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Byzanz - Konstantinopel - Istanbul

Titel: Byzanz - Konstantinopel - Istanbul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schweizer , Stephan W. E. Blum , Ruestem Aslan
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Anlage wurden eine kleine einräumige
     Moschee, von der heute nur noch ein Stumpf des Minaretts steht, sowie die Wohnstätten der Besatzung errichtet.
    Zeitweise – wenn das Fassungsvermögen der Lagerräume des Topkapı-Palasts ausgeschöpft war – lagerten in einem der Türme Teile
     des Staatsschatzes. Seinen »Ruhm« verdankte
Yedikule
aber in erster Linie dem Umstand, dass bereits kurz nach Fertigstellung zahlreiche türkische als auch ausländische Gesandte,
     Kapitäne fremder Schiffe und Kaufleute in den Türmen der Zitadelle gefangen gehalten und z. T. hingerichtet wurden, darunter
     etwa 1463 der Großkomnene David (1458–1461) samt seiner Söhne, 1474 der Großwesir Mahmut Paşa oder 1597 der Großwesir Hasan
     Paşa. Von diesem düsteren Kapitel osmanischer Geschichte zeugen Graffiti, die die Gefangenen in ihren jeweiligen Landessprachen
     auf den Mauern hinterließen. Nicht nur in Geschichts- und Schulbüchern allgegenwärtig ist »die osmanische Tragödie«, als die
     die Hinrichtung des 19-jährigen Sultan Osman II. (1618–1622) im Jahre 1622 gerne bezeichnet wird. Aufständische brachten den
     jungen Sultan, der sich in weiten Teilen der Bevölkerung sowie des Heeres mehr und mehr unbeliebt gemacht hatte, auf einem
     Karren unter begeistertem Geschrei der Massen nach
Yedikule
. Zuvor wurde noch sein geistesschwacher Onkel und Vorgänger Mustafa I. ein zweites Mal im Palast zum Sultan ernannt. In einem
     der |85| Türme von
Yedikule
sollte Osman erdrosselt werden, was angeblich aufgrund seiner eigenen Wehrhaftigkeit erst nach mehreren Versuchen gelang.
    In der ersten Hälfte des 19. Jhs. wurde die Burg nach mehrfachen Zerstörungen durch Erdbeben und Brände, bei denen auch Gefangene
     ums Leben kamen, als Pulvermagazin genutzt. Später, ab 1869, fand dort dann eine Mädchenschule ihren Platz, unterstand ab
     1878 dem Unterrichtsministerium und ab 1895 der Museumsdirektion.
    In die Festung Yedikule gelangte man verhältnismäßig einfach, heraus hingegen häufig überhaupt nicht mehr.
    Mitte des 20. Jhs. begann man die gesamten Anlage samt Porta Aurea umfangreich zu renovieren, im Inneren blieb jedoch außer
     dem Minarett der kleinen Moschee nichts Historisches mehr erhalten. Doch die wenigen Touristen, die dorthin geführt werden,
     können sich sicher sein, die blutigen Taten, die hier einst stattfanden, von den Führern besonders farbenfroh geschildert
     zu bekommen …

[ Menü ]
    |86| Großer Bazar
    Eine »Stadt in der Stadt«
    Geschäftiges Treiben, lautes Stimmengewirr, temperamentvoll gestikulierende Verkäufer, Lastenträger mit vollbeladenen Sackkarren,
     durch die Gänge eilende Teejungen, die schwarzen Tee oder süßen Mokka servieren, und immer wieder leidenschaftliches Feilschen
     – Orient, so wie man ihn sich vorstellt. Wer genau das sucht, wird sich garantiert im Gedränge des
Kapalı Carşı
, dem Großen (wörtl. »gedeckten«) Bazar wohlfühlen. Vermutlich kaum an einem anderen Ort Istanbuls pulsiert das Leben so wie
     hier, und das schon seit Jahrhunderten. Seit man aber entdeckt hat, dass sich mit manchem Krimskrams, von dem einige Touristen
     glauben, sie hätten ihn durch ihr Verhandlungsgeschick besonders günstig erworben, schnelles Geld zu verdienen ist, ist das
     traditionelle und hochwertige Warenangebot deutlich zurückgegangen. Zudem hat sich die eigentliche Funktion des Bazars etwas
     verändert. Noch bis in die 2. Hälfte des 20. Jhs. war es das wichtigste Geschäftsviertel – um nicht zu sagen: das Zentrum
     der Stadt. Aber auch heute ist der Bazar, trotz seines Wandels, noch einer der wichtigsten Orte für die Bevölkerung, um Einkäufe
     zu tätigen und Geschäfte abzuwickeln. Häufig findet man Läden, die schon über mehrere Generationen von denselben Familien
     geführt werden. Import/Export scheinen hier zuhause zu sein. Der riesige überdachte Markt mit seinen über 60 kilometerlangen
     Gassen, über die man an etwa 3500 Läden, Restaurants, kleinen Moscheen, Polizeistationen, Banken und kleinen Handwerksbetrieben
     vorbeikommt, erweckt leicht den Eindruck, eine eigene, von der Außenwelt abgeschlossene Stadt zu sein. Verstärkt wird dieser
     Eindruck noch durch die den Gesamtkomplex |88| umgebende Mauer mit ihren teils mit Inschriften und Wappen verzierten Toren. Nach wie vor sind die Händler jeweils einer Branche
     in derselben Straße angesiedelt, so dass es in ganzen »Vierteln« vor lauter Gold- und Silberschmuck um einen herum nur so
     funkelt, in

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