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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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ein Haus in Bryn Mawr. Diese Couch hier sollen wir neu beziehen. Ist sie nicht fantastisch?«
    Byrne schaute sich das Foto an. Es war eine antike rote Samtcouch ohne Rückenlehne, aber mit hochgezogenen Seitenlehnen. Er hatte keine Ahnung, wie man auf dem Ding überhaupt sitzen konnte. »Und wo ist Cate Blanchett?«
    Colleen lachte und sagte in der Gebärdensprache: »Du bist so hip, Dad.«
    »Das ist eine sogenannte ›Ohnmachtscouch‹«, erklärte Donna. »Wenn in früheren Zeiten die Damen der feinen Gesellschaft die Besinnung verloren haben, weil ihre Korsagen zu eng geschnürt waren, sanken sie auf so eine Couch. Ich schätze, die neuen Besitzer haben etwa vierzehntausend Dollar dafür bezahlt.«
    »Da kann man wirklich in Ohnmacht fallen«, meinte Byrne trocken.
    »Hör mal, ich muss einen Stoff für die Couch aussuchen«, sagte Donna, als sie sich zum Gehen wandten. »Das Geschäft ist gleich über dem Restaurant. Komm doch mit. Das macht bestimmt Spaß.«
    Stoffe? Spaß?
    »Weißt du, ich würde ja gerne, aber das ist nicht so unbedingt mein Ding. Außerdem muss ich wirklich zurück«, sagte er.
    Byrne wechselte einen Blick mit Colleen. Seine Tochter schien zu ahnen, dass er den Caitlin-O’Riordan-Fall meinte. Sie nickte unmerklich, was bedeutete, dass es für sie in Ordnung war. Colleen konnte nicht nur perfekt von seinen Lippen ablesen, sie konnte auch in seine Gedanken blicken.
    Plötzlich hatte Byrne ein schlechtes Gewissen, dass er den Rest des Tages freigenommen hatte. Er würde sofort von hier aus zurück zum Roundhouse fahren. Anderenfalls müsste er seine Tochter belügen, und das kam für ihn nicht infrage.
    »Okay, du Macho«, sagte Donna. Sie verließen das Bistro und gingen zum Aufzug. Und dann küsste Donna ihn wie aus heiterem Himmel. Nicht auf die Wange. Nicht nach europäischer Art auf jede Wange ein Küsschen. Es war ein richtiger leidenschaftlicher Kuss nach dem Motto: Wo ist hier das Schlafzimmer? Der erste Kuss seit Jahren. Seit vielen Jahren. Donna lehnte sich zurück und schaute ihm tief in die Augen. Byrne taumelte. Ihm lag eine dumme Bemerkung auf der Zunge, aber er hielt sich zurück. Dann sagte er es doch.
    »Hm. Ich hab nichts gespürt«, sagte er. »Und du?«
    Donna zuckte mit den Schultern. »Könnte sein, dass es in einem Zeh leicht gekribbelt hat, aber das war auch schon alles.«
    Beide lachten.
    »Wir bringen dich nach unten«, sagte Donna.
    Byrne, der noch immer weiche Knie hatte, beobachtete seine Ex-Frau und seine Tochter, die ihm vorausgingen. Mittlerweile war Colleen so groß wie ihre Mutter. Ihre verblüffende Ähnlichkeit versetzte Byrne einen Stich. Von hinten waren sie kaum zu unterscheiden.
    In der Eingangshalle nahm Colleen ihre Digitalkamera aus der Tasche und machte ein Foto von ihren Eltern.
    Byrne umarmte beide und verabschiedete sich. Donna ging zu den Aufzügen und hielt schon ihr Handy in der Hand. Colleen zögerte einen Moment.
    Byrne trat durch die großen Türen in die helle Nachmittagssonne. Er zog sein Taschentuch hervor und wischte sich den Mund ab. Donnas Lippenstift glänzte verführerisch. Aus irgendeinem Grund blieb Byrne stehen und drehte sich um. Colleen beobachtete ihn. Sie stand hinter der großen Glasfassade der Eingangshalle, schenkte ihm ihr melancholisches, jugendliches Lächeln und hob eine Hand.
    Ich liebe dich, Dad , sagte sie in der Gebärdensprache.
    Byrne bekam schon wieder weiche Knie.

23.
    A LS J ESSICA SICH in den Kriechkeller hinunterließ, schlug ihr sofort Verwesungsgeruch entgegen. Ringsum hörte sie das Rascheln des Ungeziefers im trockenen Müll.
    Sie dachte an Eve Galvez in ihrem flachen Grab.
    Dieser Kriechkeller war früher ein Lagerraum für den Laden im Erdgeschoss des Hauses gewesen. In den Ecken standen verstaubte Holzkisten, aufgestapelte, auseinandergefaltete Pappkartons und Flaschenkästen.
    Jessica kniete sich auf den Lehmboden und leuchtete mit ihrer Taschenlampe die Ecken aus. Die Grundfläche des Kriechkellers – vierzehn mal zweiundzwanzig Meter – entsprach ungefähr der des Hauses. Über ihrem Kopf verliefen alte verrostete Rohre und die Stromkabel, die zu den Zählern der einstigen Geschäftsräume führten. Linker Hand, in der Nähe der Hausfront, befanden sich die Abwasserrohre. Zwischen den Deckenbalken hatte eine Spinne ein seidenes, silbernes Netz gewebt, in dem tote Insekten hingen.
    In der Mitte des Kriechkellers standen drei große Holzkisten. Die mittlere war ein Stück nach hinten versetzt,

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