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Byzanz - Konstantinopel - Istanbul

Titel: Byzanz - Konstantinopel - Istanbul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schweizer , Stephan W. E. Blum , Ruestem Aslan
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häufig auch verwandtschaftlichen Beziehungen. Gerade Letzteres kann
     von großem historischen Interesse sein, da z. B. Frauen in osmanischen Aufzeichnungen kaum Erwähnung finden und so die Stelen
     oftmals die einzigen, spärlichen Quellen darstellen.
    »Wildromantisch« und soweit das Auge reicht mit hoch aufragenden Zypressen bewachsen, nimmt der Karacaahmet-Friedhof (türk.
Karacaahmet Mezarlığı
) im Stadtteil Üsküdar eine Fläche von rund 3 km 2 ein. Der größte und zugleich älteste Friedhof der Türkei soll bereits 1338 nach der Einnahme von Üsküdar (damals gr.
Skutari
) durch Orhan I. (1326– 1359), den zweiten osmanischen Sultan, angelegt worden sein. Benannt wurde er nach einem Vertrauten,
     der bei diesen Kämpfen sein Leben ließ.
    Die Zahl der hier Bestatteten wird auf über eine Million geschätzt. Von den vielen Marmorgrabmalen mit arabischen Inschriften
     aus osmanischer Zeit, die sich auf dem weitläufigen Gelände finden, stammen heute die meisten aus dem 18. bis frühen 20. Jh.;
     unzählige der frühen Grabstelen wurden in den ersten Jahrzehnten nach Ausrufung der Republik Türkei zur Befestigung von Wegen
     verwendet. Zu den wenigen Stelen aus den ersten Jahrhunderten gehört die des Kalligraphen Şeyh Hamdullah (1436–1520), der
     als Begründer türkischen Kalligraphie gilt. Mit Gründung des neuen Staates 1923 verloren die alten osmanischen Denkmäler zwar
     ihre Bedeutung, doch wollte man auf den großen ehrwürdigen Friedhof nicht verzichten und belegte ihn weiterhin. So sind dort
     heute auch verschiedene türkischen Berühmtheiten zu finden: der osmanische General Kaçı Vehip Pasha (1877– 1940), der Romanautor
     Reşat Nuri Güntekin (1889–1956), der Kunstmaler Fikret Muallâ Saygı (1903–1967), der Rockmusiker Cem Karaca (1945–2004) sowie
     Nezihe Viranyalı (1925–2004), eine der ersten türkischen Pilotinnen, um nur einige zu nennen.
    |79|
    Auf dem Karacaahmet-Friedhof liegen Gräber aus mehreren Jahrhunderten scheinbar ordnungslos direkt nebeneinander.

[ Menü ]
    |80| Anadolu Hisarı
    Gut gesichert hüben …
    Während sich die berühmten Sehenswürdigkeiten wie die großen Paläste, Moscheen und Villen hauptsächlich im südlichen Teil
     Istanbuls befinden, liegen im zentralen Bereich, an der engsten Stelle des Bosporus (660 m breit), zwei bedeutende militärische
     Anlagen, die auf den gegenüberliegenden Uferseiten miteinander korrespondieren. Die auf asiatischer Seite gelegene Burg
Anadolu Hisarı
(»Anatolische Festung«) veranschaulicht, wie die Osmanen begannen, die Fahrt durch den Bosporus strikt zu kontrollieren.
    Die Sperrfestung wurde Ende des 14. Jhs. während eines Angriffs von Sultan Beyazıt I. auf Konstantinopel errichtet und liegt
     auf einer Felsnase, wo das malerische Flüsschen Göksu in den Bosporus mündet. Die Form der zwischen 1390 und 1395 gebauten
     Anlage entspricht im Wesentlichen dem üblichen Typus der Belagerungsburgen in jener Zeit. Ein von einer Rechteckbastion eingefasster
     und mit vier Halbrundtürmen verstärkter Mauerring umfasst den Donjon, den Wohn- und Wehrturm. Während Sultan Mehmed II. gegenüber,
     auf europäischer Seite, die Sperrfestung
Rumeli Hisarı
(»Rumelische Festung«, s. S. 82 f.; »rumelisch« nennt man die europäische Seite des Bosporus) anlegen ließ, veranlasste er
     1452 den Bau einer weiteren äußeren Ringmauer um die bestehende Anlage herum, ausgestattet mit Halbrundbastionen. Durch die
     Positionierung von Kanonen dicht über der Wasseroberfläche bildeten die beiden Sperrfestungen
Anadolu Hisarı
und
Rumeli Hisarı
, die jeweils eine feste Garnison erhielten, eine Einheit, durch die die Bosporus-Durchfahrt gänzlich beherrschbar wurde.
     Nach dem Niedergang des italienischen Schwarzmeerhandels verloren die beiden Burgen ihre Bedeutung und verfielen allmählich.
     Gegen Ende des 16. Jhs. bildete sich eine kleine Ansiedlung um den Wohnturm herum, darunter eine
Yalı
(Sommerresidenz) des Großwesirs Salih Paşa.
    Rundturm der Rechteckbastion der
Anadolu Hisarı.
    |81| Der nach 1830 nur noch ohne Turmhelme aufragende Bau begann nun rasch zu verfallen, bevor er 1928/29 renoviert wurde. Hierbei
     wurden auch die Holzhäuser, die im äußeren Hof standen, wieder abgerissen und die Schießscharten vermauert. Außerdem mussten
     Teile der äußeren Ringmauer dem Bau einer Straße weichen.
    Der mit einer Mauer eingefasste Wohnturm der Festung
Anadolu
Hisar
ı liegt direkt an dem malerischen Flüsschen

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