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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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erleichtert, als ihre Glock wieder an ihrer Hüfte hing.
    »Schon mal mit einer Frau zusammengearbeitet?«, fragte Nicci. Sie saßen allein im ersten Wagen, etwa achtzig Meter vom Zielhaus entfernt.
    »Nein«, sagte Jessica. Seit sie als blutjunge Polizistin von verschiedenen Kollegen in Süd-Philadelphia in den Streifendienst eingewiesen worden war, hatte sie immer mit Männern zusammengearbeitet. Die Zusammenarbeit mit Nicci war eine neue – und gute – Erfahrung, wie Jessica zugeben musste.
    »Ich auch nicht«, sagte Nicci. »Man sollte meinen, dass sich mehr Frauen fürs Drogendezernat interessieren, doch nach einer Weile verblasst der Glamour.«
    Jessica wusste nicht, ob Nicci einen Scherz machte. Der Glamour? Sie konnte verstehen, dass ein Kerl in einer solchen Abteilung gerne den starken Mann markierte. Mit einem von ihnen war sie schließlich verheiratet. Jessica wollte gerade etwas erwidern, als sie im Rückspiegel Scheinwerfer sah.
    Aus dem Funkgerät: »Jess.«
    »Ich sehe ihn«, erwiderte Jessica.
    Sie beobachteten in den Seitenspiegeln den Wagen, der sich langsam näherte. Aufgrund der Entfernung und der Dunkelheit konnte Jessica im ersten Augenblick weder die Marke noch das Modell erkennen. Es sah nach einem Mittelklassewagen aus.
    Er fuhr an ihnen vorbei. Außer dem Fahrer schien niemand darin zu sitzen. Er fuhr langsam bis zur Ecke, bog in die nächste Straße ein und war verschwunden.
    Hatte er sie gesehen? Nein. Das war eher unwahrscheinlich. Sie warteten. Der Wagen kam nicht zurück.
    Sie blieben im Wagen sitzen. Warteten weiter.

55.
    Es ist spät. Ich bin müde. Ich hätte niemals gedacht, dass diese Art Arbeit körperlich und geistig so anstrengend ist. Ich muss daran denken, welche Strapazen die Verbrecher in all den Filmen auf sich nehmen mussten. Ich denke an Freddy, an Michael Myers. Ich denke an Norman Bates, Tom Ripley, Patrick Bateman, Christan Szell.
    In den nächsten Tagen habe ich viel zu tun. Wenn alles erledigt ist, werde ich bestimmt erschöpft sein.
    Ich nehme meine Sachen vom Rücksitz, meine Plastiktüte mit der blutverschmierten Kleidung. Ich werde sie morgen früh als Erstes verbrennen. Doch jetzt nehme ich zuerst ein heißes Bad, koche mir eine Tasse Kamillentee und werde vermutlich sofort einschlafen, kaum dass mein Kopf das Kissen berührt hat.
    »Nach einem harten Arbeitstag ist jedes Lager weich«, pflegte mein Großvater zu sagen.
    Ich steige aus und schließe den Wagen ab. Ich atme die Luft dieser Hochsommernacht tief ein. Die Stadt riecht sauber und frisch und birgt ein Versprechen.
    Mit der Waffe in der Hand gehe ich auf das Haus zu.

56.
    Es war kurz nach Mitternacht, als sie ihren Mann sahen. Bruno Steele überquerte den freien Platz hinter dem Zielhaus.
    »Ich habe Sichtkontakt«, drang es aus dem Funkgerät.
    »Ich sehe ihn«, sagte Jessica.
    Neben der Tür blieb Steele kurz stehen und warf einen Blick in beide Richtungen. Sicherheitshalber ließen Jessica und Nicci sich tiefer in die Sitze rutschen, falls ein anderes Fahrzeug die Straße hinunterfuhr und die Scheinwerfer in ihren Wagen fielen.
    Jessica ergriff das Funkgerät, schaltete es ein und flüsterte: »Alles klar?«
    »Ja«, antwortete Palladino. »Alles klar.«
    »Kollegen von der Streife bereit?«
    »Bereit.«
    Wir haben ihn, dachte Jessica.
    Verdammt, wir haben ihn.
    Jessica und Nicci zogen ihre Waffen und stiegen leise aus. Als sie sich der Zielperson näherten, wechselten die beiden Frauen einen Blick. Für einen solchen Moment lebten die Detectives. Die erregenden Sekunden einer Festnahme, gedämpft durch die Angst vor dem Unbekannten. Wenn Bruno Steele der Filmemacher war, hatte er mindestens zwei Frauen kaltblütig ermordet. Wenn er ihr Unbekannter war, war er zu allem fähig.
    Geistern gleich huschten sie durch die Dunkelheit und überwanden die Distanz. Noch fünfzehn Meter. Zehn. Jessica wollte gerade auf die Zielperson anlegen, als sie plötzlich innehielt.
    Hier stimmte etwas nicht.
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Es war einer jener Augenblicke, die im normalen Leben beunruhigend sind, im Job jedoch tödlich sein können – wenn man erkennt, dass man etwas vollkommen anderes sieht als das, was man zu sehen glaubte.
    Der Mann im Hauseingang war nicht Bruno Steele.
    Der Mann war Kevin Byrne.

57.
    Sie überquerten die Straße und traten in die Dunkelheit. Jessica fragte Byrne nicht, was er hier tat. Sie würde ihn später fragen. Sie wollte gerade zurück zum Beschattungsfahrzeug

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