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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Aufführung auf einer Kirmes in Berea, Ohio, für die sein Vater in Vierteldollarmünzen bezahlt wurde.
    Das Videoband zeigte mit jeder neuen Einstellung einen Mann, der sein Talent immer mehr einbüßte und dessen Verstand sich in ein Gruselkabinett wirrer Gedanken verwandelte. Dieser tingelnde Zauberer führte schließlich nur noch die billigsten Tricks auf: eine Zigarette durch eine Münze schieben, Taue zerschneiden und wieder verbinden, einfache Kartentricks.
    Aus diesem Grunde hatte Joseph vor Jahren ein Postskript angehängt, eine atemberaubende Koda, die gefilmt worden war, als sein Vater noch auf dem Höhepunkt seiner Karriere gestanden hatte.
    Die sieben Wunder waren eine straff überarbeitete Version mit vielen anschaulichen Darstellungen in voller Länge, die Great Cygne bei einem lokalen Kabelsender in Shreveport präsentiert hatte. Joseph hatte die Vorführung mit den Klängen von Lovin’ Spoonfuls Do You Believe In Magic? untermalt. Er wusste, dass das ziemlich kitschig war. Einst hatte er mit dem Gedanken gespielt, diese Show eines Tages auf DVD zu vermarkten, falls er die Rechte zurückerhalten könnte.
    Swanns Herz klopfte, als er sich den Film zum vermutlich fünfhundertsten Mal anschaute.
    Es begann mit dem Blumengarten; dann folgte die Frau ohne Unterleib, die Ertrinkende und das Mädchen in der Schwertkiste.
    »Schau dir das an«, sagte er zu Patricia. »Schau dir an, was gleich passiert. Das ist das Mädchen in der Zaubertruhe. Das ist dein Part.«
    Als der Film zu Ende war, stieg Swann die Treppe hinunter, durchquerte das große Zimmer und genehmigte sich ein Glas Sherry. Anschließend ging er wieder zu dem Mädchen hinauf.
    »Ich muss ein paar Besorgungen machen, bin aber bald wieder zurück. Dann essen wir gemeinsam. Vielleicht machen wir uns sogar fein. Das wäre toll, nicht wahr?«
    Das Mädchen schaute ihn an. Ihr samtweicher Blick war nicht mehr sanft. Es erstaunte ihn immer wieder, wie schnell die Jugend ihren Glanz verlor. Er schob den Rollstuhl ins Gästezimmer und schloss die Tür hinter sich ab.
    Als Swann sich ein paar Minuten später anschickte, das Haus zu verlassen, hörte er das Mädchen schreien. Als er die Eingangshalle erreichte und seinen Mantel anzog, nahm er nur noch ein fernes Echo wahr. Als er auf die Veranda trat, war der Schrei bloß noch eine Erinnerung.
    Es war ein schöner, sonniger Tag, und die Vögel zwitscherten. Swann lauschte einer bestimmten Vogelstimme. Es war die eines Teichrohrsängers mit gelber Kehle, einer anderen verlorenen Seele, die wissen wollte, was die Welt bewegte.

25.
    A LS B YRNE ZU SEINEM Wagen ging, war er noch immer aufgewühlt von dem, was er gerade erlebt hatte. Er wusste wirklich nicht, was das gemeinsame Mittagessen mit seiner Ex-Frau zu bedeuten hatte, wollte die Sache aber vorsichtshalber nicht zu hoch bewerten.
    Byrne zog sein Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Bei dem Gedanken, dass ihn möglicherweise ein Dutzend unangenehme Nachrichten erwartete, zuckte er zusammen. Das Police Department erwartete von allen Mitarbeitern, dass sie den Kontakt zu ihrer Abteilung niemals vollständig abbrachen, selbst wenn sie dienstfrei hatten. Das galt besonders, wenn laufende Ermittlungen anstanden. Doch im Zeitalter der Handys und der damit verbundenen technischen Probleme hatten alle immer eine Ausrede parat.
    Ich hatte keinen Empfang.
    Mein Akku war leer.
    Ich hatte das Handy auf leise gestellt.
    Als die Verbindung stand, bekam Byrne eine E-Mail. Sie war von Colleen. Sie hatte ihm das Foto geschickt, das sie in der Eingangshalle von ihm und Donna gemacht hatte. Byrne lächelte. Es war für ihn die Krönung des Tages.
    Sekunden später klingelte sein Handy. Byrne schaute auf das Display. Es war Jessica. Sogar ihr Name sah wütend aus. Byrne klappte das Handy auf und begrüßte sie in einem fröhlichen, beschwingten Tonfall.
    »Hi, hallo!«
    »Sag mal, schaltest du dein Handy neuerdings aus?«
    Ertappt. »Ich kann es dir erklären«, sagte Byrne. »Wo bist du?«
    »Shiloh Street.«
    »Shiloh Street?« Das überraschte Byrne und weckte sein Interesse. »Warum?«
    »Wir haben eine Leiche. Die Leiche einer Jugendlichen.«
    Verdammt. »Warm oder kalt?«
    »Kalt. Sie liegt schon seit Monaten hier.«
    »Im Haus?«
    »Ja.«
    »Wo habt ihr sie gefunden?«
    »Erinnerst du dich an den Teppich in dem Keller?«, fragte Jessica.
    »Ja.«
    »Die Spurensicherung hat ihn aufgerollt und ein Loch im Boden entdeckt. Eine Falltür zu einem

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