Byrne & Balzano 3: Lunatic
Spitze treiben zu wollen. Byrne fügte sich in das Unvermeidliche.
»Sie wollten mir im Coffee Shop eins auf Maul geben«, sagte Byrne. »Aber es war ein armseliger Schlag. Sie haben mich nicht mal getroffen. Wollen Sie jetzt mal richtig zuschlagen? Tun Sie’s. Letzte Chance.«
»Sie haben eine Waffe«, sagte Clarke. »Ich bin nicht blöd.«
Byrne zog seine Pistole aus dem Holster und warf sie in den Wagen. Seine Dienstmarke und sein Dienstausweis folgten. »So, jetzt bin ich unbewaffnet«, sagte er. »Jetzt bin ich Zivilist.«
Matthew Clarke starrte einen Moment zu Boden. Byrne wusste nicht, wie er sich entscheiden würde. Dann holte Clarke aus und schlug Byrne, so fest er konnte, ins Gesicht. Byrne taumelte und sah im ersten Augenblick Sterne. Er schmeckte warmes Blut. Clarke war zehn Zentimeter kleiner und mindestens fünfzig Pfund leichter als er, aber der Schlag hatte gesessen. Doch Byrne behielt die Ruhe und erhob seine Hand nicht, um sich zu verteidigen.
»War das alles?«, fragte er und spuckte das Blut aus. »Zwanzig Jahre Ehe, und mehr bringen Sie nicht?« Byrne provozierte und beleidigte Clarke. Er konnte sich nicht zurückhalten und wollte es vielleicht auch gar nicht. »Schlag zu.«
Diesmal traf der Schlag Byrnes Stirn. Die Fingerknöchel trafen genau auf den Knochen. Byrne spürte einen stechenden Schmerz.
»Na los. Noch mal.«
Clarke rannte auf ihn zu und traf Byrne diesmal an der rechten Schläfe. Es folgte ein Fausthieb auf den Brustkorb. Dann kam der nächste Schlag. Die Wut und die körperliche Anstrengung rissen Clarke beinahe von den Füßen.
Byrne taumelte leicht, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. »Ich glaube, Sie sind nicht mit dem Herzen bei der Sache, Mr. Clarke. Das glaube ich wirklich.«
Clarke brüllte vor Wut. Wieder schwang er die Faust und traf Byrne links am Kinnwinkel. Doch es war nicht zu übersehen, dass seine blinde Wut und seine Kraft schwanden. Clarke schlug noch einmal zu, und diesmal streifte seine Faust Byrnes Gesicht und knallte gegen die Mauer. Clarke schrie vor Schmerzen.
Byrne spuckte Blut und wartete. Clarke ließ sich gegen die Wand fallen. Er war körperlich und seelisch am Ende. Seine Fingerknöchel bluteten. Die beiden Männer starrten sich an. Sie wussten beide, dass dieser Kampf dem Ende zuging, so wie Männer seit Jahrhunderten wussten, wenn ein Kampf vorbei war. Fürs Erste.
»War es das?«, fragte Byrne.
»Du kannst mich mal ...«
Byrne wischte sich das Blut aus dem Gesicht. »So eine Gelegenheit bietet sich nie wieder, Mr. Clarke. Wenn das noch einmal passiert und Sie in Ihrer Wut noch mal auf mich losgehen, schlage ich zurück. Auch wenn Sie es nicht begreifen können, aber mich nimmt der Tod Ihrer Frau genauso mit wie Sie. Sie wollen sicher nicht, dass ich zurückschlage.«
Clarke brach in Tränen aus.
»Glauben Sie’s oder glauben Sie’s nicht«, sagte Byrne. Er wusste nicht, ob seine Worte Clarke erreichten. Situationen wie diese hatte er schon erlebt, doch es war noch nie so schwer gewesen. »Es tut mir leid, was passiert ist. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie leid es mir tut. Anton Krotz war eine Bestie, und jetzt ist er tot. Wenn ich etwas tun könnte, würde ich es tun. Aber ich kann nichts tun.«
Clarke funkelte ihn an. Tränen nässten sein Gesicht, doch seine Wut flaute ab, seine Atmung normalisierte sich, und Trauer und Schmerz gewannen wieder die Oberhand. Er wischte die Tränen ab. »O doch, Detective, Sie könnten etwas tun.«
Sie starrten einander an, zwei Meter voneinander entfernt, und doch trennten sie Welten. Byrne wusste, dass der Mann dem nichts hinzufügen würde. Nicht heute Abend.
Clarke hob sein Handy auf, ging zu seinem Auto und stieg ein. Als er davonjagte, geriet der Wagen auf dem Eis kurz ins Rutschen.
Byrne senkte den Blick. Sein weißes Hemd war blutverschmiert. Es war nicht das erste Mal, aber das erste Mal seit langer Zeit. Er rieb sich die Wange. Er hatte in seinem Leben schon genug Schläge ins Gesicht bekommen, angefangen mit Sal Pecchie, als er ungefähr acht Jahre alt gewesen war. Damals war es um ein Fruchteis gegangen.
Wenn ich etwas tun könnte, würde ich es tun.
Byrne fragte sich, was er damit gemeint hatte.
O doch, Detective, Sie könnten etwas tun.
Byrne fragte sich, was Clarke damit gemeint hatte.
Er klappte sein Handy auf. Als Erstes rief er seine Ex-Frau Donna unter dem Vorwand an, ihr frohe Weihnachten wünschen zu wollen. Es war alles in Ordnung. Clarke hatte ihnen keinen
Weitere Kostenlose Bücher