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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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an.«
    »Weißt du, ob Walt mit jemandem zerstritten war?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Du hast also gegen halb zwei mit dem Opfer an der Bar geplaudert und es hinterher nicht mehr gesehen?«
    Byrne schüttelte den Kopf. Er dachte an die vielen Male, als er genau das getan hatte, was Nicci jetzt tat, und wie oft er das Wort »Opfer« anstelle des Namens der ermordeten Person benutzt hatte. Er hatte sich nie richtig klargemacht, wie sich das anhörte. Bis jetzt. »Nein«, sagte Byrne, der sich plötzlich vollkommen nutzlos vorkam. Es war eine ganz neue Erfahrung für ihn, Zeuge zu sein, und es gefiel ihm nicht. Es gefiel ihm überhaupt nicht.
    »Kannst du dem noch etwas hinzufügen, Jess?«, fragte Nicci.
    »Eigentlich nicht. Ich bin gegen zwölf Uhr gegangen.«
    »Wo hattest du geparkt?«
    »In der Dritten.«
    »In der Nähe vom Parkplatz?«
    Jessica schüttelte den Kopf. »Näher an der Green Street.«
    »Hast du jemanden gesehen, der auf dem Parkplatz hinter dem Finnigans’s herumgelungert hat?«
    »Nein.«
    »Hast du jemanden auf der Straße gesehen, als du gegangen bist?«
    »Niemanden.«
    Sie hatten in einem Umkreis von zwei Häuserblocks eine Befragung durchgeführt. Niemand hatte gesehen, dass Walt Brigham die Kneipe verlassen hatte, die Dritte Straße hinaufgelaufen war, den Parkplatz betreten hatte oder weggefahren war.
    Jessica und Byrne aßen im Standard Tap an der Ecke Zweite und Poplar Street eine Kleinigkeit zu Mittag. Anfangs herrschte bedrückendes Schweigen, denn sie waren beide mit den Gedanken bei Walt Brigham. Der erste Bericht war eingetroffen. Brigham hatte einen Schlag auf den Hinterkopf erhalten, war mit Benzin übergossen und angezündet worden. Sie hatten im Wald in der Nähe des Tatorts einen Benzinkanister gefunden, einen normalen 10-Liter-Kanister, wie man ihn überall kaufen konnte. Es waren keine Fingerabdrücke darauf. Die Gerichtsmedizin würde einen Odontologen zu Rate ziehen und ein Zahnprofil erstellen, doch es bestand kaum ein Zweifel, dass der verkohlte Leichnam der von Walter Brigham war.
    »Und was machst du Heiligabend?«, fragte Byrne schließlich, um die Stimmung ein wenig aufzulockern.
    »Mein Vater kommt zu Besuch«, sagte Jessica. »Wir sind unter uns. Dad, Vincent, Sophie und ich. Am Weihnachtsfeiertag fahren wir zu meiner Tante. Das haben wir immer so gemacht. Und du?«
    »Ich fahre bei meinem Vater vorbei und helfe ihm beim Packen.«
    »Wie geht es ihm denn so?« Jessica hatte sich schon lange nach Byrnes Vater erkundigen wollen. Als Byrne nach einem Kopfschuss im künstlichen Koma lag, hatte sie ihn wochenlang jeden Tag im Krankenhaus besucht. Manchmal schaffte sie es erst nach Mitternacht, doch es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass keine Besuchszeiten eingehalten werden mussten, wenn ein Polizist in Ausübung seines Dienstes verletzt worden war. Egal um welche Zeit Jessica auch gekommen war, Padraig Byrne war immer dort gewesen. Er hatte es nicht über sich gebracht, bei seinem Sohn auf der Intensivstation zu sitzen; daher hatten sie ihm einen Stuhl auf den Gang gestellt. Und dort hielt er rund um die Uhr Wache, eine Thermoskanne neben sich und eine Zeitung in der Hand. Jessica hatte sich nie länger mit ihm unterhalten, aber ihn dort mit seinem Rosenkranz sitzen zu sehen, wenn sie um die Ecke bog, und sich kurz einen guten Morgen, guten Tag oder guten Abend zu wünschen, war ein Ritual geworden, auf das sie sich während dieser bangen Wochen gefreut hatte, eine Art Fundament, auf das sie ihre Hoffnung stützte.
    »Es geht ihm gut«, sagte Byrne. »Ich hab dir ja erzählt, dass er in den Nordosten zieht, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Jessica. »Ich kann gar nicht glauben, dass er South Philly verlässt.«
    »Ich auch nicht. Jedenfalls, später esse ich dann mit Colleen. Victoria wollte eigentlich auch kommen, aber sie ist noch in Meadville. Ihrer Mutter geht es nicht gut.«
    »Ich würde mich freuen, wenn du mit Colleen nach dem Essen zu uns kommst«, sagte Jessica. »Ich mache ein fantastisches Tiramisu. Frischer Mascarpone von DiBruno’s. Glaub mir, das schmeckt so gut, dass erwachsene Männer zu heulen anfangen. Und mein Onkel Vittorio schenkt mir immer eine Flasche seines selbst gemachten Tafelweins. Wir spielen das Christmas-Album von Bing Crosby. Tolle Stimmung garantiert.«
    »Danke, Jess«, sagte Byrne. »Ich muss erst mal sehen, wie es bei mir so läuft.«
    Kevin Byrne war immer höflich, ob er eine Einladung nun annahm oder ablehnte. Jessica hielt

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