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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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vergangen.«
    »Hast recht«, sagte Jessica. »Erinnerst du dich, ob das Haus auf den Kopf gestellt worden war? Ich meine, ob es dort so aussah, als könnten mehr als nur zwei Kerzenleuchter gestohlen worden sein?«
    »Jetzt wo du's sagst, fällt es mir wieder ein. Im Zimmer des Sohnes war das Unterste nach oben gekehrt«, sagte Lassar. »Aber wenn die Geschädigte aussagt, dass nichts fehlt, dann fehlt nichts. Ich weiß noch, dass ich es eilig hatte, da wegzukommen. Es roch nach Hühnerbrühe und Katzenpisse.«
    »Okay«, sagte Jessica. »Erinnerst du dich noch an irgendetwas anderes?«
    »Ich meine, da war was mit dem Sohn…«
    »Was denn?«
    »Ich glaube, das FBI hat ihn beschattet, bevor er in den Knast wanderte.«
    Das FBI hatte Matisse beschattet? Matisse war zwar eine miese Ratte, doch über das Interesse des FBI wunderte Jessica sich doch. »Weißt du mehr darüber?«
    »Ich glaube, es ging um Mädchenhandel. Aber beschwören würde ich es nicht.«
    »Ist am Tatort ein FBI-Agent aufgetaucht?«
    »Ja«, sagte Lassar. »Schon seltsam, dass du jetzt plötzlich mit dem Fall zu tun hast. Ein junger Typ.«
    »Erinnerst du dich an den Namen?«
    »Nein, der ist dem Wild Turkey für immer zum Opfer gefallen. Leider.«
    »Kein Problem. Danke dir.«
    Jessica legte auf und fragte sich, ob sie Terry Cahill anrufen sollte. Er war aus dem Krankenhaus entlassen worden und in den Dienst zurückgekehrt. Allerdings war er in nächster Zeit gezwungen, am Schreibtisch zu sitzen. Doch ein Chorknabe wie Terry war um diese Zeit bestimmt nicht mehr auf. Sie würde morgen mit ihm sprechen.
    Jessica legte den Film Philadelphia Skin ins DVD-Laufwerk ihres Laptops, ließ den Film wenige Sekunden laufen und drückte dann auf Stopp. Sie betrachtete das Standbild. Mit weit aufgerissenen, flehenden Augen starrte die junge Frau mit der Federmaske sie an. Jessica versuchte, etwas über den Namen Angel Blue in Erfahrung zu bringen, obwohl sie wusste, dass es ein Künstlername war. Selbst Eugene Kilbane hatte keine Ahnung, wer das Mädchen war. Er hatte ausgesagt, das Mädchen weder vor dem Dreh des Films Philadelphia Skin noch hinterher jemals gesehen zu haben.
    Aber woher kannte sie diese Augen?
    Plötzlich hörte Jessica Geräusche vor dem Fenster des Esszimmers. Es hörte sich an wie das Lachen einer jungen Frau. Jessicas Nachbarn hatten Kinder. Jungen. Sie aber hörte das Kichern eines Mädchens.
    Ganz in der Nähe.
    In unmittelbarer Nähe.
    Jessica drehte sich um und blickte zum Fenster. Ein Gesicht schaute sie an. Es war das Mädchen aus dem Videofilm, das Mädchen mit der Entenfedermaske. Doch jetzt sah das Mädchen wie ein Skelett aus. Die blasse Haut war straff über den Schädel gespannt, der Mund zu einem verzerrten Grinsen verzogen – ein roter Schlitz in dem bleichen, entstellten Gesicht.
    Einen Augenblick später war das Mädchen verschwunden. Jessica spürte, dass jemand hinter ihr stand. Das Mädchen. Genau hinter ihr. Jemand schaltete das Licht ein.
    Jemand war im Haus. Wie konnte…
    Nein, das Licht schien durchs Fenster hinein.
    Hallo?
    Jessica hob den Kopf.
    O Gott. Sie war am Esszimmertisch eingeschlafen. Das Licht war aus, aber es war hell. Helllichter Tag. Jessica schaute auf ihre Armbanduhr. Sie hatte sie abgenommen.
    Sophie.
    Mit klopfendem Herzen sprang Jessica auf und blickte sich hektisch um. Sophie saß mit einer Schachtel Cornflakes auf dem Schoß im Pyjama vor dem Fernseher und schaute sich einen Zeichentrickfilm an.
    »Morgen, Mama«, sagte sie schmatzend.
    »Wie spät ist es?«, fragte Jessica, obwohl sie wusste, dass es eine rhetorische Frage war.
    »Ich kann die Uhr noch nicht lesen«, erwiderte ihre Tochter.
    Jessica eilte in die Küche und schaute auf die Uhr. Halb zehn. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie länger als bis neun Uhr geschlafen. Noch nie. Was für ein Tag, um einen neuen Rekord aufzustellen, dachte sie. Eine schöne Leiterin der Sondereinheit!
    Duschen, Frühstück, Kaffee, anziehen, noch einen Schluck Kaffee. Alles in zwanzig Minuten. Ein Weltrekord. Zumindest ihre persönliche Bestzeit. Jessica packte die Fotos und Akten zusammen. Obenauf lag ein Foto des Mädchens aus Philadelphia Skin.
    Und plötzlich erkannte sie es. Manchmal können extreme Müdigkeit gekoppelt mit extremem Druck die Schleusentore öffnen.
    Sofort, als Buchanan ihnen den Film zum ersten Mal gezeigt hatte, hatte Jessica das Gefühl gehabt, diese Augen schon mal gesehen zu haben.
    Jetzt wusste sie, wo.

70.
    Byrne

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