Byrne & Balzano 02 - Mefisto
Genehmigungsverfahren und Haftpflichtversicherungen für die Dauer der Dreharbeiten abgewickelt wurden. Oft wurde diese Firma nach einem Namen oder einem markanten Satz aus dem Film benannt. Die Gründung einer zweiten Firma hatte den Vorteil, dass das Produktionsbüro seine Arbeit machen konnte, ohne ständig von Paparazzi belästigt zu werden und von Leuten, die sich zur Schauspielerei berufen fühlten.
Als Byrne und Jessica die Ecke der Zwölften und der Market erreichten, parkte dort bereits eine Reihe riesiger Lastwagen. Die Filmcrew traf die Vorbereitungen für den Dreh einer kleinen Szene in der Markthalle. Die Detectives waren gerade erst eingetroffen, als ein Mann auf sie zukam. Sie wurden erwartet.
»Sind Sie Detective Balzano?«
»Ja«, sagte Jessica und zeigte ihre Dienstmarke. »Das ist mein Partner, Detective Byrne.«
Der Mann war Ende dreißig. Er trug einen modischen blauen Blazer, weißes Hemd und Khakihose. Er wirkte tüchtig und ein wenig geheimnisvoll. Schmale Augen, hellbraunes Haar, osteuropäische Gesichtszüge. Er trug eine schwarze Ledermappe und ein Funkgerät bei sich.
»Freut mich«, sagte der Mann. »Willkommen am Set von The Palace.« Er reichte den Detectives die Hand. »Mein Name ist Seth Goldman.«
***
Sie saßen in einer Coffee Bar in der Markthalle. Die Vielzahl verschiedener Gerüche stellte Jessica vor einen wahren Härtetest. Chinesische, indische und italienische Spezialitäten, Meeresfrüchte, Backwaren. Jessica hatte einen Pfirsichjoghurt und eine Banane zu Mittag gegessen. Lecker. Das sollte bis zum Abend reichen.
»Was soll ich sagen?«, begann Seth. »Wir alle sind zutiefst erschüttert.«
»Was hatte Miss Halliwell für eine Position?«
»Sie war die Produktionsassistentin.«
»Standen Sie ihr nahe?«, fragte Jessica.
»Wir waren nicht eng befreundet, wenn Sie das meinen«, sagte Seth. »Wir kannten uns aber ziemlich gut. Es war der zweite Film, den wir zusammen gemacht haben, und während der Dreharbeiten arbeiten alle sehr eng zusammen. Manchmal verbringen wir sechzehn oder gar achtzehn Stunden am Tag miteinander. Wir essen gemeinsam und reisen gemeinsam im Auto oder im Flugzeug.«
»Hatten Sie jemals ein Verhältnis mit ihr?«, fragte Byrne.
Seth lächelte traurig. Passend zu den tragischen Ereignissen, dachte Jessica. »Nein«, sagte er. »Nichts dergleichen.«
»Ian Whitestone ist Ihr Chef?«
»Richtig.«
»Hatten Miss Halliwell und Mr. Whitestone jemals eine Affäre?«
Jessica sah ein fast unmerkliches Zucken. Es war sofort wieder verschwunden, aber dennoch aufschlussreich: Was Seth Goldman gleich sagen würde, war nicht ganz die Wahrheit.
»Mr. Whitestone ist ein glücklich verheirateter Mann.«
Das beantwortet kaum die Frage, dachte Jessica. »Mr. Goldman, wir sind hier vielleicht dreitausend Kilometer von Hollywood entfernt, doch wir haben gehört, dass Leute aus dieser Stadt schon mal mit einer anderen Frau als ihrer Ehefrau geschlafen haben sollen. Es soll sogar schon hier in Amish-Land vorgekommen sein.«
Seth lächelte. »Wenn Erin und Ian jemals eine Affäre gehabt haben sollten, weiß ich nichts davon.«
Dann werden sie wohl eine Affäre gehabt haben, dachte Jessica. »Wann haben Sie Erin zum letzten Mal gesehen?«
»Da muss ich überlegen. Ich glaube, vor drei oder vier Tagen.«
»Am Set?«
»Im Hotel.«
»In welchem Hotel?«
»Im Park Hyatt.«
»Sie wohnte im Hotel?«
»Nein«, sagte Seth. »Ian hat dort eine Suite, wenn er in der Stadt dreht.«
Jessica machte sich Notizen. Unter anderem durfte sie nicht vergessen, die Hotelangestellten zu befragen, ob sie Erin Halliwell und Ian Whitestone jemals in einer verfänglichen Situation beobachtet hatten.
»Erinnern Sie sich, um welche Uhrzeit das war?«
Seth versuchte sich zu erinnern. »Wir hatten an dem Nachmittag einen Dreh in Süd-Philadelphia. Ich verließ das Hotel so gegen sechzehn Uhr. Ich glaube, da habe ich sie zum letzten Mal gesehen.«
»War sie in Begleitung?«, fragte Jessica.
»Nein.«
»Und seitdem haben Sie Erin Halliwell nicht mehr gesehen?«
»So ist es.«
»Hatte sie sich ein paar Tage freigenommen?«
»Mir wurde gesagt, sie hätte sich krankgemeldet.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Nein«, sagte Seth. »Ich glaube, sie hat Mr. Whitestone eine SMS geschickt.«
Jessica fragte sich, ob Erin Halliwell oder ihr Killer die SMS geschickt hatte. Sie machte sich einen Vermerk, das Handy der Toten auf Fingerabdrücke untersuchen zu lassen.
»Welche
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