Byrne & Balzano 02 - Mefisto
laufen, als Eric Chavez Funkkontakt herstellte.
»Jess.«
»Ja.«
»Aus dem Haus dringt Musik.«
Bruno Steele war bereits im Haus.
***
Byrne beobachtete das Team, das sich bereitmachte, das Haus zu stürmen. Jessica hatte die Ereignisse des Tages in aller Eile skizziert. Mit jedem Wort, das sie gesagt hatte, hatte Byrne sein Leben und seine Karriere wie ein Kartenhaus zusammenfallen sehen. Es passte alles zusammen. Julian Matisse war der Filmemacher. Byrne war der Wahrheit ganz nahe gewesen und hatte sie nicht erkannt. Jetzt würde sich das Räderwerk eines Systems in Bewegung setzen, das unaufhaltsam war und Kevin Byrne zermalmen würde.
Nur ein paar Minuten, dachte Byrne. Wenn er nur ein paar Minuten vor den Kollegen dort angekommen wäre, wäre alles vorbei gewesen. Wenn sie Matisse jetzt vorfanden, an den Stuhl gefesselt, blutend und zerschunden, würden sie die Spur bis zu ihm zurückverfolgen. Egal, was Matisse Victoria angetan hatte – Byrne hatte diesen Mann entführt und gefoltert.
Conrad Sanchez würde zumindest Anklage wegen Körperverletzung im Amt erheben, und vielleicht musste Byrne sogar mit einer Zivilklage rechnen. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass er diese Nacht neben Julian Matisse in einer Zelle verbrachte.
***
Nick Palladino und Eric Chavez übernahmen die Führung in das Zielhaus. Jessica und Nicci bildeten die Nachhut. Die vier Detectives überprüften das Erdgeschoss und den ersten Stock. Sauber.
Dann stiegen sie die schmale Treppe in den Keller hinunter.
Im Haus war es feucht und unangenehm heiß. Es roch nach Abwasser und Schweiß, und darüber schwebte ein animalischer Gestank. Palladino erreichte als Erster die unterste Stufe. Jessica folgte ihm. Sie ließen die Strahlen ihrer Taschenlampen durch den Raum gleiten.
Und sahen, dass sie mitten in der Hölle gelandet waren.
Ein unbeschreibliches Blutbad.
Überall Blut, zerfetztes Gewebe, Hautstückchen, Knochensplitter. Im ersten Augenblick sahen sie gar nicht, woher das viele Blut stammte. Doch als ihre Blicke auf ein Etwas fielen, das über einer Metallstange hing, dämmerte die Erkenntnis, dass dieses Etwas einst ein menschliches Wesen gewesen war.
Obwohl es mindestens drei Stunden dauern würde, bis den Detectives eine Bestätigung durch die Überprüfung der Fingerabdrücke vorliegen würde, wussten sie ganz genau, dass der Mann, der den Liebhabern von Pornofilmen als Bruno Steele bekannt war und den die Polizei, Gerichte, Gefängnisse und seine Mutter Edwina unter dem Namen Julian Matisse kannten, in zwei Teile geschnitten worden war.
Die blutverschmierte Kettensäge vor seinen Füßen war noch warm.
58.
Sie saßen in einer Nische im hinteren Teil einer kleinen Kneipe in der Vine Street. Das Bild der mit beispielloser Grausamkeit verübten Bluttat in dem Keller des Reihenhauses in Nord-Philadelphia stand zwischen ihnen. Sie hatten beide schon viel Schreckliches gesehen, doch die Brutalität dessen, was sich in diesem Keller zugetragen hatte, war beispiellos.
Die Spurensicherung hatte ihre Arbeit im Keller aufgenommen. Die Kollegen würden die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag zu tun haben. Irgendwie hatten die Medien bereits Wind von der Sache bekommen. Drei Fernsehsender hatten ihre Kameras auf der anderen Straßenseite aufgebaut.
Während sie warteten, erzählte Byrne Jessica seine Geschichte, die in dem Augenblick begann, als er den Anruf von Paul DiCarlo bekommen hatte, und die endete, als Jessica ihn vor dem Reihenhaus in Nord-Philadelphia überrascht hatte. Doch Jessica hatte das Gefühl, dass Byrne ihr etwas verschwieg.
Als Byrne verstummte, herrschte einen Moment Schweigen. Dieses Schweigen sprach Bände über ihr Verhältnis als Detectives, als Menschen und vor allem als Partner.
»Alles in Ordnung?«, fragte Byrne schließlich.
»Bei mir schon«, sagte Jessica. »Aber um dich mache ich mir Sorgen. Du bist gerade zwei Tage wieder im Dienst, und jetzt das.«
Byrne winkte ab, doch seine Augen erzählten etwas anderes. Er kippte seinen Schnaps hinunter und bestellte sich gleich einen neuen. Nachdem die Kellnerin ihn gebracht hatte, lehnte Byrne sich zurück. Der Alkohol löste seine innere Anspannung und die Verkrampfungen in seinen Schultern.
»Was ist los?«, fragte Jessica.
»Ich habe gerade an etwas gedacht. An Ostersonntag.«
»Ja?« Sie hatten niemals ausführlicher über die Qualen gesprochen, die der lebensgefährliche Schuss auf Byrne nach sich gezogen hatte. Jessica hatte ihn
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