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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Als Lilly die Zeichnung betrachtete, prägte sie sich jede Ecke, jedes Scharnier und jeden Riegel ein.
    »Wie wird das gemacht?«, fragte sie.
    Als der alte Mann ihr fünf Minuten später genau erklärt hatte, wie der Zaubertrick funktionierte und um was für eine sensationelle Darbietung es sich handelte, wusste Lilly alles, was sie über das Feuerinferno wissen musste. Sie wusste auch, was passieren würde. Joseph Swann würde sie in die Kiste setzen und diese anzünden. Daran bestand kein Zweifel.
    »Du musst an den geheimen Riegel auf dem Boden denken«, sagte er. »Das ist sehr wichtig.« Der Alte zeigte ihr eine andere vergilbte Blaupause. »Man kann sich auf Faerwood leicht verirren. Es gibt hier viele Zimmer und viele Mechanismen. Wenn du dich verirrst, wird dir das hier helfen.«
    Lilly nahm die alte Blaupause entgegen und prägte sich sämtliche Details ein – die Lage der Türen, der verborgenen Treppen, der Schalter. Offenbar hatte jeder Raum hier ein Geheimnis.
    Ehe Lilly dem alten Mann noch eine Frage stellen konnte, hörte sie ein Motorengeräusch. Sie schaute durch das vergitterte Fenster. Zwei Stockwerke tiefer fuhr ein Van in die Einfahrt.
    Lilly nahm die Blaupause und wollte hinüber zu der Ecke des Raumes, wo der verborgene Durchgang lag, doch der Alte hielt sie auf und drückte ihr etwas in die Hand. »Das hier wirst du brauchen.«
    Als Lilly die Öffnung in der Wand erreichte, fügte der alte Mann hinzu:
    »Denk an den geheimen Riegel. Denk daran, Odette.«
    Lilly kroch in den dunklen Schacht. Sie wusste nicht, ob es derselbe Weg war, der sie hierher geführt hatte. So schnell sie konnte, kroch sie weiter, schlug mit den Ellbogen und Knien gegen die Tunnelwand. Ihre Hände waren schweißnass. Der Schacht schien endlos lang zu sein und war noch dunkler als vorhin. Nach etwa einer Minute verharrte sie und tastete über die Seiten und die Decke. War sie schon an Claires Zimmer vorbei? Lilly wusste es nicht. Sie hielt einen Moment den Atem an und horchte in die dunkle, stickige Stille des Tunnels, hörte aber nur ihren eigenen Puls.
    Lilly kroch weiter. Irgendwo erklang wieder klassische Musik, diesmal lauter. Es war tatsächlich der richtige Weg. Sie wollte gerade noch einmal tief durchatmen, als sie in der Ferne ein schwaches rechteckiges Lichtfeld erblickte. Hastig legte sie die letzten Meter zurück, sprang durch die Wandöffnung in den Raum und atmete tief die frische Luft. Sie hörte Schritte auf dem Gang. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
    Lilly nahm die Schuhe aus der Öffnung und aktivierte hektisch den Mechanismus, um den Durchgang wieder zu schließen. Sie rannte durch den Raum und kroch unter die Decke, als der zweite Schlüssel sich im Schloss drehte. Als die Tür sich öffnete, sah Lilly, dass ihr die alte Blaupause aus der Hand gefallen war und auf dem Boden lag. Blitzschnell hob sie das Blatt auf und zog es in allerletzter Sekunde unter die Decke. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
    Joseph Swann.
    Das Feuerinferno.
    Lilly wusste nicht, wie sie heil aus dieser Sache herauskommen sollte oder ob sie den morgigen Tag noch erleben würde, aber eines wusste sie ganz sicher: Sie musste verhindern, dass Joseph Swann sie in diese Kiste sperrte.

81.
    3.30 Uhr
    Es gab fast einhundert Personen mit dem Namen Swan und mehr als dreißig, die Swann hießen. Uniformierte Beamte aus praktisch jedem Revier klopften an Türen und standen ständig mit der Zentrale in Funkkontakt.
    Der Verlag, der David Sinclairs Bücher herausgegeben hatte, hatte sich gemeldet. Es war ein kleines Unternehmen in Denver. Nach den Worten des Verlegers hatte niemand in dem Unternehmen Mr Sinclair jemals persönlich kennengelernt. Sinclair hatte ihnen vor sechs Jahren per Mail ein Angebot gemacht, ohne einen Agenten einzuschalten. Vor der Herausgabe des Buches hatte der Verleger oft mit dem Autor gesprochen, aber Sinclair war nie nach Denver gekommen. Sie korrespondierten über eine E-Mail-Adresse bei Hotmail und eine Adresse in Philadelphia, die sich als Postfach in der Sansom Street entpuppte. Eine Überprüfung der entsprechenden Firmenunterlagen ergab, dass der Mann das Postfach für ein Jahr gemietet hatte und das Geld immer für ein Jahr bezahlte. In der Firma gab es eine starke Personalfluktuation, und die wenigen Angestellten, die sie um diese Uhrzeit erreichten, erinnerten sich nicht an den Mann, der Postfach Nummer 18909 gemietet hatte. Das Mietformular war auf einer alten IBM-Selectric getippt worden, und

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