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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Hoffnung, dass im Rumänischen ein ähnliches Wort existierte.
    Er konnte sehen, wie es im Kopf des Knechtes arbeitete, dann blitzte es in seinen Augen. »Servitoare?«
    Alexios war sich nicht sicher, er machte Gesten des Dienens, er tat, als kämme er das Haar einer anderen Person, trug das Essen auf, half beim Anlegen eines Umhanges.
    » Da, servitoare Clara«, freute sich der Diener, schließlich hatte er, wie er vermeinte, soeben seinen schnellen Kopf unter Beweis gestellt. Er nahm den Brief und zog gemächlich los.
    Am Abend klopfte es an der Zimmertür des Fürsten, und ein kleines Wunder geschah. Tatsächlich trat Clara von Eger in seine Unterkunft. Es war schon eigenartig. Er hatte mit ihr geschlafen, ohne dass er sie geliebt hatte, ihre Gespräche erreichten keine Vertraulichkeit, dennoch verband sie etwas, worüber sie niemals sprechen würden. Sie kannten einander, ohne einander zu kennen, Fremde, die ihre Fremdheit verband.
    »Kommt mit«, forderte sie ihn kurz und bündig auf.
    Wortlos folgte er ihr mit Înger durch die Straße bis zur Stadtmauer. Clara plauderte mit einem Wachsoldaten, der die beiden anzüglich grinsend durch eine Pforte hinausließ.
    »Was hast du dem erzählt?«, erkundigte sich Alexios.
    »Das wollt Ihr nicht wissen«, beschied sie ihn kurz.
    Die Nacht schwebte langsam wie ein dunkler Schleier auf die Landschaft herab. Sie tauchten in einen Wald ein, dessen Bäume anfangs nicht allzu dicht standen, der sich aber, je tiefer sie in den Forst kamen, in einen finsteren Hag verwandelte. Gestrüpp wucherte an Bäumen entlang zum Himmel und verband sich mit den Kronen zu einem dichten Geflecht, das selbst die Sterne und den Mond ausschloss. Der Regen der letzten Tage zog an den Blättern und suppte im schmatzenden Waldboden, der ein Paradies für Pilze darstellte. Der Wald dampfte vor Fruchtbarkeit.
    Schließlich gelangten sie zu einer Lichtung. Dort stand ein Forsthaus aus massiven Stämmen. Hinter dem Fenster tänzelte warmes Kerzenlicht, geheimnisvoll und anheimelnd zugleich. Sie betraten einen kleinen Raum. Das gesamte Mobiliar bestand aus einem Tisch und sechs Stühlen. Im Winter würde der kleine Kamin für Wärme sorgen. Von dem Raum gingen drei Türen ab, zwei nach links, eine nach rechts. Clara wies mit der Hand nach rechts. Alexios öffnete die Tür, da stand sie vor ihm, ihr offenes Haar fiel in blonden Wellen auf die Schulter, dort teilte es sich und bedeckte die Brüste, die sich unter dem langen Mantel aus Damast abzeichneten, und fiel in den Nacken.
    »Du wartest draußen«, sagte er zu dem Kuvasz und schloss die Tür hinter sich. In seiner Verbeugung, die trotz ihrer Formvollendung etwas lasziv wirkte, schwang Erwartung mit. Barbaras Gesicht zeigte keine Regung.
    »Legt ab, Herr Ritter«, sagte sie überraschend kühl. Er legte den Mantel ab. Ihr Blick blieb weiter auf ihn gerichtet. Der Fürst sah sie fragend an. Ihre Kälte steigerte sein Verlangen. »Zeigt, was Ihr zu bieten habt«, forderte sie ihn mit einer Sachlichkeit auf, als handele es sich um das Sortiment eines Händlers auf dem Markt.
    Alexios zog Wams und Leinenhemd aus. Nicht ein Blinzeln, nicht einmal die Andeutung eines Lächelns oder einer Zärtlichkeit gewährte sie ihm. Sie stand, beobachtete ihn wie ein Insekt und sagte kein Wort. Ihn überkam der Wunsch, über sie herzufallen, und er drohte übermächtig zu werden. Gleichzeitig wehrte sich sein Instinkt dagegen. Die Unbeherrschtheit, den kleinen Genuss zu wählen, wo ihm doch der ganz große gewährt werden sollte, hätte ihn zum verachteten Diener dieser Frau gemacht, weil er sich mit dem wenigen begnügte, wo er doch alles hätte haben können. Was macht man mit jemandem, der würdelos, aber brauchbar ist? Man benutzt ihn.
    Plötzlich begriff er, dass die Art ihrer Beziehung sich in diesem Augenblick entschied, dass nicht er die Spannung auflösen durfte, sondern dass sie es tun musste. Also zog er selbstbewusst die lederne Hose herunter und stand nun nackt, wie ihn der Herrgott erschaffen hatte, wie ein gefährliches Tier vor ihr. Der Fürst fühlte sich wohl in seinem Körper, geradezu unverletzlich, denn seine Haut schützte ihn wie eine Rüstung, und seine Muskeln, seine Arme und Beine und sein Glied übertrafen als Waffen im kommenden Gefecht Schwert und Speer.
    Barbara ging um ihn herum – einmal, zweimal, dreimal. Dabei verringerte sie den Abstand zwischen ihren Körpern, bis nur noch ein Hauch zwischen ihnen Platz fand. Langsam und

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