Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Patriarchen gewählt wurde, für das Kloster
wieder bessere Tage, und im Außenbereich wurden Fresken angebracht, die heute noch in Resten erhalten sind.
1315 wurde das Kirchengebäude, wie eine Gedenktafel des Dichters Manuel Philes zeigt, zu Ehren Michael Tarchaniotes Glabas’,
eines Kommandeurs der Truppen unter Kaiser Andronikos II. Palaiologos, durch dessen Frau Martha Glabas erneuert und im Norden
und Westen erweitert. Sie stiftete auch das Parekklesion (Nebenkirche) an der Südseite, das reich mit Mosaiken und Fresken
ausgeschmückt wurde und in seiner Grundkonzeption dem Hauptbau ähnelt. Dieses am besten erhaltene Beispiel einer Viersäulenkirche
in Istanbul scheint weniger als Seitenkapelle konzipiert worden zu sein denn als kleiner eigenständiger Kirchenbau. Michael
Tarchaniotes Glabas wurde in einem der Arkosolgräber (Nischengräber) in der Nordwand beigesetzt.
Der rote Backsteinbau weist mit seinem Ziegel-, Schachbrett- und Rautenmuster sowie den Marmorgesimsen eine typisch spätbyzantinische
Form der Dekoration auf. Das Gebäude der ehemaligen Klosterkirche bestand aus einem Hauptraum mit Vorraum sowie einer dreiteiligen
Apsis, die im Zuge der späteren Umwandlung zur Moschee einem Mihrab weichen musste. In über 6 m Tiefe liegt eine kreuzförmige
Zisterne unter dem Gebäude, die jedoch nicht eindeutig der Komnenenkirche zugeordnet werden kann. Möglicherweise handelte
es sich hierbei auch um eine Krypta o. Ä. eines Vorgängerbaus, die nach der Überbauung zur Zisterne umfunktioniert wurde.
Um 1300 ließ die Familie Glabas an der südlichen Außenwand des Kernbaus figürliche und ornamentale Fresken anbringen, im oberen
Bereich einen Zyklus zu Mariä Himmelfahrt, in der unteren Zone verschiedene Szenen aus dem Alten Testament. Zu sehen sind
noch einzelne Szenen wie »die betende Maria in ihrem Haus«, »der heilige Petrus«, »die verschlossene Tür« und einige Ornamente.
|74| Das nach der Eroberung weiterhin durch Nonnen bewohnte Kloster wurde ab 1456 von Gennadios II. Scholarios zum Sitz des Patriarchen
von Konstantinopel ausgewählt, und es löste die Apostelkirche, die 1453 hierfür auserwählt worden war, in dieser Funktion
ab. Noch im 16. Jh. beherbergte die Kirche angeblich zahlreiche Reliquien – darunter ein Glas der Hochzeit zu Kana, den Schleier
der Maria und eine Hälfte der Dornenkrone.
Erst 1591 wurde unter Sultan Murad III. das Gotteshaus in eine Moschee umgewandelt und in Erinnerung an seine Eroberung (
Fetih
) von Georgien und Aserbaidschan in
Fethiye Camii
umbenannt. Der Innenraum wurde zur Gebetshalle vergrößert, indem die nicht tragenden Innenwände entfernt wurden. Ein eigenes
Minarett erhielt die Moschee erst im 19. Jh., nachdem einige Renovierungsarbeiten durchgeführt worden waren, wie auf einer
Tafel vermerkt ist.
In umfangreich restauriertem Zustand wird die Fethiye-Moschee heute als Museum genutzt.
Eine umfangreiche Restaurierung erfuhr der Gebäudekomplex 1945 durch das Byzantine Institute of America und das Studienzentrum
von Dumbarton Oaks. Seitdem wird die Grabkapelle in ihrer ursprünglichen, vorosmanischen Form als Museum genutzt, und 1960
wurde der Hauptraum wieder seiner Bestimmung als Gebetsraum den Gläubigen übergeben.
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|75| Galataturm
Wie Lilienthal über den Bosporus
Am Nordufer des Goldenen Horns, an höchster Stelle des Hügels, etwa 35 m über dem Meeresspiegel, ragt das heimliche Wahrzeichen
Istanbuls aus der dichten Bebauung knapp 70 m in die Höhe und scheint den gesamten Stadtteil Beyoğlu zu überblicken – der
Galataturm (türk.
Galata Kulesi
). Während heute Besucher von dort aus die großartige Aussicht über die Dächer hinweg genießen können, markierte er einstmals
das nördliche Ende des genuesischen Viertels Galata und bildete die Hauptbastion der Befestigungsanlage von Konstantinopel.
Errichtet wurde er 1348/49 und im Jahre 1646 zur Verstärkung des Mauerrings nochmals erhöht.
Als stünde ein Leuchtturm inmitten der Stadt: Auch bei Dunkelheit zieht der Galataturm viele Besucher an.
Bei der Einnahme der Stadt durch die Osmanen 1453 wurde der »Christus-Turm«, so sein früherer Name, in Teilen zerstört, aber
unmittelbar im Anschluss wiederaufgebaut. |76| Daraufhin wurde in den ersten Jahrhunderten der neuen Herrschaft in seinen Räumen eine Abteilung der Janitscharen stationiert,
einer Elitetruppe der Infanterie des Osmanischen Reichs, zu Beginn des 16. Jhs.
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