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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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und dann schwarz färbte; an die ganze Skala des Wahnsinns, als der Fluss sie beide verschlang.
    Wo bist du, Luther?
    Ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen.
    Byrne stieg aus und schloss den Wagen ab. Er wusste, dass er eigentlich nach Hause gehen sollte, aber irgendwie verlieh ihm dieser Ort einen Sinn, den er im Augenblick brauchte, erfüllte ihn mit dem Frieden, den er immer spürte, wenn er an einem kühlen Herbsttag im Wohnzimmer saß und sich ein Spiel der Eagles ansah, Donna mit einem Buch in der Hand neben ihm auf der Couch, Colleen oben in ihrem Zimmer bei den Schulaufgaben.
    Vielleicht sollte er nach Hause gehen.
    Aber wohin nach Hause? In seine leere Zweizimmerwohnung?
    Er würde noch ein Glas Bourbon trinken, um endlich zur Ruhe zu kommen, würde sich die Talkshows und vielleicht einen Film ansehen. Um drei Uhr würde er ins Bett gehen und auf den Schlaf warten, der nicht kommen würde. Und wenn um sechs der Wecker klingelte, würde er wieder aufstehen.
    Er schaute auf den Lichtschimmer, der durch die Kellerfenster drang, sah die Schatten, die dort zielstrebig umhergeisterten, spürte die Anziehungskraft.
    Dort waren seine Brüder, seine Schwestern, seine Familie.
    Er überquerte die Straße zum Todeshaus.
    Dies war sein Zuhause.
     

 
     
    18.
     
     
    Montag, 23.08 Uhr
     
     
    S imon hatte die beiden Fahrzeuge gesehen. Den blau-weißen Van der Spurensicherung neben dem Reihenhaus und den Taurus am Straßenrand, in dem sein Rachegott saß: Detective Kevin Francis Byrne.
    Als Simon die Story über Morris Blanchards Selbstmord gebracht hatte, hatte Byrne eines Abends vor dem Downey’s auf ihn gewartet, einem verruchten Irish Pub an der Ecke Zweite und South Street. Byrne hatte ihm aufgelauert, ihn wie eine Stoffpuppe hin und her geworfen, ihn schließlich am Kragen gepackt und gegen die Wand geschleudert. Simon war kein Riese, aber er war immerhin eins achtzig groß und wog über fünfundsiebzig Kilo, doch Byrne hatte ihn mit einer einzigen Hand in die Luft gehoben. Der Detective roch wie eine Schnapsbrennerei nach einer Überschwemmung, und Simon hatte sich auf eine ernsthafte Auseinandersetzung gefasst gemacht. Okay, eine gehörige Tracht Prügel. Wem sollte er etwas vormachen?
    Doch statt ihn windelweich zu schlagen – was hätte passieren können, wie Simon zugeben musste –, hatte Byrne zum Glück innegehalten, den Blick gen Himmel gehoben und ihn wie einen alten Lappen fallen lassen. Simon war mit ein paar wunden Rippen, einer ausgerenkten Schulter und einem zerrissenen Hemd davongekommen.
    Aus Rache hatte Simon noch ein halbes Dutzend Hetzartikel über Byrne geschrieben. Ein Jahr lang hatte er sich von einem Schläger aus Louisville im Wagen begleiten lassen und immer wieder Blicke über die Schulter geworfen. Das tat er jetzt noch.
    Aber das waren alte Geschichten.
    Jetzt hatte er einen neuen Tipp bekommen.
    Von Zeit zu Zeit beschäftigte Simon zwei Publizistikstudenten von der Temple University. Sie stellten Recherchen an und machten gelegentlich Beschattungen, alles für ein paar Cent, gerade genug, um sie bei Laune zu halten.
    Der eine von beiden, der über eine gewisse Begabung verfügte und wirklich schreiben konnte, war Benedict Tsu. Er rief um zehn nach elf an.
    »Simon Close.«
    »Hier ist Tsu.«
    Simon wusste nicht genau, ob es eine Angewohnheit der Asiaten oder der Studenten war, auf jeden Fall meldete Benedict sich immer mit seinem Familiennamen. »Was gibt’s?«
    »Dieser Ort, den ich beschatten sollte, am Hafen …«
    Tsu sprach über das verfallene Gebäude unter der Walt Whitman Bridge, in dem Byrne heute Abend auf mysteriöse Weise verschwunden war. Simon war ihm gefolgt, musste aber einen Sicherheitsabstand wahren. Als es für Simon Zeit geworden war, ins Blue Horizon zu gehen, hatte er Tsu angerufen und ihn beauftragt, die Beschattung fortzusetzen. »Was ist damit?«
    »Es heißt Deuces.«
    »Und was ist das für ein Schuppen?«
    »Ein Crack-Haus.«
    Simon schnappte nach Luft. »Ein Crack-Haus?«
    »Ja, Sir.«
    »Bist du sicher?«
    »Hundertprozentig.«
    Simon ging die einzelnen Möglichkeiten durch und verspürte eine überwältigende Erregung in sich aufsteigen. »Danke, Ben«, sagte Simon. »Ich melde mich.«
    »Bukeqi.«
    Simon legte auf und dachte über sein Glück nach. Kevin Byrne war drogenabhängig!
    Das bedeutete, dass die eher zufällige Idee, Byrne zu folgen, um vielleicht an Material für eine Story zu kommen, nun zu einer Besessenheit wurde. Denn von Zeit

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