Butterschmalz zum Fruehstueck
anders. Der Tote wird einbalsamiert und eingesargt. In den Sarg kommt alles rein, was der chemischen Industrie lieb und teuer ist, und so hält sich der Leichnam völlig problemlos einige Jahre.
Also gut, auf zum Torajabegräbnis ! Mein Guide Daniel erzählt, was uns erwartet und auch dass jede Menge Tiere geopfert werden. Wahrscheinlich wechsle ich die Gesichtsfarbe, denn Daniel fragt mich, ob ich was gegen Tieropfer habe, und guckt sehr verständnislos. In den Fernsehdokumentationen war davon keine Rede. Oder das Thema wurde bis zur Unkenntlichkeit weichgespült. Ich schlucke. Will ich wirklich da hin? Ich unterhalte mich mit anderen Hotelgästen. „Ja, das ist total grausam!“, meint eine Holländerin. Aber eben auch einzigartig. Sie findet, dass ich mir das nicht entgehen lassen dürfe, jetzt, wo ich schon mal hier bin. Ich solle mir einen Ruck geben.
Ich gebe mir den Ruck und gehe mit meinen zwei Begleitern los. Unser erster Stopp ist der Viehmarkt von Bone . Hunderte Büffel stehen dicht an dicht, mit imposanten Hörnern, und ganz kurz am Nasenring gehalten. Wäre ich alleine, würde ich keinen Schritt tun, aber Daniel läuft mitten durch die Tiere, als ob nichts wäre. Er sagt, das wäre überhaupt kein Problem, solange die Büffel nicht wütend würden, und das passiere nur relativ selten. Ich quetsche mich also auch zwischen den Büffeln hindurch, allerdings nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie Daniel. Die Büffel werden immer wieder mit Wasser besprenkelt und bekommen Futter ins Maul geschoben. Sie sehen alle prächtig aus. Sie sind auch Arbeitstiere, aber in erster Linie Statussymbol. Man nennt sie auch Mercedes. Ihr Preis ist sehr hoch und gewisse Merkmale wie ein imposantes Gehörn erhöhen ihren Wert. Ein Büffel kostet mindestens 2000 Euro, aber ein guter Albino kann es durchaus auf den Preis eines Mittelklassewagens bringen.
Weiter zu den Schweinen. Die unverkauften Exemplare haben es halbwegs gut, aber dort, wo viel Umsatz gemacht wird, sind die Tiere übel dran. Man bindet ihnen die Vorder- und Hinterfüße jeweils zusammen, schiebt dann eine Bambusstange durch bis an das Kinn, sodass sie den Hals überstrecken müssen, und dann werden sie stramm eingeschnürt, während sie erbärmlich schreien. Anschließend werden sie auf ein Fahrrad oder Motorrad gepackt oder es wird am Rücken noch eine lange Stange durchgeführt, sodass zwei Leute ein baumelndes Schwein tragen können.
Die nächste Station ist das Federvieh. Die Hähne sehen prächtig aus und haben es recht komfortabel. Aber sie werden ihr Leben bald im Kampf verlieren. Doch jetzt werden sie wie ein Schmusetier auf dem Arm getragen und liebevoll gekrault. Wenn zwei Käufer aufeinandertreffen, lassen sie die Hähne testweise aufeinander losgehen.
Nun sind wir bei den Pflanzen. Es wird eine riesige Vielfalt an Obst, Gemüse, Gewürzen und Genussmitteln angeboten. Eine Händlerin bietet Kautabak und Betelnüsse an. Es gibt auch ganz besonderen Kaffee. Ich will eine Frau filmen, die Reis in Bambusrohre stopft. So kann man seinen Reis in einer echt umweltfreundlichen Verpackung mitnehmen und unterwegs essen. Daran können wir uns ein Beispiel nehmen. Die Frau freut sich, dass ich sie auf meinen Chip bannen will, doch sie setzt sich wie eingefroren in Pose und weigert sich, ihr Rohr weiterzufüllen, solange ich die Kamera auf sie richte. Sie möchte eine feierliche Aufnahme von sich und will nicht beim Arbeiten aufgenommen werden.
Dann sind die Fische dran. Sie liegen lebend auf dem Trockenen, klappern panisch mit den Kiemen und werden immer wieder mit ein paar Tropfen Wasser besprenkelt. So kann der Kunde seinen Fisch anfassen und gründlich von allen Seiten begutachten, ehe er ihn kauft.
Schließlich fahren wir zum Begräbnis. Es werden über tausend Leute erwartet, auf der Straße ist kein Durchkommen mehr. Daniel versichert mir, dass ich keine Opferszenen zu sehen bekommen werde. Aber mir reicht es auch so. Wir kommen an Massen von gefesselten Schweinen vorbei, die erbärmlich schreien. Auf dem Hauptplatz stehen Männer im Kreis und singen Totengesänge. Daneben ist eine Art Tribüne mit dem Sarg. Darunter sind Papierkränze und Danksagungen drapiert, ein Rednerpodest steht bereit. Drumherum lauter frisch errichtete Hütten mit Nummern. Es werden fünfundzwanzig Gästegruppen erwartet und für jede ist eine Hütte reserviert. In einer Hütte ist tatsächlich ein Abteil ausdrücklich für Touristen reserviert.
Das
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