Byrne & Balzano 02 - Mefisto
hinzu.
»Was?«, fragte Jessica.
»Sind Sie von der Polizei?«
Jessica und Nicci wechselten einen Blick. »Ja«, sagte Jessica. »Alle beide. Wir sind Detectives und in einer Undercover-Operation im Einsatz.«
Im ersten Augenblick sah Werner aus, als hätte ihm jemand eine schallende Ohrfeige verpasst. Dann brach er in lautes Gelächter aus. Jessica und Nicci stimmten in das Lachen ein. »Das war gut«, sagte er. »Das war verdammt gut. So was gefällt mir.«
Nicci konnte das so nicht stehen lassen. Sie war nicht auf den Mund gefallen und unglaublich schlagfertig. »Wir kennen uns doch, oder?«, fragte sie.
Werner schöpfte Selbstvertrauen. Er zog den Bauch ein und reckte die Schultern. »Dasselbe dachte ich auch gerade.«
»Haben Sie schon mal mit Dante zusammengearbeitet?«
»Dante Diamond?«, fragte er in leisem, ehrfürchtigem Tonfall, als hätte er die Namen von Hitchcock oder Fellini genannt. »Noch nicht, aber Dante ist spitze. Großartige Organisation.« Er drehte sich um und zeigte auf eine Frau, die am Ende der Theke saß. »Paulette hat mehrere Filme mit ihm gemacht. Kennen Sie Paulette?«
Es hörte sich wie ein Test an. Nicci blieb ganz cool. »Hatte noch nicht das Vergnügen«, sagte sie. »Vielleicht hat sie Lust, was mit uns zu trinken.«
Werner lief sofort los. Die Aussicht, mit drei Frauen an der Theke zu stehen, war ein Traum, der Wirklichkeit wurde. Sekunden später war er mit Paulette zurück, einer gefärbten Brünetten um die vierzig. Sexy Schuhe mit halbhohem Absatz, Leopardenkleid und ein enormer Busen.
»Paulette St. John, das sind…«
»Gina und Daniela«, sagte Jessica.
»Bin begeistert«, sagte Paulette. Jersey City. Vielleicht Hoboken.
»Was trinkst du?«, fragte Jessica.
»Cosmo.«
Jessica bestellte den Drink für sie.
»Wir suchen einen Typen namens Bruno Steele«, sagte Nicci.
Paulette lächelte. »Ich kenne Bruno. Hat einen dicken Schwanz und weiß nicht, wie man ignorant schreibt.«
»Genau den meine ich.«
»Den hab ich seit Jahren nicht mehr gesehen«, sagte Paulette. Ihr Drink wurde serviert. Wie eine richtige Dame nippte sie an ihrem Glas. »Warum sucht ihr Bruno?«
»Ein Freund beginnt mit dem Casting für einen neuen Film«, sagte Jessica.
»Es gibt doch Darsteller wie Sand am Meer. Jüngere. Warum gerade er?«
Jessica sah, dass Paulette schwankte und undeutlich sprach. Dennoch musste sie genau aufpassen, was sie sagte. Ein falsches Wort könnte das Ende dieser Operation bedeuten. »Nun, aus dem Grunde, weil er das richtige Aussehen für diese Rolle hat. Außerdem ist es ein Hardcore-Sadomaso-Film, und Bruno weiß, wann es genug ist.«
Paulette nickte. Sie hatte schon die tollsten Sachen erlebt.
»In Philadelphia Skin hat er mir gut gefallen«, sagte Nicci.
Als sie den Film erwähnte, wechselten Werner und Paulette einen Blick. Werner öffnete den Mund, als wollte er Paulette daran hindern, etwas dazu zu sagen, doch sie fuhr fort. »Ich erinnere mich an die Crew«, sagte sie. »Nach dem Vorfall hatte natürlich niemand mehr richtig Lust, noch einmal zusammenzuarbeiten.«
»Wovon sprichst du?«, fragte Jessica.
Paulette schaute sie an, als wäre sie verrückt. »Weißt du nicht, was bei den Aufnahmen passiert ist?«
Jessica rief sich die Szene aus Philadelphia Skin in Erinnerung, als das Mädchen die Tür öffnete. Diese traurigen, gequälten Augen. Sie sagte auf gut Glück: »Ach, du meinst das mit der kleinen Blonden?«
Paulette nickte und nippte wieder von ihrem Drink. »Ja. Das war wirklich echt beschissen.«
Jessica wollte ihr gerade weitere Informationen entlocken, als Kilbane mit roten Wangen von der Toilette zurückkehrte und zielstrebig und entschlossen auf die beiden Detectives zusteuerte. Er stellte sich zwischen sie und beugte sich zur Theke vor, ehe er sich zu Werner und Paulette umdrehte. »Würdet ihr uns bitte kurz entschuldigen?«, bat er.
Paulette nickte. Werner hob die Hände. Er wollte niemandem die Tour vermasseln. Die beiden setzten sich ans Ende der Theke. Kilbane wandte sich wieder Nicci und Jessica zu.
»Ich hab was«, sagte er.
Wenn jemand wie Eugene Kilbane mit einer solch sensationellen Information im Eiltempo von der Toilette zurückkehrte, gab es endlos viele Möglichkeiten, die alle unappetitlich waren. Anstatt sich in Spekulationen zu ergehen, fragte Jessica: »Was?«
Er rückte ihnen noch näher auf die Pelle. Jessica roch, dass er wieder Eau de Cologne aufgelegt hatte. Ein bisschen zu viel. Jessica musste
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