Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Plan folgte. Beispiellos
ist die technische Ausstattung, die zur jeweiligen Zeit dem modernsten Standard entsprach, wie etwa eine Gasbeleuchtung oder
Toiletten mit Wasserspülung – Besonderheiten, die in kontinentaleuropäischen Palästen noch lange nicht selbstverständlich
waren. 1910–1912 wurde noch eine Zentralheizung installiert sowie Stromleitungen gelegt.
Der Palast steht heute Besuchern offen und beherbergt verschiedene Sammlungen, auch aus anderen Palästen, u. a. die weltweit
größte Sammlung böhmischer Kristallleuchter. Daneben finden verschiedene Veranstaltungen und offizielle Treffen statt, wie
etwa Gespräche im Rahmen der Ernennung Istanbuls zur »Europäischen Kulturhauptstadt 2010«
Immer mehr »Glaspaläste« machen den Sultanspalästen in der Stadtsilhouette Konkurrenz.
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|139| Göksu-Palast
Ein Bett nur im Film
Dramatische Momente. Ein Schuss, die tote Elektra fällt rücklings auf ihr Bett, der Geheimagent steht auf der Brüstung des
geschwungenen steinernen Balkons und schaut dem abtauchenden Unterseeboot nach. Dann springt er entschlossen hinterher: Sein
Name ist Bond, James Bond!
Als Kulisse für den Film »Die Welt ist nicht genug« von 1999 präsentiert sich der im Rokoko-Stil errichtete Göksu-Palast oder
Göksu-Pavillon (bekannt auch als Küçüksu-Palast) für die Außenaufnahmen als märchenhafte Villa der hübschen Gegenspielerin
des englischen Geheimagenten. Wer diesen malerischen Bau nur aus dem Film kennt, mag sich wundern, wenn er ihn abseits der
Touristenpfade plötzlich inmitten eines mit altem Baumbestand bewachsenen Geländes auf der asiatischen Seite des Bosporus,
in der Nähe von Beykoz, ein wenig südlich des Anadolu Hisarı, findet – das Drehbuch versetzt die Villa in die Hauptstadt von
Aserbaidschan.
Seinen Namen erhielt der Bau von einem kleinen idyllischen Flüsschen, das in den Bosporus mündet. Schon in byzantinischer
Zeit ging von dieser pittoresken Landschaft ein ganz besonderer Reiz aus. Sie war unter dem Namen
Potamonion
(»heiliger Brunnen«) bekannt, der Fluss wurde
Artea
(»Schönheit«) genannt. Zu jener Zeit existierte in dieser Gegend noch keine nennenswerte Siedlung, doch gab es entlang des
Wasserlaufs kleinere Quellen, die als heilig bzw. heilend galten, weshalb hier auch zu entsprechenden Anlässen religiöse Zeremonien
abgehalten wurden.
Wenngleich schon kurz nach der Eroberung Konstantinopels die Gegend im Sommer eine Stätte der Erholung war, entstand v. a.
im Laufe der Osmanischen Zeit ein noch größeres Interesse an dieser Landschaft, die insbesondere für die Pferdezucht und zum
Austragen von Pferderennen an Popularität gewann. Darüber hinaus wurde sie aufgrund des reichlich |140| vorhandenen Frischwassers zum Obst- und Gemüsebau genutzt, und der aus dem Göksu-Delta gewonnene Ton war für die Keramikproduktion
sehr gefragt. Aufgrund der günstigen Anbaubedingungen entstanden dann ab dem 17. Jh. allmählich die ersten größeren Siedlungen
entlang des Göksu.
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Das idyllische Flüsschen Göksu gab dem kleinen Palast seinen Namen.
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Der Göksu-Palast wurde während der Herrschaft Sultan Abdülmecids I. im Jahre 1851 nach den Plänen des armenisch-türkischen
Architekten Garabet Amira Balyan und seines Sohns Nigoğayos Balyan errichtet. An derselben Stelle befand sich zuvor ein Tagungsort
der Gärtner, die damit beauftragt |141| waren, sich um die Gärten der Sultane und das Bosporusufer zu kümmern. Der Großwesir Divittar Emin Mehmed Paşa ließ für Mahmud
I. am Ufer des Göksu zunächst eine Residenz aus Holz errichten, die dann aber später als nicht mehr zeitgemäß abgerissen wurde,
um stattdessen das heute sichtbare Steingebäude zu bauen. Die gesamte Anlage, neben dem Palast die Treppen und der Brunnen,
sind aufwendig gestaltet und mit reicher Ornamentik verziert. Der verglichen mit anderen Palästen eher kleine Bau sollte nie
als Residenz dienen und wurde von den Sultanen lediglich für kurze Aufenthalte und Landausflüge während der Jagd genutzt,
was auch erklärt, weshalb im gesamten Gebäude keine einzige Schlafstätte vorhanden ist.
Schöner noch als im Film präsentiert sich der kleine Prunkbau aus dem 19. Jh.
Das Gebäude besteht aus zwei Stockwerken und einem Kellergeschoss mit einer Grundfläche von 15 × 27 m. Im Gegensatz zu zahlreichen
vergleichbaren Anlagen ist hier das Gelände nicht von Mauern eingefasst, sondern mit einem kunstvoll
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