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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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fetter Frosch durch den Sumpf auf der Flucht vor einem Storch, auf die Steine nicht mehr achtend. Die Bäuerin stellte sich wie eine Siegerin auf den Stein und schaute der Magd triumphierend hinterher. Allerdings wirkte die Freude auf dem schmutzverkrusteten Gesicht wie eine Karikatur. Nachdem sie ihren Sieg genossen hatte, nahm sie mit betrübter Miene ihren Korb und schüttete ihn einfach aus. Und sprang von Stein zu Stein von dannen, obwohl es dessen nicht mehr bedurfte, denn Schmutz und Nässe hatten durch die Kleidung hindurch sämtliche Körperpartien erreicht.
    Von dem Erlebnis erheitert, fand Alexios einen kleinen Gasthof, der von außen den besten Eindruck auf ihn machte, zumal die Auswahl sich bescheiden ausnahm. Er lag unweit des Kastells, das sich auf der anderen Seite des Flusses über der Stadt erhob. Vor dem Fachwerkgebäude hing ein goldfarbenes Rad. Trat man durch die Tür, fiel man sofort in die Gaststube. Neben dem Tresen führte eine Treppe in den ersten Stock, in dem, wie Alexios später feststellte, fünf oder sechs Zimmer von einem dunklen, schmalen Gang abgingen. Die Besitzer, vermutete er, wohnten hinter der Küche. Es roch nach geschmortem Schweinefleisch und Zwiebeln. Das Schlagen der Tür lockte einen fülligen Mann, der Alexios an einen griechischen Bauern erinnerte, in den Schankraum. Sein Lächeln war sparsam, dafür durchdringend sein Blick. Dem Wirt gegenüber, der ihn ohnehin nicht verstand, da er weder Griechisch noch Latein sprach, gab er sich als Andreas Themokles aus Thessaloniki aus und erhielt das größte Zimmer. Er sah dem Wirt deutlich an, dass er nicht wusste, wo Thessaloniki lag, und dass es ihn auch nicht interessierte. Es war ihm schon auf seiner letzten Reise aufgefallen, dass die Menschen im Norden sich gegenüber Fremden reserviert verhielten und die teilweise lästige Neugier der Mittelmeervölker für Reisende ihnen vollkommen abging. Mithilfe der Zeichensprache bestellte Alexios Waschwasser in zwei Schüsseln auf sein Zimmer.
    Eine Magd mit drollig-rundem Gesicht und wulstigem Körper brachte ihm das Gewünschte. Innig hoffte er, dass in dem Bett keine Wanzen hausten, wie eigentlich in fast allen Gasthöfen. Deshalb schlief er lieber im Freien, wenn es sich einrichten ließ. Zumindest das Stroh, das auf dem Bett lag, sah frisch aus.
    Nachdem er den Hund und sich gesäubert, ein wenig Brot und kaltes Fleisch gegessen und Wasser getrunken hatte, schrieb er einen Brief an die Zofe Clara auf Latein:
    »Höre, Clara, wenn Du interessiert an dem Kuvasz bist, der einmal den Preis einer Wette darstellte, dann komm in das ›Goldene Wagenrad‹.
    Der Besitzer.«
    Damit glaubte er, den Inhalt der Nachricht gut genug verborgen zu haben, falls seine Notiz in falsche Hände fiele, gleichzeitig aber Clara gegenüber deutlich genug geworden zu sein. Um die Rolle wickelte er ein Band, versiegelte den Brief aber nicht. Er vermied es, der Nachricht eine Neugier weckende Bedeutung zu verleihen. Anschließend suchte er den Hausdiener, drückte ihm eine Münze in die Hand und bat ihn, das Schreiben der königlichen Zofe Clara zu übergeben. Dabei zeigte er auf den Brief, wies in Richtung des Kastells, formte mit seinen Händen ein wenig zu üppig die Brüste einer Frau nach und spreizte anschließend die Hände über seinem Kopf, eine Krone verdeutlichend. Der Knecht, ein etwas geckenhaft gekleideter Mann um die dreißig, entblößte eine Zahnlücke beim Versuch, pfiffig zu grinsen. Der Fürst hoffte, dass der Diener wenigstens halb so klug war, wie er zu sein glaubte.
    »Regină?« , riet der Diener.
    Alexios nickte erleichtert, denn aus der Ähnlichkeit zum Lateinischen regina schloss er, dass der Knecht ihn verstanden hatte. »Richtig, Königin«, freute sich der Fürst. Dann sagte er: »Clara«.
    Doch der Knecht schüttelte den Kopf: » Nu Clara. Barbara.«
    »Barbara regina «, versuchte es Alexios.
    Der Knecht nickte zufrieden. » Da, Barbara regină .«
    »Clara puella «, sagte Alexios versuchsweise auf Latein. Der Knecht machte ein langes Gesicht und glich dabei einem müden Pferd.
    »Clara ancilla .« Keine Regung stellte er im Gesicht des Hausdieners fest. Alexios schüttelte den Kopf und schlug einen anderen Weg ein. »Barbara regina .«
    »Da« , sagte der Diener etwas gelangweilt.
    »Clara s-e-r-v-i-r-e «, zog er das Wort auseinander, jede Silbe betonend. Er wusste, dass servire auf Latein dienen, aber nicht dient heißt, wählte aber bewusst die infinite Form in der

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