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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Besuch abgestattet. Byrnes nächster Anruf galt einem Sergeant in dem Revier, in dem Donna und Colleen wohnten. Er gab eine Beschreibung von Clarke und das amtliche Kennzeichen seines Wagens durch. Sie würden einen Streifenwagen zu dem Haus schicken. Byrne wusste, dass er einen Haftbefehl ausstellen und Clarke hätte verhaften lassen können. Er hätte ihn wegen tätlichen Angriffs und Körperverletzung anzeigen können. Aber er konnte sich nicht dazu durchringen.
    Er öffnete die Tür seines Wagens, nahm die Waffe und seine Dienstmarke wieder an sich und steuerte auf das Moriarty’s zu. Als er die vertraute kleine Kneipe betrat und die angenehme Wärme spürte, hatte er das Gefühl, als würde es ein schlimmes Ende nehmen, wenn er Matthew Clarke das nächste Mal traf.
    Ein sehr schlimmes Ende.

32.
    I n ihrer neuen Welt völliger Dunkelheit konnte Tara spüren, wie ihre Sinne erwachten. Der Gehör- und Tastsinn trugen ihr die Wahrnehmung plätschernden Wassers und kalten Holzes zu, das ihre Haut berührte, doch besonders deutlich traten die Gerüche hervor.
    Für Tara Lynn Greene hatten Gerüche schon immer eine große Bedeutung gehabt. Der zarte Duft des Basilikums, der Gestank von Dieselabgasen, das Aroma eines Obstkuchens, der in der Küche ihrer Großmutter im Backofen stand. All diese Dinge besaßen die Macht, sie an einen anderen Ort und in eine andere Zeit zu versetzen. Sonnenschutzcreme roch nach Strand.
    Auch dieser Geruch war ihr vertraut. Verwesendes Fleisch. Verrottendes Holz.
    Wo war sie?
    Tara wusste, dass sie irgendwohin gefahren waren, aber sie wusste nicht, wie weit die Fahrt gewesen war oder wie lange sie gedauert hatte. Sie war eingenickt, doch das Rattern hatte sie immer wieder geweckt. Sie fror und spürte die Feuchtigkeit am ganzen Körper. Sie hörte den Wind durch Ritzen pfeifen. Sie war irgendwo drinnen, aber mehr wusste sie nicht.
    Als der Nebel in ihrem Kopf sich lichtete, wuchs die Angst. Der platte Reifen. Der Mann mit den Blumen. Der stechende Schmerz in ihrem Nacken.
    Plötzlich flammte ein Oberlicht auf. Das Licht der schwachen Glühbirne schien durch eine Schmutzschicht hindurch. Jetzt sah Tara, dass sie in einem kleinen Raum war. Rechts neben ihr stand ein schmiedeeisernes Bett. Ein Schrank. Ein Stuhl. Alles sehr alt, sehr sauber, fast so ordentlich wie in einen Kloster. Vor ihr war eine Art Durchgang, ein gewölbter Steinkanal, der in die Dunkelheit führte. Ihr Blick glitt zurück zu dem Bett. Es lag etwas Weißes darauf. Ein Kleid? Nein. Es sah aus wie ein Wintermantel.
    Es war ihr Wintermantel.
    Tara senkte den Blick. Jetzt trug sie ein langes Kleid. Und sie saß in einem Boot, einem kleinen roten Boot in einem Kanal, der durch diesen eigentümlichen Raum hindurchführte. Das Boot war mit buntem Glanzlack angestrichen. Um ihre Taille war ein Nylongurt geschlungen, sodass sie sicher auf dem zerschlissenen Plastiksitz saß. Ihre Hände waren an den Gurt gefesselt.
    Tara spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Sie hatte in der Zeitung einen Artikel über die ermordete Frau gelesen, die in Manayunk aufgefunden worden war. Die Tote hatte ein altes Kleid getragen. Tara wusste, was das zu bedeuten hatte, und die Erkenntnis ließ ihr den Atem stocken.
    Geräusche: Metall schlug auf Metall. Dann ein anderes Geräusch. Es hörte sich an wie ... ein Vogel? Ja, ein Vogel sang. Der Gesang des Vogels war schön und kräftig und melodisch. Tara hatte solche Klänge noch nie gehört. Kurz darauf vernahm sie Schritte. Jemand näherte sich ihr von hinten, doch Tara wagte es nicht, sich umzudrehen.
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen, ehe er sprach.
    »Sing für mich«, sagte er.
    Hatte sie richtig gehört? »Wie ... bitte?«, stammelte sie.
    »Sing, Nachtigall.«
    Taras Kehle war wie zugeschnürt. Sie versuchte zu schlucken. Wenn sie das hier überstehen wollte, musste sie Ruhe bewahren. »Was soll ich singen?«, fragte sie.
    »Ein Lied über den Mond.«
    Der Mond, der Mond, der Mond, der Mond. Was meinte er damit? Wovon redete er?
    »Ich glaube, ich kenne kein Lied über den Mond«, sagte Tara.
    »Natürlich kennst du eins. Jeder kennt Lieder über den Mond. Fly Me to the Moon , Paper Moon , How High the Moon , Blue Moon , Moon River . Moon River mag ich besonders gern. Kennst du es?«
    Tara kannte das Lied. Jeder kannte es, nicht wahr? Doch jetzt fiel ihr der Text nicht ein. »Ja«, sagte sie, um Zeit zu gewinnen. »Ich kenne es.«
    Er stellte sich vor sie hin.
    O Gott, dachte Tara. Sie mied den

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