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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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schon oft erlebt. Aber es ist doch nett von dem Kerl, dass er sich jetzt entschuldigt und dich bittet, zurückzukommen. Womöglich kannst du ein bisschen mehr Gehalt herausschinden.«
    Er nimmt einen großen Schluck aus seinem Chiantiglas und bittet den Kellner, noch eine weitere Flasche zu bringen. Aber eigentlich mag ich nichts mehr trinken, denn mir ist ohnehin schon schlecht. Nachdem ich mir wochenlang Gedanken gemacht habe, ob ich zu Leon ziehen soll, will er mich jetzt womöglich gar nicht bei sich haben. Stattdessen soll ich zu Herrn Aschenbrenner zurück ins Büro gehen. Das darf doch nicht wahr sein.
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich das jetzt noch möchte«, sage ich darauf, und mir ist selbst nicht so ganz klar, ob ich den Job bei Herrn Aschenbrenner meine oder den Wein. Oder beides.
    »Ach, ihr Frauen, irgendwie kann man es euch nie recht machen«, sagt Leon.
    Mir ist jetzt wirklich übel, wahrscheinlich vor Wut. Darum antworte ich: »Leon, ich möchte nichts mehr trinken. Ich möchte jetzt lieber nach Hause. Mir ist so komisch, vielleicht hab ich die Gnocchi nicht vertragen, beziehungsweise die Sahnesoße …«
    Und ich möchte auch nicht, dass er mich begleitet. Ehrlich gesagt, bin ich stinksauer. Nie im Leben hätte ich diese Reaktion von ihm erwartet. Ich dachte, er würde wütend sein, weil ich ihm das von der Kündigung nicht gleich gesagt habe. Und dass er selbstverständlich erwartet, dass ich zu ihm ziehe. Stattdessen soll ich darüber nachdenken, ob ich nicht vielleicht doch zu dem blöden Aschenbrenner zurückkriechen soll. Und ›etwas mehr Geld herausschinden‹. Ich verstehe die Welt nicht mehr.
    »Schade, der Abend ist so schön. Ich dachte, wir könnten ihn noch ein wenig ausklingen lassen. Na gut, dann bringe ich dich nach Hause.«
    Leon bezahlt, und wir gehen zu Fuß die paar Schritte durch die schöne Altstadt. Ich kann kein Wort sagen, ich bin immer noch so enttäuscht. Leon würde gerne mit hochkommen und die Nacht bei mir verbringen, aber das möchte ich heute nicht. Ich entschuldige mich noch einmal und sage, mir sei wirklich speiübel. Ich würde mich morgen melden, wünsche ihm eine gute Nacht und gehe in mein kleines Reich. Vielleicht hatte es ja seinen Grund, warum ich so lange nichts gesagt habe, vielleicht sollte es einfach nicht sein.
     
    *
     
    Seit dem Abend in der Pizzeria bin ich völlig verunsichert und verbringe die nächsten Tage in grüblerischer Lethargie. Auch Nini ist sehr still und verschlossen, aber ich lasse sie in Ruhe, nachdem ich ein paar Mal gefragt habe, ob sie mit mir reden will, und darauf nur blöde Antworten bekommen habe. Vielleicht hat sie sich mit Marcus gestritten und braucht einfach ein bisschen Abstand. Immerhin hat sie vor, mit ihren Freunden zum Konstanzer Seenachtsfest zu gehen. Das wird sie auf andere Gedanken bringen. Ich nehme mir vor, bald mal wieder einen Mädels­tag mit ihr zu verbringen, egal ob Kino oder Shopping, das kann sie sich aussuchen. Und hinterher gehen wir schön was essen und quatschen ein bisschen.
    Aber nächste Woche fahre ich erst mal mit Leon nach Düsseldorf zur Weinmesse. Darauf freue ich mich schon sehr, denn erstens war ich noch nie auf einer so tollen und wichtigen Weinmesse und zweitens noch nie am Rhein. Wir haben vor, uns auch ein paar andere Orte, wie Köln und Koblenz, anzuschauen und zu überprüfen, ›was die Konkurrenz der Weingüter am Rhein so macht‹. Trotz der Vorfreude auf diese Tage komme ich immer noch nicht über Leons Reaktion auf meine Kündigung hinweg. Will er mich gar nicht bei sich haben? Warum beendet er unsere Beziehung dann nicht? Weil es einfach ist. Ich kann mir die Frage selbst beantworten. Im Grunde haben wir eine coole und unkomplizierte Beziehung. Beziehung, wie ich dieses Wort hasse! Es geht doch um Liebe …
    Meine Mutter kommt vorbei und bringt einen Packen Briefe mit. Darin steht so viel von Liebe, und ich habe den Eindruck, dass ihr Steve, im Gegensatz zu meinem Leon, wirklich möchte, dass sie zu ihm kommt und bei ihm ist. Man kann gar nicht glauben, dass die beiden sich noch nie gesehen haben, so vertraut gehen sie miteinander in ihren Briefen um. Offenbar war Steve auch viele Jahre allein und hat sich ebenso wie meine Mama oft einsam gefühlt. Und nun erleben sie noch einmal Glück und Freude beim täglichen Gang zum Briefkasten oder einem netten Anruf hin und wieder. Wie schön das ist. Obwohl ich immer noch ein klein wenig misstrauisch bin, sehe ich doch, wie

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