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BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

Titel: BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer aus Sing-Sing
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sehe ich anders aus«, sagte sie schnippisch. »Wenn Ihre Leute sich nicht wie die Berserker aufgeführt hätten, anstatt…«
    Jetzt verzogen sich auch die Lippen des Schwarzhaarigen zu einem Grinsen. »Immer friedlich, Baby!« feixte er. »Wir konnten ja nicht ahnen, was für ein patentes Mädchen du bist. Bring sie rauf, Little Ben!«
    Oben ging es ein Stück den Gang entlang — dann öffnete er eine Tür.
    »So, Puppe. Da drinnen ist es gemütlicher. So long.«
    So long, wollte sie sagen. Aber die Worte blieben ihr in der Kehle stecken.
    Sie merkte kaum, wie er sie in den Raum hineinschob, hörte nicht, daß hinter ihr das Schloß einrastete und der Schlüssel herumgedreht wurde. Ihre Augen hingen an der Gestalt, die an der gegenüberliegenden Wand auf einem Sofa lag. Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf das gelbe Kleid, auf die glatten braungebrannten Arme und das lange schwarze Haar.
    »Sandra!« flüsterte sie entsetzt.
    Dann stürzte sie zu dem Sofa, packte die Schulter ihrer Freundin und rüttelte sie. »Sandra! Sandie! Sandie!«
    »Das hat keinen Zweck«, sagte eine helle Stimme hinter ihr. »Die schläft.« Cheryl fuhr herum.
    Auf einem Tisch unter dem Fenster saß ein 20jähriges Mädchen, baumelte mit den Beinen und sah sie mit gleichgültigen Augen an. Ein dekolletiertes schwarzes Cocktailkleid umschloß sie wie eine zweite Haut. Ihr glattes hellblondes Haar war sorgfältig gekämmt. Sie trug Lippenstift, Lidschatten und Puder, aber in ihrem Gesicht lag ein Ausdruck erschreckender Leere. Zwischen den Fingerspitzen hielt sie den winzigen Rest einer glimmenden Zigarette.
    »Er hat ihr Heroin gegeben«, sagte sie phlegmatisch. »Und Schlaftabletten. Die wacht so schnell nicht wieder auf. Da kannst du lange rütteln.«
    »Wer sind Sie?« wollte Cheryl wissen. »Ich?« Das Mädchen zog an dem Zigarettenstummel. »Ich heiße Ann. Und du?«
    »Cheryl.«
    ***
    Kitt Hillary, Cooky und seine Bande saßen um einen Tisch herum. Vor ihren lag ein Papier, das wie eine Landkarte oder ein Stadtplan aussah. Kitt Hillary hielt einen Kugelschreiber in der Hand und zeichnete damit Straßen nach.
    »Das hier ist Richmond«, sagte er. »Und hier…«, dabei stieß er die Spitze des Stiftes auf einen bestimmten Punkt, »hier liegt die Katakomben-Bar.«
    Ich hatte eine fürchterliche Nacht hinter mir. Kitt Hillary hatte zwar die Stricke an meinen Hand- und Fußgelenken so gelockert, daß sie den Blutkreislauf nicht allzusehr behinderten, aber es war dennoch kein Vergnügen gewesen, an das klapprige Eisenbett gefesselt zu nächtigen. Ich fühlte mich wie gerädert.
    »Laß uns hinfahren und das Terrain sondieren!« schlug Cookys heisere Stimme jetzt vor. »Das ist besser, als nachher Überraschungen zu erleben.«
    »Finde ich auch«, stimmte der blonde Bursche zu, der mich am Abend vorher erkannt hatte.
    »Gut, fahren wir!«
    Kitt Hillary griff nach seinem Stock und stemmte sich hoch. Während er durch das Zimmer auf mich zukam, bewunderte ich wieder einmal die Gewandtheit, mit der er sich trotz seiner verkrüppelten Hüfte bewegte. Dann biß ich die Zähne zusammen. Hillary machte sich an den Stricken zu schaffen, die mich an das Bett fesselten. Er zerrte sie so fest, daß ich mich nicht mehr bewegen konnte. Dann schob er mir ein Taschentuch zwischen die Zähne und band mir einen dünnen Seidenschal über den Mund, um zu verhindern, daß ich den Knebel ausspuckte.
    Fünf Minuten später war die Bande verschwunden.
    Ich hörte das Geräusch des Schlüssels im Schloß und die Schritte, die sich entfernten. Dann versuchte ich, ruhig und konzentriert nachzudenken.
    Punkt eins: Die Burschen hatten offenbar vor, heute abend Little Ben und seine Kumpane zu überfallen. Punkt zwei:
    Little Ben hielt sich in einem Lokal in Richmond auf, das Katakomben-Bar hieß. Punkt drei: In dieser Bar war vermutlich auch die entführte Sandra Sheppart zu finden, und sie war in höchster Gefahr, wenn es dort eine Schießerei gab.
    Ich mußte Phil benachrichtigen.
    Vorsichtig holte ich Atem und spannte die Muskeln, um die Festigkeit der Fesseln zu prüfen. Die Stricke schnitten tief ins Fleisch. Hillary hatte meine Arme und Beine an die eisernen Stäbe des Bettgestells gebunden. Ich konnte mich kaum einen Zentimeter von der Stelle rühren.
    Ich holte noch einmal tief Luft und warf mich mit dem Oberkörper mit voller Wucht gegen die Eisenstäbe.
    Das Bettgestell knirschte nicht einmal.
    Es mußte mir gelingen, mindestens die Zehenspitzen auf den

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