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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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zusammen, die sie für die Besprechung brauchte, als ihr Blick auf den pinkfarbenen Notizzettel fiel. Faith Chandler. Sie hatte noch immer nicht auf ihren Anruf reagiert. In der Hektik hatte Jessica die Frau vollkommen vergessen. Trauer, Leid und der Verlust ihrer Tochter hatten Faith Chandlers Leben zerstört, und Jessica hatte es schlicht versäumt, sie anzurufen. Sie nahm den Hörer ab und wählte. Nachdem es ein paarmal geklingelt hatte, hob eine Frau ab.
    »Hallo?«
    »Mrs. Chandler, hier Detective Balzano. Es tut mir furchtbar leid, aber ich war noch nicht dazu gekommen, Sie zurückzurufen.«
    Schweigen. Dann: »Hier ist … ich bin Faiths Schwester.«
    »Oh, Entschuldigung«, sagte Jessica. »Könnte ich mit Faith sprechen?«
    Wieder Schweigen. Offenbar stimmte da etwas nicht. »Faith ist … sie ist im Krankenhaus.«
    Jessica stockte der Atem. »Was ist passiert?«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung schniefte. »Die Ärzte wissen es nicht. Es könnte eine … eine schwere Alkoholvergiftung sein. Faith liegt im Koma. Die Ärzte sagen, dass sie … dass sie es wahrscheinlich nicht schafft.«
    Jessica erinnerte sich an die Flasche auf dem Fernsehtisch, als sie Faith Chandler besucht hatten. »Wann ist es passiert?«
    »Nachdem Stephanie … hm, Faith hat ein Alkoholproblem. Wahrscheinlich konnte sie nicht mehr aufhören. Ich habe sie heute Morgen gefunden.«
    »Zu Hause?«
    »Ja.«
    »War sie allein?«
    »Ich nehme es an… Ich meine, ich weiß es nicht. Als ich hier ankam, war sie allein. Was vorher war, weiß ich nicht.«
    »Haben Sie oder jemand anders die Polizei verständigt?«
    »Nein. Ich habe einen Rettungswagen gerufen.«
    Jessica schaute auf die Uhr. »Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir sind in zehn Minuten da.«
    ***
    Faiths Schwester Sonya war eine ältere und schwergewichtigere Version von Faith. Doch im Gegensatz zu Faiths Augen, in denen sich unendliches Leid und Erschöpfung gespiegelt hatten, blickten Sonyas Augen klar und wachsam. Jessica und Byrne sprachen in der kleinen Küche des Reihenhauses mit Blick auf den Garten mit ihr. Auf der Spüle stand ein Glas – gespült und abgetrocknet.
    ***
    Atkin Pace, Faith Chandlers Nachbar, saß zwei Häuser weiter auf der Veranda. Jessica schätzte ihn auf Anfang siebzig. Er hatte zerzaustes graues Haar, das bis auf die Schultern fiel, und einen Fünftagebart. Er saß in einem motorisierten Rollstuhl aus den Siebzigern, einem sperrigen, aufgemotzten und sehr gepflegten Gefährt mit Aufklebern auf der Stoßstange, Halterungen für Kaffeebecher, einer Radioantenne und Reflektoren. Pace hatte die gedehnte Aussprache der Südstaatler.
    »Sitzen Sie oft hier, Mr. Pace?«, fragte Jessica.
    »Fast jeden Tag, wenn es schön ist, meine Liebe. Ich habe mein Radio, meinen Eistee. Was will ein Mann mehr? Na ja, vielleicht ein Paar Beine, um hübschen Mädchen hinterherzulaufen«, sagte er augenzwinkernd. Offenbar hatte er sich schon lange mit seiner Situation abgefunden.
    »Haben Sie gestern auch hier gesessen?«, fragte Byrne.
    »Ja, Sir.«
    »Um welche Zeit?«
    Pace schaute die beiden Detectives nachdenklich an. »Es geht um Faith, nicht wahr?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Weil ich heute Morgen den Rettungswagen gesehen habe, der sie abgeholt hat.«
    »Ja, Faith Chandler liegt im Krankenhaus«, sagte Byrne.
    Pace nickte und bekreuzigte sich. Er näherte sich einem Alter, da die Menschen einer von drei Kategorien zugeordnet wurden: Rüstig. Klapperig. Macht es nicht mehr lange. »Können Sie mir sagen, was passiert ist?«, fragte er.
    »Das wissen wir nicht genau«, sagte Jessica. »Haben Sie Faith gestern gesehen?«
    »Aber ja«, sagte er. »Ich habe sie gesehen.«
    »Wann?«
    Mr. Pace schaute gen Himmel, als wollte er die Zeit nach dem Sonnenstand berechnen. »Ich wette, es war nachmittags. Ja. Ich würde sagen, das stimmt genau. Nach zwölf Uhr.«
    »Kam sie nach Hause oder ging sie weg?«
    »Sie kam nach Hause.«
    »War sie allein?«, fragte Jessica.
    Der Nachbar schüttelte den Kopf. »Nein, Ma'am. Ein Mann war bei ihr. Sah gut aus. Fast wie ein Lehrer.«
    »Haben Sie den Mann früher schon mal gesehen?«
    Wieder hob Mr. Pace den Blick gen Himmel. Jessica gewann fast den Eindruck, als benutzte dieser Mann das Firmament als seinen PDA. »Nein. Den kannte ich nicht.«
    »Ist Ihnen irgendetwas Besonderes aufgefallen?«
    »Wie, was Besonderes?«
    »Haben sie sich gestritten oder so etwas?«
    »Nein«, sagte Pace. »Es war dasselbe wie immer, wenn Sie wissen, was ich

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