Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Mitte des 4. Jhs. war der Hügel Standort eines Sakralbaus, wo sich schon zuvor ein Zwölfgötterheiligtum befunden haben
soll. Konstantin der Große plante hier den Bau einer Apostelkirche, die ihm und den Mitgliedern seiner Dynastie als Grabkirche
dienen sollte. Von ihrem einstigen Aussehen ist heute nur sehr wenig bekannt, doch schrieb der Historiker Eusebius, dass es
sich um einen kreuzförmig konzipierten hohen Bau gehandelt habe, mit Portiken an den vier Seiten und Mauern aus Marmor, gekrönt
von einem goldenen Dach.
In der zweiten Hälfte des 6. Jhs. ließ Justinian I. die inzwischen baufällig gewordene Apostelkirche abreißen und ein neues,
kreuzförmig angelegtes Gotteshaus errichten, welches im Jahre 550 geweiht wurde. Daneben ließ er zusätzlich |130| zu dem bereits bestehenden älteren Mausoleum einen weiteren kreuzförmigen Grabbau für sich selbst bauen. Bis zum Beginn des
11. Jhs. diente dieses Ensemble als Grabstätte der Kaiser, in der Kirche selbst fanden hingegen nur Heilige und Patriarchen
ihre letzte Ruhestätte.
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Nach dem Erdbeben von 1766 wurde die Fâtih-Moschee nach neuen Plänen in barockem Stil wiedererrichtet.
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Zum Stiftungskomplex gehört neben anderen Gebäudeteilen auch eine Mederese.
Unter Basileios I. erfuhr der Bau eine grundlegende Renovierung und erhielt in den darauffolgenden Jahren mehrere Nachbarkirchen
und -gebäude. Das letzte Mal als Grabkirche genutzt wurde die Apostelkirche im Jahre 1028 mit der Bestattung Konstantins VIII.
(1025–1028). Nicht bei jedem scheint Pietät und der Respekt vor der Totenruhe besonders ausgeprägt gewesen zu sein. So schreckte
Alexios III. im Jahr |131| 1197 nicht davor zurück, die Kaisergräber zu schänden und zu plündern, um die leeren Kassen wieder zu füllen.
Auch während der Lateinerherrschaft wurde die Kirche ausgiebig geplündert und später neuerlich als Grabstätte genutzt. Nach
der Eroberung Konstantinopels 1453 war die Apostelkirche bereits soweit baufällig, dass sie Mehmed II. 1462 abbrechen ließ
und stattdessen auf dem etwa 11 ha großen Gelände einen Stiftungskomplex errichtete. Die Mittelachse des Ganzen bildeten dabei
eine große Moschee sowie die Türben für den Herrscher und seine Gattin. Dieses Gefüge aus Moschee, Medrese, Daruşşifa (Krankenhaus),
Hamam, Markt, Bibliothek und Türben war die erste Stiftung des neuen Herrschers in Konstantinopel nach dessen Eroberung.
Im 16. und 17. Jh. kam es immer wieder zu starken Schäden an den Gebäuden (u. a. bei einem schweren Erdbeben 1509), Kuppeln
stürzten ein und Säulen wurden beschädigt. 1633 fiel ein Minarett dem großen Stadtbrand zum Opfer; 1690 stürzten gleich mehrere
Kuppeln ein, bis dann das Erdbeben von 1766 das Ende der Moschee bedeutete und Medrese und Stiftertürbe stark in Mitleidenschaft
gezogen wurden. Im darauffolgenden Jahr fand der Wiederaufbau unter Mustafa II. durch den Architekten Mehmed Tahir Ağa statt,
in der uns heute bekannten und zum Vorgängerbau deutlich veränderten und barockisierenden Form. Dennoch wurden der Hofbereich,
die unteren Bereiche des Hauptportals und die Minarette in unveränderter Form in die neue Planung miteinbezogen. Mit seiner
Kuppelkonzeption – große Hauptkuppel, an die vier kleinere Kuppeln anschließen, welche wiederum von Rundformen gesäumt sind
– scheint sie dem Entwurf der Sultan Ahmet-Moschee zu folgen.
1771 konnten die Arbeiten zum Abschluss gebracht werden. Im Vorhof ist noch der Reinigungsbrunnen aus der Zeit Mehmeds II.
erhalten geblieben, dessen Säulen wiederum Spolien der alten Apostelkirche sind. Im 19. Jh. wurden die Minarette erhöht, und
sie erhielten jeweils eine zusätzliche Galerie.
Zugang zur Külliye.
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|132| Tophane
Kunst und Kanonen
Blickt man sich inmitten all der modernen Kunstobjekte um, erinnert einen nur wenig daran, dass man sich im
Tophane
(eigtl.
Tophane-i Amire
), einem Zeughaus des 15. Jhs., befindet, das einem ganzen Viertel im Stadtteil Beyoğlu direkt am Bosporus den Namen gab.
In diesem Teil der Stadt war das älteste Industriegebiet Istanbuls und zudem das wichtigste seiner Art im ganzen Osmanischen
Reich angesiedelt. Produziert wurde hier ausschließlich für das Militär, osmanische Industrie für Zivilbedarf entwickelte
sich über Jahrhunderte hinweg keine. Das Arsenalgebäude wurde von Mehmed II. Fâtih unmittelbar nach seinem Sieg als Kanonengießerei
östlich von Pera in der Nähe
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