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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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büffeln war eine Sache – das hier etwas komplett anderes. Mein Schädel würde jeden Augenblick platzen, wenn ich nichts unternahm. Aber ich biss die Zähne zusammen und zwang mich, nicht durchzudrehen.
    Gobi warf mir einen Blick zu. »Bist du sauer?«
    »Sauer?! Ob ich sauer bin?« Jetzt wäre ein unsichtbarer Zeichner großartig – er könnte wie in einem Comic die Rauchwolken zeichnen, die aus meinen Ohren schossen. »
Wär ich bloß nie mit dir zum Abschlussball gegangen!«
    »Jetzt hör mir gut zu, Perry. Morgen früh geht mein Flieger.«
    »Ich dachte, nächste Woche …«
    »Nein, morgen früh. Bis dahin habe ich noch vier Termine hier in der Stadt. Du brauchst mich nur dorthin zu fahren, und alles ist in Ordnung.«
    »Vier Termine. Du meinst vier weitere Menschen, die du umbringen musst?«
    »Bitte achte auf den Verkehr.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Weißt du was, allmählich wird mir klar, warum du nicht gut in Mathe warst. Jeder verdammteAustauschschüler, den ich kenne, ist gut in Mathe! Du warst ’ne Null in Mathe, weil du in Wirklichkeit eine Auftragskillerin bist.«
    »Rote Ampel.«
    Ich trat voll auf die Bremse. Der Wagen blieb gerade noch rechtzeitig stehen, bevor uns ein Bus, der auf der 14th Street Richtung Osten fuhr, voll in die Seite donnern konnte.
    Gobi tippte immer noch auf ihrem BlackBerry herum. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie Informationen abrief, Internetseiten, Fotos, Google Maps.
    »Und das war also alles nur Deckung, die ganze Zeit, die du bei uns gewohnt hast?« Vor meinem geistigen Auge erschienen die Nächte, in denen ich sie Litauisch hatte reden hören, die vielen Stunden, die sie am Laptop verbracht hatte. »Die letzten neun Monate hast du nur damit zugebracht, deinen Auftrag zu organisieren?«
    »So was ist nicht gerade einfach.« Sie hob das Smartphone hoch. »Es gab jede Menge zu recherchieren.«
    »Was für Leute sind das? Die du massakrierst?«
    »Die Ampel ist grün.«
    In diesem Augenblick klingelte mein Handy. Wie ein Geier beäugte Gobi das Telefon. »Wer ist das?«
    Ich nahm das Gerät in die Hand, blickte auf die Nummer des Anrufers – und hatte das Gefühl, dass sich eine klebrigdunkle Wolke aus Übelkeit auf mich senkte, die alles logische Denken in mir erstickte.
    »Es ist mein Dad«, antwortete ich.

Neun
    Beschreiben Sie eine Enttäuschung in Ihrem Leben und Ihre Reaktion darauf.
    University of Notre Dame
     
    »Was … was soll ich bloß tun?«
    Wir fuhren jetzt auf den Union Square zu, auf dem das reinste Verkehrschaos herrschte. Ich konnte an nichts anderes denken, als dass mein Vater nie im Leben gewollt hätte, dass seinem Auto oder seinem Sohn einmal so etwas zustoßen würde. Besonders seinem Auto nicht.
    »Linke Spur«, ordnete Gobi an. »Bieg in die 14th Street ein, um den Park herum, dann kommst du kurz danach wieder auf den Broadway.«
    »Nein, ich meine … mein Dad ruft gerade an.«
    »Was soll schon passieren, wenn du nicht drangehst?«
    »Dann wird er wahrscheinlich immer wieder anrufen.«
    »Dann geh halt dran und rede mit ihm.«
    »Aber ich kann doch nicht –« Das Telefon rutschte mir aus der Hand. Gobi fing es im Flug auf, drückte die Annahmetaste, stellte auf laut und hielt es mir ans Ohr, damit ich mit beiden Händen am Lenkrad telefonieren und beim Spurwechsel gleichzeitig noch ein Taxi abdrängen konnte. »Hallo?«
    »Perry?«
    »Dad?«
    »Ich höre Autos hupen. Wo bist du?«
    »Wir, äh …« Ich warf Gobi einen panischen Blick zu. Sie schüttelte den Kopf, was alles Mögliche bedeuten konnte, ich aber als ›Denk dir was aus, du Idiot‹ interpretierte. »Wir mussten weg vom Abschlussball. Es ist was passiert.«
    »Wie, was passiert? Was redest du da?«
    »Wir sind in der Stadt, sozusagen.«
    »In was für einer Stadt? Du meinst in
New York
?« Sein Tonfall wurde schärfer, seine Stimme klang mit jeder Silbe strenger. »Dürfte ich dich an die Tatsache erinnern, dass du den Jaguar fährst, Perry.«
    »Ja, ich weiß, Dad … aber, aber … Also Gobi wollte, dass ich mit ihr in die Stadt fahre und äh …«
    »Das ist mir scheißegal. Und wenn dir Frank Sinatras Geist persönlich eine Einladung in die Carnegie Hall überreicht hätte!«, donnerte Dad. »Ich will auf der Stelle wissen, was das soll, dass du mit meinem Auto nach New York fährst, ohne vorher deine Eltern um Erlaubnis zu fragen?« Der Zorn in seiner Stimme glich einem kontrollierten Schwelbrand: Das Feuer brannte nicht lichterloh, war aber heiß genug, um den

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