By the way Greta
kein Weichei. Was soll den passieren? Im besten Fall merkst du endlich, dass du dich verliebt hast und landest bei ihm in der Super-Luxus-Kiste im Hotel Louis ... mit Champagner und Erdbeeren! So wie Pretty Woman ... Hammer , oder?"
"Nathalie!" Greta konnte Nathalies Euphorie nicht ganz nachvollziehen. "Das hier ist das richtige Leben! Nicht Kino, nicht Hollywood."
"Du bist ja auch keine Prostituierte – also kann es schon mal gar nicht so Hollywood sein", gab Nathalie trocken zurück. "Nein, ich meine das ganz im Ernst", fuhr sie fort. "Mach dir einen tollen Abend, schmeiß dich jetzt in die Badewanne. Brezel dich auf und fühl dich wie Julia Roberts. Und ruf mich morgen an. Okay?"
Kapitel 15
Also gut.
Wenn Nathalie so davon überzeugt war, dass sie zu dem Date gehen musste, dann würde sie es auch tun, dachte Greta, nachdem sie einige Zeit wie versteinert auf das Telefon gestarrt hatte.
Aber sollte sie die Entscheidung nicht doch noch einmal überdenken? Oder wenigstens abwägen? Wieder ging es ihr das Pro und Contra durch den Kopf ...
Oh, nein!
Fang nicht schon wieder damit an.
Immer dieses Schachspiel in meinem Kopf, dachte Greta. Dabei kann ich gar kein Schach.
Lass es doch einfach mal auf dich zukommen.
Man muss doch nicht alles so kontrollieren und planen, oder?
Lass es jetzt einfach!, ermahnte sie sich.
Auf dem Weg zur Badewanne sah sie in den Spiegel, zog sich aus. Hm, das Bauchröllchen, hm, die kleinen Lovehandles, hm, mein Po und meine Oberschenkel ...
Nein! Ich will mich jetzt nicht so ansehen und urteilen, befahl sie sich selbst. Es passt jetzt so!
Oft schon hatte sie ihren Körper, ihre Maße, ihr ganzes Aussehen vor einem Date innerlich so niedergemacht, dass sie zum Schluss in einem „Sack“ erschienen war. Ihr Gefühlsleben war dann natürlich im Eimer. Und das Date war schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. So sollte es diesmal nicht kommen. Sie wollte sich gut fühlen, so wie bei dem Kuss am Nachmittag. Vielleicht würde er sie ja wieder küssen? Vielleicht macht er es noch mal?
Greta stieg in die Badewanne, drehte den Hahn auf und fing an zu duschen. Dabei ließ sie den bevorstehenden Abend bildlich vor ihrem inneren Auge ablaufen. Sie stellte sich immer wieder Sequenzen vor: Sie ging Hand in Hand mit Mike spazieren, sie waren Essen, tranken Wein, zärtliche wie zufällige Berührungen, dann in der Abenddämmerung ein weiterer Spaziergang - und ein weiterer Kuss: voller Leidenschaft, Hingabe, Wärme, Zärtlichkeit ... –
Unsanft wurde sie aus ihrer Fantasie gerissen, als die Türklingel schrillte. Dann gleich nochmal. Diesmal noch eindringlicher und länger.
Wer soll das jetzt sein?
Hab doch echt keine Zeit.
Sie wollte pünktlich und halbwegs rausgeputzt zum Date erscheinen, da musste sie inzwischen Gas geben; es war spät geworden.
Ins Handtuch eingewickelt eilte sie zur Tür. Marcel stand draußen, eine Flasche Prosecco in der einen, eine Box Kleenex in der anderen Hand. Er heulte Rotz und Wasser.
"Oh, Gott, Marcel! Was ist denn bloß los?"
Marcel schluchzte. "Stell dir vor, in New York hat heute das erste schwule Paar standesamtlich vor dem Bürgermeister geheiratet. Sie haben ihr ganzes Leben auf diesen Tag gewartet und sind schon so alt. Einer sitzt im Rollstuhl, ist schwerkrank, der andere pflegt ihn schon seit Jahren. Endlich konnten sie sich ihren Wunsch erfüllen, ist das nicht eine unglaublich schöne Geschichte?" Marcel zog ein neues Kleenex aus der Box und tupfte sich die Tränen von den Wangen. "Ich hab´s gerade gelesen", fuhr er fort, "und bin ganz erschüttert vor so viel Gefühl, Ehrlichkeit, Zuneigung und der Erfüllung von Wünschen. Die Welt ist nicht schlecht, Greta! Es gibt im Universum etwas, das uns lenkt und führt. Zum Schluss zählt doch nur die Liebe, oder?"
Marcel zog ein Foto aus der Jackentasche und zeigte es Greta: ein Pärchen, weißes Haar, faltige Haut, zwei Männer in einer innigen Umarmung, einer im Rollstuhl, der andere stehend dahinter.
"Komm wir trinken gemeinsam auf das Paar und die Liebe!", sagte Marcel und hob die Flasche mit dem Prosecco. Als Greta nicht sofort reagierte, musterte er sie von oben bis unten. "Warum bist du eigentlich nicht angezogen?", meinte er ganz entrüstet. "Du kannst mir doch so nicht die Tür aufmachen. Ich werde ja noch blind."
"Oh, Marcel, es ist heute so viel passiert – außerdem wirst du nicht blind und du kennst mich doch. Ich erzähle dir alles wann
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