Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
Hagnau zu beginnen. Wenn Christian den Wunsch gehabt hätte, mir das Haus zu verpachten, hätte er mir das doch längst mitgeteilt. Schließlich war er ja sonst auch andauernd hier, und erst, seitdem ich den Vorschlag gemacht habe, macht er sich rar.
»Schade«, meint Frieda nachdenklich, als ich ihr meine Bedenken mitteile. »Es wäre so schön gewesen. Was hätten wir für eine nette Nachbarin bekommen, nicht wahr, Jojo? Wir haben uns schon so an dich gewöhnt …, und so ein kleines Café in unmittelbarer Nähe hätte mir auch gefallen. Ich kann mir irgendwie gar nicht vorstellen, dass Christian das Haus so leicht aufgibt. Er hängt doch so an der Gegend hier. Da muss irgendwas anderes noch eine Rolle spielen.«
»Hm, da werden wir wohl nie dahinter kommen, wenn er sich hier nicht mehr blicken lässt«, antworte ich darauf.
»Hast du Leon inzwischen erzählt, dass du deine Arbeit verloren hast?«, fragt Frieda mich dann. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das nicht der Fall ist. Aber wir haben uns auch wirklich kaum gesehen. Er hat einfach unglaublich viel zu tun im Moment. In den Weinbergen müssen die Triebspitzen abgeschnitten werden, Weinfeste müssen vorbereitet und verschiedene Aktionen wie der Auftritt auf den Weinmessen geplant werden. Außerdem wollen die Römfelds einen weiteren Anbau vornehmen lassen, in dem der Wein gelagert und verkauft werden kann. Deshalb hat Leon viele Termine mit dem Architekten, wegen der Baugenehmigung und so weiter.
»Bist du sicher, dass das wirklich der Grund ist?«, fragt Frieda mich und sieht mich direkt an.
»Oder könnte es nicht sein, dass du die Entscheidung noch ein bisschen vor dir herschieben möchtest und Angst hast, Leon könnte dir die Pistole auf die Brust setzen, wenn er wüsste, dass du eigentlich keinen Grund hast, noch länger in Überlingen zu bleiben? Versteh mich nicht falsch …, du weißt, ich hätte es liebend gern, wenn du hierbleiben würdest. Aber ich denke, Leon und du …, wenn ihr zusammenbleiben wollt, solltest du auch Vertrauen zu ihm haben. Und dann sollte er etwas so Wichtiges wie deine Kündigung wissen.” Es stimmt. Ich nehme mir fest vor, Leon am Abend anzurufen und mich mit ihm zu verabreden.
Leider erreiche ich ihn nicht, da er mal wieder unterwegs ist. Er ist mit Anouk in Friedrichshafen und hat dort eine Besprechung mit der Messegesellschaft für die IBO-Messe im kommenden Frühling. Wahnsinn, im nächsten Frühling. Dabei ist es gerade erst Sommer geworden, und wir genießen im Moment die herrlichen Sommertage, nachdem das Frühjahr wirklich sehr durchwachsen war.
*
Endlich stehen die Sommerferien vor der Tür, und Nini freut sich, dass sie nicht mehr viel zu lernen hat. Wie ich vermutet hatte, bekommt sie ein tolles Zeugnis und kann die Ferien genießen. Wann immer es geht, ist sie mit Marcus zusammen, und deshalb fällt es ihr auch gar nicht schwer, dass wir dieses Jahr nicht in Urlaub fahren können. Wenn das Wetter so schön ist wie im Moment, muss man wirklich nirgendwohin reisen. Der See ist so traumhaft schön, das Wasser ist klar, und es gibt nichts Schöneres, als an einem warmen, langen Sommerabend in einem luftigen Kleidchen an der Uferpromenade zu sitzen und ein Eis zu essen oder ein Glas Wein zu trinken und die Leute zu beobachten. Da Leon mal wieder keine Zeit hat, verabrede ich mich mit Eva, die sich riesig freut, dass wir wieder mal einen ›Mädelsabend‹ verbringen wollen.
Vorher möchte ich mir aber noch einen neuen Bikini oder Badeanzug kaufen, da ich gerne mal ein bisschen schwimmen möchte. Da Friedas Haus so schön am See gelegen ist, brauche ich nicht in ein überfülltes Strandbad zu gehen, sondern kann direkt von ihrer Wiese aus in den See hüpfen. Nini ist heute auch irgendwo am See baden mit Marcus und deshalb kann sie mich bei meiner Badeanzug-Einkaufstour leider nicht begleiten. Aber so schwer wird es ja nicht sein, oder? Ich klappere die einschlägigen Geschäfte in Überlingen ab und beginne in einem Dessous-Geschäft. Hier hängen wirklich wunderschöne Modelle, und ich verschwinde mit einem himmelblauen Hawaii-Bikini, in den ich mich auf den ersten Blick verliebt habe, in der Umkleidekabine. Leider beruht diese Liebe nicht auf Gegenseitigkeit, denn das Oberteil ist viel zu klein und auch die Hose sitzt gar nicht. Zum Glück hat die Inhaberin anscheinend wirklich Ahnung von den Wünschen ihrer Kundinnen. Im Gegensatz zu vielen anderen Geschäften ist die Beleuchtung gedimmt,
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