Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
vergoldetem Kaiserstandbild aufgestellt, deren Reste noch heute erhalten sind. Dargestellt
war der Kaiser – nackt und mit der Strahlenkrone des Apoll bekrönt. In der Basis der Säule wurden ebenso christliche wie »heidnische«
Reliquien vermauert, eine Vorgehensweise, die mit dem »heidnischen« Zeremoniell des sich zum Christentum bekennenden Kaisers
bei der Gründung einherging. Natürlich waren Profanbauten wie Verwaltungsgebäude oder der prunkvolle Kaiserpalast von großer
baulicher repräsentativer Bedeutung, doch gelangte man in weiten Bevölkerungskreisen grundsätzlich durch die Errichtung von
Sakralbauten zu höherem Ansehen. So ließ Konstantin neben der Erhaltung bestehender »heidnischer« Stätten die Kirche der Heiligen
Eirene ausbauen: sein wohl als wichtigster zu wertender Bau. Sie soll die älteste Kirche von Byzanz gewesen sein, errichtet,
noch bevor Konstantin in Erscheinung trat. Eine sicherlich wohlüberlegte Besonderheit war, dass der Kaiser sie nicht etwa
einer heiligen Gestalt weihte, sondern dem abstrakten Gedanken eines »göttlichen Friedens«. Der Kirchenbau wurde im Laufe
der Zeit mehrmals zerstört und brannte zuletzt beim Nika-Aufstand ab.
|18| Besondere Beachtung scheint Konstantin dem Hippodrom als Ort einerseits der Unterhaltung, andererseits des Zusammentreffens
von Kaiser und Volk geschenkt zu haben. Hierher ließ er zahlreiche, insbesondere aus Griechenland stammende Bildwerke schaffen
und aufstellen. Ein Beispiel hierfür ist die sog. Schlangensäule aus Bronze. Sie zeigt drei ineinandergewundene Schlangen,
die auf ihren Köpfen einen Dreifuß trugen. Die an der Schlacht bei Platäa 480 v. Chr. beteiligten siegreichen Griechenstädte
hatten sie ursprünglich als Weihegeschenk nach Delphi gebracht.
Vom Kaiserpalast zum Hippodrom bestand ein direkter Zugang; ob dieser bereits aus der Zeit Konstantins stammt, lässt sich
zwar nicht sicher sagen, ist aber denkbar. Ein heute noch hoch aufragendes, eindrucksvolles Bauwerk ist der Valens-Aquädukt
(Bozdoğan Kemeri), der sich über die Istanbuler Stadtteile Sarachane und Zeyrek erstreckt. Er wurde noch unter Konstantin
begonnen und 378 unter Kaiser Valens (364–378) fertig gestellt. Dieser Aquädukt war Teil eines weit verzweigten Wasserleitungssystems,
über das Konstantinopel und z. T. noch das heutige Istanbul mit Trinkwasser versorgt wurde bzw. wird. Das Wasser entstammt
einer Quelle ca. 20 km westlich der Stadt bei dem Dorf Mahmutbey. Heute sind noch etwa 920 m des doppelgeschossigen Bauwerks
erhalten.
Der 378 fertig gestellte Valens-Aquädukt war Teil eines weit verzweigten Wasserleitungssystems.
Konstantin fand seine letzte Ruhestätte in der von ihm begonnenen und unter seinem Sohn Konstantin II. fertig gestellten Apostelkirche.
Fortführung des väterlichen Erbes
Nach Konstantins Tod am 22. Mai 337 kam es zu einer Serie von politischen Morden. Opfer waren meist männliche Verwandte Konstantins,
ausgenommen seine Söhne. Sein Sohn Constantius II. (337–361) führte als sein Nachfolger – zunächst Kaiser des Oströmischen
Reichs – die begonnene Bautätigkeit weiter. Er ließ die Befestigungsmauern, die erste Hagia Sophia sowie die Apostelkirche
fertig stellen und begann weitere, neue Projekte, darunter die Konstantinianai-Thermen und den Konstantinianai-Palast. Im
Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde die Wasserversorgung der Stadt ausgebaut; es wurden Zisternen errichtet und eine Fernwasserleitung
gebaut, wovon der heute noch eindrucksvollste Teil der Valensaquädukt ist, eine monumentale mehrstöckige Anlage, die zwischen
368 und 373 erbaut wurde. Außerhalb der Stadt entstanden um 380 die ersten beiden Klöster, die zusammen mit einigen kleinen
Kirchen im Umkreis größerer Landgüter standen.
Bei all den groß angelegten Bautätigkeiten der ersten Kaiser wurde Konstantinopel erst gegen Ende des 4. Jhs. unter |19| Theodosius I. (379–395) ständiger Regierungssitz eines der beiden Kaiser des Römischen Reiches und dauerhaftes Zentrum. In
diesen und den folgenden Jahren erhielten die noch freien Flächen entlang der Ausfallstraßen ihre architektonische Gestaltung
in Form großer Hallenplätze. Noch heute sichtbare Reste dieser Anlagen sind die Substruktionen der umfangreichen Terrassierungen,
die aufgrund des hügeligen Geländes notwendig waren. In diesen Jahren wurde die schon zuvor »inoffiziell« verwendete Bezeichnung
»neues Rom«
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