Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
geschmiedeten Eisenzaun
gesichert, der an allen vier Seiten jeweils ein Tor aufweist. Im Kellergeschoss befanden sich Küche, Speisekammer und Unterkünfte
für das Personal. Die oberen Stockwerke sind traditionell mit vier Räumen konzipiert, die um eine zentrale Halle liegen. In
ihnen befinden sich offene Kamine aus farbigem italienischen Marmor und böhmische Kristallleuchter.
Bei einer Überschwemmung im Jahre 1909 entstanden am Gebäude größere Schäden. Nach Restaurierungsarbeiten wurde der Palast
während der Frühzeit der Türkischen Republik als staatliches Gästehaus genutzt und nach einer weiteren Renovierung 1944 der
Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.
[ Menü ]
|142| Çirağan-Palast
Fackeln, Stars und Bräute
Staatsoberhäupter, Filmstars, Scheichs, Topverdiener – sie alle prägen heute das Bild des Çirağan-Palasts und logieren in
den luxuriös eingerichteten Suiten des inzwischen zum noblen 6-Sterne-Hotel umgebauten Gebäudes mit direktem Zugang zum Wasser.
Zwischendurch finden regelmäßig standesgemäße Hochzeiten statt, wie etwa 2001 die des jüngsten Sohns von Altbundeskanzler
Helmut Kohl. Doch glamourös ging es auch schon im 18. Jh. an diesem Ort zu. In der sog. Tulpenzeit, als das Osmanische Reich
bereits seinen Zenith als Weltreich überschritten hatte, widmete sich die feine Gesellschaft vornehmlich den angenehmen Dingen
des Lebens und gab sich nach persischem Vorbild großen Feierlichkeiten und gesellschaftlichen Ereignissen hin. Musik, Tanz
und reicher Blumenschmuck sollten mehr und mehr eine wichtige Rolle im höfischen Alltag spielen. So ließ auf dem Areal, das
sich von Beşiktaş bis Ortaköy erstreckt und im 17. Jh. Kazancıoğlu-Garten genannt wurde, der Großwesir Ibrahim Paşa 1719 für
seine Frau Fatma Sultan die erste Yalı bauen. Regelmäßig erhellte von da an der Schein unzähliger Fackeln und Lampen das Gelände
um die Sommerresidenz, wenn die Sultansgattin zu nächtlichen Festen, den sog. Çirağan Senlikleri, lud, und spiegelte sich
in den Wellen des Bosporus wider. Dieses Lichterspiel verlieh dem Palast letztendlich auch seinen Namen:
tschrâgh
ist das persische Wort für Licht. Wie prunkvoll dieser Palast einst gewesen sein muss, lässt sich den Briefen der englischen
Schriftstellerin und Frau des englischen Botschafters Mary Wortley Montagu, die 1717 und 1718 in Istanbul lebte, entnehmen.
Seine Ausmaße, so schreibt sie, seien erstaunlich und die Wachen hätten ihr mitgeteilt, dass er 800 Zimmer beherberge. Für
den Bau seien Marmor, Gold und die edelsten Materialien verwendet worden, Fenster aus feinstem englischen Bleikristall ließen
das Licht in die Räume und die Wände seien mit kostbaren Malereien von Früchten und Blüten überzogen.
1834 beschloss jedoch Sultan Mahmud II. (1808–1839) die luxuriöse Villa abzureißen und an gleicher Stelle, nach seinen Vorstellungen
eine neue zu errichten, die Abdülmecid I. aber schon wenige Jahre später erneut zerstören ließ, um nun einen Palast im »westlichen
Stil« bauen zu lassen. Aufgrund der ökonomischen und politischen Umstände – einer aufgedeckten Verschwörung zur Ermordung
des Sultans,
Kuleli olay
– wurde dieser zunächst nicht fertiggestellt. Sein Bruder Abdülaziz (1861–1876) verfolgte nach dessen Tod aber die Pläne weiter
und ließ den Komplex aus mehreren Einzelgebäuden 1874 vom Architekten Nikoğos Balyan, der sich schon durch andere Prachtbauten
hervortat (s. S. 136) fertigstellen. Er sollte den Dolmabahçe-Palast noch in allem übertreffen. Der Plan dieses feudalen Baus
war insgesamt bezeichnend für den Sultan, der in großem Stile Staatsgelder für private Zwecke geradezu verschleuderte. Er
beschäftigte |143| gar mehrere hundert Musikanten, Tierwärter, Küchenangestellte und Stallknechte, und erwarb u. a. unsinniges, nicht einsetzbares
Kriegsgerät und vieles mehr. Als es in Bosnien, Herzegowina und Bulgarien zu Aufständen und in der Regierung zu einer Verschwörung
gegen den Sultan kam, wurde dieser im Mai 1876 abgesetzt, woraufhin er wenig später durch Suizid aus dem Leben schied. Abdülhamid
II. (1876– 1909), Nachfolger Abdülaziz’, hielt zwischen 1876 und 1904 hier seinen Bruder Murad V. (1876), den zwar rechtmäßigen,
jedoch nach einem ärztlichen Gutachten als amtsunfähig geltenden Thronfolger, gefangen.
Ab 1904 stand der Palast leer und bot sich so für die Nutzung durch das neue osmanische
Weitere Kostenlose Bücher