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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Jursch
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bietet einen Querschnitt durch die indonesische Küche: Currys, Fischgerichte mit Kokosmilch, Huhn mit scharfer Erdnusssoße, Garnelen mit Zitronengras. Wir fahren weiter und kommen an vielen Zeremonien vorbei, denn jetzt ist eine gute Zeit zum Heiraten. Im Hinduismus hat jeder seinen Hausaltar, dem er jeden Tag Opfer bringen muss. Auch hier ist Sterben eine teure Angelegenheit. Der Verstorbene wird zunächst beerdigt. Wenn aber das Geld für die sehr aufwendige Einäscherung beisammen ist, wird er wieder ausgegraben und verbrannt. Wenn die Dinge gut laufen, muss man Zeremonien feiern, um die Götter bei Laune zu halten. Wenn die Dinge schlecht laufen, erst recht, denn dann muss man sich die Götter gewogen machen. Die Religion greift sehr tief in den Alltag ein. Man stelle sich ein voll entfaltetes Weihnachten mit Adventszeit und allem Drum und Dran vor. Man packe Ostern mit bunten Eiern und allem, was sonst noch dazugehört, obendrauf. Und praktiziere das Ganze mindestens einmal pro Quartal. Überspringen gilt nicht, denn dann werden die Götter böse(r).
    Ich sehe auch hier viele Kampfhähne. Eigentlich ist Hahnenkampf verboten, außer zu religiösen Zwecken. Aber der Hinduismus erfordert zu meiner Überraschung Hahnenkämpfe. Bawa erklärt, dass die Hahnenkämpfe insgeheim auch im religionsfreien Kontext zur Unterhaltung stattfinden. Wir fahren weiter zu einer Bio-Plantage für örtliche Produkte. Dort wachsen die üblichen tropischen Gewächse, dazu Kaffee. In einem Käfig hängen gelangweilt katzenartige Tiere herum. Das sind Luwaks . Die Luwaks fressen mit Vorliebe reife Kaffeebeeren. Die Bohne scheiden sie wieder aus. Diese wird aus der Hinterlassenschaft gepult, gereinigt und geröstet. Der Aufenthalt im Verdauungssystem des Luwak verleiht den Bohnen herausragende Eigenschaften. Der Kaffee soll sirupartig sein, mit Noten von Karamell und Schokolade. Ich genehmige mir ein sündhaft teures Tässchen Luwak -Kaffee. Er ist sirupartig . Aber einzigartig? Das ist eher eine geniale Vermarktung, denn der Luwak -Kaffee war früher für die ganz Armen. Sie konnten sich keine Kaffeebohnen leisten und mussten sich mit den Bohnen aus dem Luwakpopo zufriedengeben, bis jemand auf die Idee kam, aus Scheiße Gold zu machen. Das ist gar nicht gut für die armen Luwaks , die nun ihr Leben in Käfigen fristen müssen und nur mit Kaffeebeeren gefüttert werden, was aber zu einer Mangelernährung führt, an der sie schließlich sterben. Vielleicht sind die Luwaks hier gar nicht gelangweilt, sondern krank.
    Wir fahren zum Gunung Kawi Tempel. Um ihn betreten zu können, muss ich mir einen Sarong kaufen. Das schadet nichts, dann habe ich immerhin Kleidung zum Wechseln. Der Tempel ist in den Fels hineingehauen. Ich muss erst mal gut hundert Treppenstufen hinuntersteigen. Die Tempelanlage ist imposant, aber erstaunlich ungepflegt. Es sieht unaufgeräumt aus und ist nicht sonderlich sauber. Viele Blumen, die den Göttern geopfert wurden, sind schon verwelkt. Ich gehe die Treppenstufen wieder hoch. Auf dem Weg nach oben verkauft ein Mann Kokosnüsse. Zu einem unverschämten Preis. Er macht trotzdem gute Geschäfte.
    Bawa ist ein guter Autofahrer. Bei ihm fühle ich mich gut aufgehoben. Irgendwann wird mir klar, woran das liegt: Er hupt nicht. Er hat den ganzen Tag kein einziges Mal gehupt. Als ich ihn darauf anspreche, versichert er mir, dass er im Notfall durchaus hupen würde. Aber nur wenn es wirklich nötig ist. Er meint, er hupe nicht, weil die Europäer das nicht schätzen. Ich staune, dass Fahren ohne Hupe möglich ist. Aber in der Tat wird auf Bali wesentlich weniger gehupt als woanders.
    Kurz vor acht sind wir wieder im Hotel. Im Gegensatz zu meinem Koffer. Gabi, die Managerin, hat sich zwar gekümmert, aber mein Koffer ist spurlos verschwunden. Resigniert dusche ich, wasche meine Klamotten und wickle mich in den Sarong . Ich gehe ins Restaurant mit tollem Blick aufs Meer. Ein riesiger Vollmond leuchtet wie eine freischwebende Laterne. Ein sehr schöner und interessanter Tag, trotz der Koffergeschichte.

24. November 2010

Gemütliches Tauchen
    Mein Hotel liegt sehr idyllisch zwischen dem mit über dreitausend Metern höchstem Berg Balis, dem Mount Agung , und dem Meer. Der Strand ist unattraktiv, was dem Mount Agung zu verdanken ist, der seine Asche und Lavabrocken zum letzten Mal 1960 in der Gegend verteilt hat, sodass der Strand nun aus Lavabrocken unterschiedlichster Größe besteht. Andererseits beginnt direkt nach dem

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