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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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nicht mitreden. Wir sitzen noch lange in dem kleinen Eiscafé an der Promenade. Inzwischen ist es dunkel geworden und der Kellner hat ein Windlicht angezündet. Wir haben das Thema gewechselt und reden über meine Unentschlossenheit. Fast bin ich ein bisschen neidisch. Alle um mich herum sind verliebt und wissen, wo ihr Platz im Leben ist: meine Mutter, Nini und Eva jetzt wieder. Nur ich weiß nicht, wohin ich gehöre. Wahrscheinlich liegt es an mir, und ich muss endlich mein Glück beim Schopf packen, so wie es gerade alle tun – außer mir.
     
    *
     
    Nachdem Eva ihr Leben wieder so toll im Griff hat, beschließe ich, auch meinem eine neue Richtung zu geben, und verabrede mich am nächsten Tag mit Leon beim Italiener. Vorher weihe ich den neuen Bikini ein und gehe bei Frieda schwimmen. Jojo ist begeistert, dass ich mal wieder da bin, und wir beide drehen eine extra große Runde. Bevor ich nach Hause fahre, gönne ich mir ein kleines Päuschen auf dem Steg der ›Butterblume‹. Seltsam, dass Christian in der letzten Zeit nie wieder hier war. Es ist jetzt einige Wochen her, seitdem wir zusammen vor dem Gewitter in das Haus geflüchtet sind. Dabei fällt mir Irma wieder ein, die mir erzählt hat, jemand habe im Büro angerufen, um Herrn Aschenbrenner mitzuteilen, dass das Haus doch nicht verkauft werden soll. Das ist wirklich seltsam. Na ja, vielleicht hat Christian über meine Worte nachgedacht und beschlossen, das Haus nicht zu verkaufen. Recht hat er. Wenn er das Geld nicht dringend braucht, dann wäre es doch jammerschade, würde er es nicht behalten. Schließlich ist dies so was wie Heimat für ihn, und er war doch immer so glücklich hier. Während ich auf dem Steg liege, sehe ich die Wolken über mir vorüberziehen. Die Ruhe hier und die Atmosphäre wirken auf mich immer unglaublich entspannend. Allerdings bin ich heute auch ein wenig traurig, denn ich habe mich entschieden, in Zukunft bei Leon zu leben, was bedeutet, dass sich mein Leben doch sehr verändern wird. Ich hoffe aber, dass ich noch genug Zeit für meine Mutter und auch Frieda finden werde. Die alte Dame ist mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen und mit ihren vielen kleinen Geschichten und Ratschlägen eine gute Freundin geworden.
     
    Am Abend ziehe ich ein weißes Kleid an, was meine schöne neue Bräune toll zur Geltung bringt, stecke meine Locken hoch und fummle ein paar goldene Creolen in die Ohren. Nini ist zu Hause, aber hat furchtbar schlechte Laune. Sie ist in ihrem Zimmer und hört extrem laut Musik, so dass ich hineingehe und etwas leiser drehe. Schließlich wohnen wir nicht alleine hier.
    »Mir doch egal«, nörgelt sie. Das ist äußerst ungewöhnlich, denn sonst ist sie sehr ausgeglichen und, seitdem sie mit Marcus zusammen ist, eigentlich immer happy.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, frage ich darum.
    »Na klar, was soll denn nicht in Ordnung sein?«, gibt sie pampig zurück.
    »Kommt Marcus heute nicht?«
    »Nö, der hat noch in Schaffhausen zu tun und geht dann mit seinen Eltern irgendwo am Rheinfall essen.«
    »Aha, bist du deshalb so mies drauf?«, hake ich nach.
    »Ich bin überhaupt nicht mies drauf. Ich will nur in Ruhe meine Musik hören, verdammt noch mal.«
    Meine Güte. Sie hat wirklich obermiese Laune. Vielleicht ist es tatsächlich besser, sie in Ruhe zu lassen. Darum sage ich: »Ich gehe jetzt mit Leon eine Pizza essen, komm doch nach, wenn du Lust hast.«
    Aber sie antwortet: »Etwa zu Luigi? Weiß doch jeder, dass der an die Schüler Drogen verkauft, da geh ich bestimmt nicht hin. Das sind alles Mafiosi … Da mach ich mir meine Pizza lieber selbst im Backofen.«
    »Was? Der verkauft Drogen … an Schüler?« Das kann ich jetzt nicht recht glauben.
    »Also, das erzählt man sich schon lange, Mama.«
    »Ja, und warum macht da keiner was? Das muss man doch der Polizei melden.« Ich bin ehrlich empört. Dieses Gerücht höre ich gerade zum ersten Mal. Ob es wirklich wahr ist? Das kann sich so ein angesehener Geschäftsmann doch eigentlich gar nicht erlauben. Ich gehe zu Fuß zu meiner Verabredung mit Leon, aber ich habe ein mieses Gefühl. Die Pizzeria ist auf dem Marktplatz und gehört zu einer ganzen Kette italienischer Lokale rund um den See. Leon ist schon da und hat für uns Wein bestellt. Natürlich gibt es hier nur italienischen, aber selbst für diesen hat Leon heute ein paar gute Worte übrig.
    »Wenn man keine großen Ansprüche stellt, ist dieser Chianti gar nicht so schlecht«, meint er. Er macht mir

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