven zu, als dessen Kinn zur Brust glitt. Das fehlte noch, dass man der Polizei mangelndes Mitgefühl vorwarf, wo sie sowieso schon so eine miese Presse hatte. Sven setzte sich wieder senkrecht.
    Die Leute aus dem Dorf lächelten ihnen aber freundlich zu. Es hatte sich wohl wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass es Franz gewesen war, der die arme Bärbel in den Tod gejagt hatte. Man nahm Elias also nichts mehr übel. Nur ein alter Herr piekste Harm mit seinem Regenschirm in den Rücken, um anzudeuten, dass er ihre Arbeit für suboptimal hielt.
    Elias beugte sich seitlich aus der Bankreihe und las noch einmal die Namen auf dem Seidenstoff. Steffi stand nicht auf der Schleife. Sie wissen, dass sie tot ist, dachte er und seufzte still. Er machte sich Vorwürfe, weil er nicht hartnäckiger nachgehakt hatte, als Bärbel gekommen war, um über das bucklige Männlein zu berichten. Er hätte auch Boris strenger rannehmen müssen. Harm beugte sich an Sven vorbei zu ihm herüber und flüsterte: »Hör auf damit. Es war nicht deine Schuld.«
    In diesem Moment steckte der Pfarrer den Kopf durch eine Seitentür und überflog die Menge, um zu sehen, ob die Trauerfamilie sich vielleicht an ihm vorbei in die Kapelle gemogelt hatte. Als er sie nicht entdeckte, zog er besorgt die Tür wieder zu. »Gitta ist aber auch nie pünktlich«, zischte eine Frau mit einem schwarzen Hütchen.
    »Vielleicht kommt sie gar nicht, die macht doch immer alles anders, als es sich gehört«, antwortete ihre Nachbarin, die schon älter und offenbar schwerhörig war, weshalb ihre Bemerkung durch die ganze Kapelle hallte.
    Betretenes Schweigen.
    Aber dann kam Gitta doch, und sie machte tatsächlich alles anders, als es sich gehörte, doch das konnte man ihr nicht verübeln.
    Mit einem kreidebleichen Gesicht, dass es einem das Herz zusammenschnürte, brüllte sie durch die Kapelle: »Boris ist weg!« Sie rannte den Gang zwischen den Stühlen hinauf, drehte sich dabei und schrie es wieder und wieder. Als sie Bärbels Sarg erreicht hatte, stellte sie sich vor die Trauergemeinde und kreischte: »Ihr wisst es doch alle: Sören van Doom will mich kaputt machen. Er hat sich Steffi geholt. Er hat Bärbel auf dem Gewissen. Und nun auch noch Boris. Begreift ihr das denn nicht? Der ist ein Mörder! Und der hört gar nicht mehr auf.«
    Es war mucksmäuschenstill im Raum.
    Der Pfarrer, der Gittas Geschrei im Nebenraum mit angehört hatte, öffnete die

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