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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Restaurant, mit einer langen Theke rechter Hand, Nischen zur Linken und einem Dutzend Tischen in der Mitte, war etwa zur Hälfte gefüllt. Die Bar war vom Restaurant durch eine Stellwand aus bunten Plastikelementen und künstlichem Efeu abgetrennt. Jessica sah, dass auf dem Efeu eine dünne Staubschicht lag.
    Als sie auf das Ende der Theke zusteuerten, drehten sich alle Gäste zu Jessica und Nicci um. Die Männer warfen Kilbane abschätzende Blicke zu und bewerteten seine Position in der Hierarchie der Macht und seinen Marktwert aus weiblicher Sicht. Es stand augenblicklich fest, dass er an diesem Ort weder als Rivale noch als Bedrohung angesehen wurde. Sein schwaches Kinn, die zerstörte Oberlippe und der billige Anzug klassifizierten ihn als Loser. Die beiden hübschen jungen Frauen, die ihn begleiteten, gaben ihm zumindest kurzfristig die notwendige Deckung, damit er sich in Ruhe umsehen konnte.
    Am Ende der Theke standen zwei freie Hocker. Nicci und Jessica nahmen Platz. Kilbane blieb stehen. Es dauerte nicht lange, bis der Barkeeper zu ihnen kam.
    »Guten Abend«, sagte er.
    »Tag. Wie geht's?«, fragte Kilbane.
    »Gut, Sir.«
    Kilbane beugte sich vor. »Ist Dante hier?«
    Der Barkeeper blickte ihn ungerührt an. »Wer?«
    »Mr. Diamond.«
    Der Barkeeper grinste, als wollte er sagen: Schon besser. Er war Ende fünfzig, gepflegt und hatte manikürte Fingernägel. Er trug eine königsblaue Satinweste und ein schneeweißes Hemd. Diesem Mann war anzusehen, dass er schon eine halbe Ewigkeit hinter einem Tresen stand. Er legte drei Servietten auf die Theke. »Mr. Diamond ist heute nicht hier.«
    »Erwarten Sie ihn?«
    »Kann ich nicht sagen«, erwiderte der Barkeeper. »Ich bin nicht sein Privatsekretär.« Der Mann blickte Kilbane tief in die Augen und vermittelte ihm auf diese Weise, dass die Fragestunde vorbei war. »Was kann ich für Sie und die jungen Damen tun?«
    Sie gaben ihre Bestellung auf. Einen Kaffee für Jessica, eine Diätcola für Nicci und einen doppelten Bourbon für Kilbane. Falls Kilbane glaubte, er könnte die ganze Nacht auf Staatskosten trinken, hatte er sich geirrt. Die Getränke wurden serviert. Kilbane drehte sich zum Restaurant um. »Wirklich ein ziemlich heruntergekommener Schuppen«, sagte er.
    Jessica fragte sich, welche Kriterien ein so asoziales Subjekt wie Kilbane für seine Beurteilung wohl anlegen mochte.
    »Ich sehe ein paar Leute, die ich kenne. Ich höre mich mal um«, fügte Kilbane hinzu. Er kippte seinen Bourbon herunter, zog seine Krawatte stramm und betrat das Restaurant.
    Jessica schaute sich um. Im Restaurant saßen einige Paare mittleren Alters, denen man überhaupt nicht ansah, dass sie etwas mit der Unterwelt zu tun hatten. Das Tresonne schaltete immerhin in CityPaper, Metro, The Report und anderen Blättern Werbeanzeigen. Doch zum größten Teil bestand die Kundschaft aus Männern mit harten Gesichtszügen um die fünfzig und sechzig, mit Ringen am kleinen Finger und Monogrammen auf den Manschetten. Es sah aus, als hätte sich hier die Crème de la crème des sozialen Abschaums versammelt.
    Jessica wandte ihren Blick nach links. Einer der Männer an der Theke beäugte sie und Nicci, seitdem sie sich gesetzt hatten. Aus dem Augenwinkel sah Jessica, dass er sein Haar glatt strich und tief durchatmete. Er schlenderte auf sie zu.
    »Hallo«, sagte er lächelnd zu Jessica.
    Jessica drehte sich zu dem Mann um und musterte ihn von oben bis unten. Er war um die sechzig. Weißes gestreiftes Hemd, beige Sportjacke aus Polyester und eine getönte Fliegerbrille mit Metallrahmen. »Hallo«, sagte sie.
    »Ich vermute, Sie und Ihre Freundin sind Schauspielerinnen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Jessica.
    »Sie sehen so aus.«
    »Wie sehen Schauspielerinnen denn aus?«, fragte Nicci lächelnd.
    »Bühnenerfahren«, sagte er. »Und sehr hübsch.«
    »Zufällig sind wir tatsächlich Schauspielerinnen.« Nicci lachte und zerzauste ihr Haar. »Warum fragen Sie?«
    »Ich bin Filmproduzent.« Wie aus dem Nichts zauberte er zwei Visitenkarten hervor. Werner Schmidt. Lux Productions. New Haven, Connecticut. »Ich bin dabei, die Rollen für einen 90-minütigen Film zu besetzen. Beste Digitalqualität. Eine Story nur mit Frauen.«
    »Hört sich interessant an«, sagte Nicci.
    »Ein tolles Drehbuch. Der Autor hat ein Semester lang die USC Filmschule besucht.«
    Nicci nickte und täuschte großes Interesse vor.
    »Aber bevor ich noch etwas sage, muss ich Sie etwas fragen«, fügte Werner

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