Byrne & Balzano 4: Septagon
kostenlos war dieses Revolverblättchen noch zu teuer. Byrne zuckte zusammen. Colleen lachte. Sie wusste, wie viel Ärger ihr Vater mit dieser Zeitung bereits gehabt hatte. Als sie weitergingen, blätterte Colleen bis Seite drei und klappte das Blatt um. Offenbar hatte sie etwas gesucht und es sofort gefunden. Sie zeigte auf Caitlin O’Riordans Bild.
»Das ist dein Fall, nicht wahr?«, fragte sie.
Byrne hasste es, mit Colleen über die hässlichen Seiten seines Jobs zu sprechen, aber er musste sich in letzter Zeit ständig daran erinnern, dass sie kein Kind mehr war. Nicht mehr lange, bis sie das College besuchte.
Er nickte.
»Sie war von zu Hause ausgerissen?«
»Ja«, sagte Byrne. »Sie stammte aus Lancaster.«
Colleen las kurz in dem Artikel, faltete die Zeitung dann zusammen und steckte sie in ihre Umhängetasche.
Byrne musste an Robert O’Riordan denken, der vier Monate lang durch die Hölle gegangen war, und ihm wurde einmal mehr bewusst, was für ein Glück er mit einer so intelligenten, lebensfrohen Tochter hatte. Ob sie den O’Riordan-Fall jemals abschließen würden? Byrne hoffte es sehr, wusste es aber nicht.
Als sie das Gebäude in der Vierundzwanzigsten erreichten, wechselten Byrne und Colleen einen Blick. Byrne wusste, dass ihm anzusehen war, wie er sich fühlte.
Colleen verdrehte die Augen und strich ihm über den Arm. »Du bist ein richtiges Baby.«
Byrne pflichtete ihr schweigend bei und hielt ihr die Tür auf.
Byrne und Colleen saßen im Bistro St. Tropez an einem Tisch am Fenster mit Blick auf den Schuylkill River. Die Sonne schien wieder, und das Wasser glitzerte. Im Augenblick schwiegen sie und genossen das Zusammensein.
Es dauerte nicht lange, da fiel ein Schatten auf den Tisch. Byrne hob den Blick. Eine schlanke Frau mit dunkelblondem Haar und bezauberndem Lächeln stand neben dem Tisch. Sie trug ein zartgelbes Leinenkostüm.
Es war Byrnes Ex-Frau Donna, die Liebe seines Lebens. Byrne stand auf. Donna küsste ihn auf die Wange und wischte den Lippenstift dann mit dem Daumen weg – eine zärtliche Geste aus früheren Zeiten. Sofort wurden Byrne die Knie weich.
Der Großstadtcop, dachte er. Der knallharte Typ. Er hatte in seiner Karriere schon vieles erlebt und konnte die Schüsse, Messerstiche und Faustschläge, die er hatte einstecken müssen, kaum noch zählen. Doch sobald seine Ex-Frau ihm mit dem Daumen über die Wange strich, schmolz er dahin.
Sie tranken Mineralwasser, musterten die gut gekleideten Gäste, sprachen über Gott und die Welt und schauten in die Speisekarte. Byrne jedenfalls. Donna und Colleen waren offenbar schon mal hier gewesen und wussten lange, ehe Byrne sich entschieden hatte, was sie wollten. Beide bestellten sich einen Salat – einen Sommersalat mit Hähnchenbruststreifen und einen Meeresfrüchtesalat –, während Byrne sich für den Burger St. Tropez entschied.
Das überraschte niemanden.
Während sie auf ihr Essen warteten, plauderten sie angeregt. Byrne lauschte den Klatschgeschichten, war aber nicht ganz bei der Sache. Donna Sullivan war noch immer die schönste und aufregendste Frau, die er jemals kennengelernt hatte. Seitdem sie sich als Jugendliche neben einem 7-Eleven zum ersten Mal begegnet waren, war er ihr verfallen. Seit der Scheidung hatte er zahlreiche Affären gehabt und einige Mal sogar geglaubt, tiefe Gefühle zu empfinden, doch sobald er Donna traf, begann sein Herz zu flattern, und die Affären wurden bedeutungslos.
In den letzten fünf Jahren hatte Donna ihren Lebensunterhalt als Immobilienmaklerin verdient, doch seit Kurzem arbeitete sie bei einem kleinen Innenausstatter. Sie war schon immer kreativ gewesen und hatte an der Uni Kurse in Design belegt, hatte aber nie ihren Traumjob gefunden. Jetzt schien sie es geschafft zu haben.
Die Zeit verging viel zu schnell. Während sie sich unterhielten und aßen und lachten, dachte Byrne mindestens ein Dutzend Mal: Ich sitze hier mit meiner Frau und meiner Tochter. Ich sitze tatsächlich mit den beiden einzigen Frauen zusammen, die mir etwas bedeuten. Okay, mit zwei von drei Frauen. Jessica würde ihn umbringen, wenn er sie nicht dazurechnete.
Um kurz vor zwei schaute Donna auf die Uhr und zog die Rechnung zu sich heran. Byrne protestierte, aber nur aus Höflichkeit. Donna verdiente viel mehr als er.
Sie unterschrieb, worauf die lederne Kladde wieder verschwand. Sie tranken ihren Kaffee aus. Dann griff Donna in die Tasche, zog ein Foto heraus und zeigte es Byrne.
»Wir renovieren
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