Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari

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munter wie ein Wasserfall drauflos und reden so verworrenes, unzusammenhängendes Zeug voller Anspielungen, dass ich nur versuchen kann, ihnen zu folgen.
    Sex, Musik, Schule, Filme, Sex, Autos, Geld, Sex, Klamotten.
    Allein das Zuhören erschöpft mich.
    Als ich jünger war, gab es vier klar definierte »Basen«, wenn es um Sex ging. Wenn ich es richtig verstanden habe, scheint es nun Zwischenstopps zu geben. Zwischen der zweiten und dritten Basis, vermute ich, gibt es jetzt eine »heiße Phase« zwei, wozu – wenn ich mich nicht irre – eine Zunge an der Brust eines Mädchens gehört. Dann gibt es die dritte »heiße Phase«, was Oralsex bedeutet. Alles andere davor wird dank der Neunziger gar nicht als Sex betrachtet, eher als Aufwärmphase.
    Faszinierend.
    Die Jugendliche, die mir am nächsten sitzt, hat rotes Haar und ist vielleicht fünfzehn Jahre alt. Ihr sauberes, glänzendes Haar ist mit einem schwarzen Samtband zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trägt ein enges rosa T-Shirt und eine beigefarbene Hüfthose. Sie dreht mir den Rücken zu, und ich sehe, dass ihre Jeans tief geschnitten ist, und in ihrer jetzigen Haltung – als sie sich zu ihren beiden Freundinnen vorbeugt, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen – entblößt sie einen breiten Streifen weicher, weißer Haut unter ihrem schwarzen Ledergürtel und dem Saum ihres T-Shirts. Sie ist mir so nahe – wirklich nur Zentimeter entfernt – dass ich ihre durch die Brise der Klimaanlage verursachte Gänsehaut und die untersten Lendenwirbel sehen kann.
    Nahe genug, um sie berühren zu können.
    Sie plaudert über ihren Job, über eine Person namens Corinne, die immer zu spät kommt und ihr das Saubermachen überlässt, über ihren Boss, der ein Arschloch ist, der Mundgeruch hat und richtig geil ist, aber in Wirklichkeit aussieht wie dieser fette Typ aus den Sopranos, der sich um Tonys Onkel oder Vater oder wen auch immer kümmert.
    Ich liebe dieses Alter. Kein Detail ist so unwichtig oder unbedeutend, dass es ihrer Aufmerksamkeit entgeht. Sie wissen genug, um ihr reizvolles Aussehen so einzusetzen, dass sie bekommen, was sie wollen, haben aber keine Ahnung, dass das, was sie anzubieten haben, mächtig und zerstörerisch für die männliche Psyche ist und dass ihnen alles auf einem silbernen Tablett serviert wird, wenn sie nur wissen, was sie verlangen sollen. Die Ironie dabei ist, dass die meisten, wenn sie es allmählich begreifen, dieses Aussehen nicht mehr besitzen werden, um ihre Ziele zu erreichen.
    Als hätten sie sich verabredet, schauen alle gleichzeitig auf die Uhr, nehmen ihre Sachen und gehen zur Tür.
    Ich folge ihnen nicht.
    Nicht diesen Mädchen. Nicht heute.
    Der heutige Tag gehört Bethany.
    Die Krone steckt in der Tasche zu meinen Füßen, und obwohl ich kein Liebhaber der Ironie bin – Ironie ist Karl Kraus zufolge ein Hund, der den Mond anbellt, während er auf die Gräber pinkelt –, finde ich es schon ein wenig makaber, dass die Tasche von Bailey Banks & Biddle ist.
    Cassiodor glaubte, dass die Dornenkrone Jesus auf den Kopf gesetzt wurde, damit alle Dornen der Welt sich vereinen und zerbrochen werden, aber ich glaube nicht daran. Die Krone für Bethany ist alles andere als zerbrochen.
    Bethany Price kommt um zwanzig nach zwei aus der Schule. Manchmal hält sie bei Dunkin’ Donuts an, um eine heiße Schokolade zu trinken und einen Donut zu essen. Sie setzt sich in eine Nische und liest ein Buch von Pat Ballard oder von Lynne Murray, Autoren, die sich auf Romane spezialisiert haben, in denen füllige Frauen die Hauptrollen spielen.
    Bethany ist schwerer als die anderen Mädchen, wissen Sie, und aus diesem Grunde ist sie schrecklich gehemmt. Weil es ihr unangenehm ist, in den Abteilungen für Übergrößen bei Macy’s oder Nordstorm einzukaufen, und weil sie Angst hat, ihre Klassenkameradinnen könnten sie dort sehen, kauft sie ihre Markenartikel von Zaftique und Junonia im Internet. Im Gegensatz zu ihren schlankeren Freundinnen versucht sie nicht, den Rock ihrer Schuluniform zu kürzen.
    Es heißt, Eitelkeit treibe Blüten, trage aber keine Früchte. Mag sein, aber meine Mädchen sitzen in der Schule Marias, und darum wird ihnen, trotz ihrer Sünden, unendliche Gnade zuteil.
    Bethany weiß es nicht, aber sie ist perfekt, so wie sie ist.
    Perfekt.
    Abgesehen von einer Sache.
    Und die werde ich ändern.



    11.


    Montag, 15.00 Uhr


    S ie verbrachten den Nachmittag damit, den Weg zu rekonstruieren,