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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Jursch
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als Träger für unsere Ausrüstung. Eine kleine, drahtige Frau, höchstens eine halbe Portion von mir, packt sich erst eine Luftflasche auf den Kopf, dann geht sie in die Knie, packt sich noch eine zweite Flasche drauf, richtet sich auf, als ob nichts wäre, und läuft barfuß über die grässlichen Lavasteine ans Ufer. Ich bin verblüfft. Männer arbeiten auch als Träger, aber sie nehmen nur eine Flasche und transportieren niemals Lasten auf dem Kopf. Angeblich sind Männer- und Frauennacken unterschiedlich ausgebildet, und deshalb können Frauen die Dinge a) auf dem Kopf und b) wesentlich schwerere Lasten tragen als Männer. Man sieht auch manchmal auf den Straßen Frauen ganz grazil und elegant mit einem riesigen Reissack auf dem Kopf durch die Gegend laufen. Schwere körperliche Arbeiten sind Frauensache. Auch auf dem Bau plagen sich die Frauen mit Mörtel und Steinen, während Männer die Schreinerarbeiten machen.
    Wir tauchen ab. Das Schiff liegt schon seit dem Zweiten Weltkrieg im Wasser, sodass es mittlerweile stark bewachsen ist. Ein bisschen mulmig ist mir: Wenn wir nun in eine dunkle Kammer gelangen und dort stößt uns etwas zu? Aber es gibt keine dunklen Kammern, denn das Verdeck ist vollständig weg. Die Räume sind alle offen. Es macht Spaß, zwischen den verschiedenen Abteilen zu tauchen. Das Spiel von Licht und Schatten ist wunderschön. Hier wohnen auch zwei Barrakudas, von denen sich jedoch nur einer zeigt. Oft ist auch ein Hai da, aber heute sehen wir ihn nicht. Ein richtig schöner Tauchgang!
    Um die Mittagszeit tauchen wir noch mal. Diesmal suchen wir Pygmäen-Seepferdchen und die Chancen stehen sehr gut, weil der Tauchführer eine Gorgonienkoralle kennt, in der zwei ihren festen Wohnsitz haben. Wir fahren dazu mit dem Fischerboot raus. Die hiesigen Fischerboote sind weiß und haben zwei Ausleger aus Bambus, die mit gekrümmten Stegen am Boot befestigt sind. Von Weitem sehen sie aus wie riesenhafte Insekten, die übers Meer laufen. Die Boote haben ein Segel und einen Rasenmähermotor , der ein winziges Propellerchen antreibt. Ich wundere mich, wie gut sie damit vorwärtskommen. Wir springen ins Wasser und Marco dreht fluchtartig ab. Ein Drückerfisch hat ihn böse angeguckt. Drückerfische sind normalerweise friedlich, außer sie haben ein Gelege, so wie wahrscheinlich dieser hier. Sie können dann ganz fies durch den Tauchanzug hindurch beißen und der Taucher muss sich die Wunden nähen lassen. Zum Glück belässt es dieser Kerl beim bösen Blick. Bald findet Marco die Gorgonie . Und da sind die Mini-Seepferdchen tatsächlich! Sogar drei Stück, und verdammt gut getarnt. Sie sehen aus wie ein Stückchen Korallenstängel, nur dass sie sich bewegen. Mit bloßem Auge kann man keine näheren Details erkennen. Wenn man eine hochwertige Kamera hat, fotografiert man sie und schaut sie sich später in der Vergrößerung an. Der restliche Tauchgang ist richtig schön und gemütlich. Lediglich mein Wiedereinstieg ins Boot aus dem Meer heraus ist ein unwürdiges Gezappel, weil ich nicht wirklich sportlich bin.
    Den Nachmittag verbringe ich lesend und plaudernd. Abends hören wir ein großes Spektakel aus dem zwei Kilometer entfernten Dorf. Es hört sich an wie ein sehr emotionales Fußballspiel. Es ist aber ein Hahnenkampf.

27. November 2010

Tempel und Reisterrassen
    Zum letzten Mal Frühstück mit Regula, die heute abreist. Um acht Uhr breche ich, wieder mit Bawa , zu meinem nächsten Ausflug auf, weil ich wieder wegen meines bevorstehenden Fluges nicht tauchen darf. Die Druckänderungen beim Tauchen und beim Fliegen können zu erheblichen Gesundheitsgefahren führen, wenn sie zu dicht aufeinanderfolgen. Zunächst besuchen wir das Wasserschloss von Tirta Gangga . Es befindet sich im Besitz des entmachteten Balineser Adels. Früher hat der König dort gelebt. Es schmiegt sich in die hohen Berge, nach vorne ist das Areal zum Meer hin offen. Auf mehreren Ebenen sind Wasserbecken und Springbrunnen angelegt, die von sehr fein ausgearbeiteten Statuen umgeben sind. Zum Teil wird die Schlossanlage heute von der einheimischen Bevölkerung als Badeanstalt genutzt. Es gibt im Eingangsbereich ein paar repräsentative Becken, aber weiter hinten, wo sie nicht mehr so schön sind, gehen die Einheimischen baden.
    Wir kommen an Reisfeldern vorbei. Sie befinden sich in einer Senke, die bis zum Grund terrassiert ist. So ähnlich, als würde man in eine Schüssel reingucken. Bawa hält, damit ich ein Foto mache. Aber

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