Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
Vom Netzwerk:
hatten.
    »Hoffentlich kommen wir nicht zu spät«, sagte Mustafa nervös.
    »Ihr werdet mit meiner Familie rechtzeitig die Stadt verlassen, sollte Konstantinopel fallen«, versicherte Loukas dem Prinzen und seinem Wesir.
    Während sich Nikephoros um die Gäste kümmerte, ihnen die Zimmer zeigte und sie zu einem kleinen Imbiss einlud, eilte Loukas zu seiner Frau und zu seinem Kind.
    Eirene lag zwar noch im Bett, aber ein leichter Anflug von Röte zeigte, dass sie wieder zu Kräften kam. Neben ihr in der Wiege lag Anna und schlief, während Eirene in einem Buch las. Ihre Augen strahlten, als Loukas das Schafzimmer betrat.
    »Du bist zurück«, sagte sie, als ob erst die Worte seine Heimkehr zur Realität machten.
    »Mitten in der Schlacht und keine Minute zu früh.«
    Sie erschrak. »Du willst doch nicht etwa …«
    Doch er schüttelte so bestimmt den Kopf, dass eine große, wohltuende Ruhe sich in ihr ausbreitete. Jetzt konnte ihr nichts mehr geschehen.
    »Mein Arm wird die Stadt nicht retten, aber euch schützen. Ich weiß, wo mein Platz ist, und zwar hier.«
    Anna machte sich bemerkbar. Loukas nahm sie aus der Wiege und drückte sie an sich. »Ich bin zurück, meine kleine Kaiserin.« Dann wiegte er sie. »Demetrios hat uns allen Asyl in seinem Zimmer angeboten«, scherzte er.
    »Wirklich? Wie geht es dem guten Jungen?«, fragte sie.
    Er kam nicht dazu zu antworten, denn die Amme betrat das Zimmer und bedeutete dem Kapitän, dass es Zeit sei, Anna zu stillen. Sie nahm dem widerstrebenden Vater das Kind aus den Armen und zog sich mit dem Säugling in einen der beiden Sessel zurück, die am Fenster standen. Loukas setzte sich zu seiner Frau und bestürmte sie mit Fragen, wie es Anna in den letzten Tagen ergangen war. Er wollte alles haargenau wissen. Eirene warf ihm schließlich erschöpft vor, unersättlich in seiner Neugier zu sein, und weigerte sich standhaft, weiterzuerzählen. Nun war es an Loukas, über seine Reise und über Demetrios zu sprechen. Dass er mit der linken Hand schrieb und zu malen übte, gefiel ihr. Ja, vielleicht behielt Dionysios am Ende doch recht.
    »Du solltest die Malutensilien, die der Mönch für Demetrios aufgehoben hat, abholen«, sagte sie. »Mal sehen, vielleicht richten wir für Demetrios eine kleine Werkstatt ein.«
    »Ja, mal sehen«, entgegnete Loukas unbestimmt.
    Dann breitete der Abend langsam sein schattiges Tuch über der Stadt aus. Und die Spitzel hatten nicht mehr über den Verlauf der Schlacht zu berichten, als dass die Heere wie wütende Bestien ineinander verbissen immer noch kämpften und dass weder die Byzantiner noch die Türken wankten.
    Wie viele Männer er erschlagen hatte, wie viele vergeblich sich bemüht hatten, ihm das Lebenslicht auszublasen, wusste Alexios nicht. Er fühlte sich erschöpft und kämpfte nur noch, weil er weder aufgeben durfte noch konnte. Sein Denken hatte aufgehört, nur die reinen Instinkte bestimmten noch sein Handeln. Auch wenn sein Schwert reichlich erntete, gingen den Türken die Reserven nicht aus. Der Kuvasz mit dem ehemals weißen Fell war inzwischen vollkommen rot, und auch an den Waffen und der Kleidung des Fürsten, an seinen Händen und seinem Gesicht verkrustete Schicht um Schicht das geronnene Blut unter dem frischen. Selbst durch die Stiefel sickerte der Lebenssaft und verfärbte ihm die Füße. Der hagere Mönch, der Alexios vor dem Ritt in die Schlacht am Charisius-Tor gesegnet hatte, fuchtelte immer noch mit dem Schwert herum, und es kam einem Wunder gleich, dass er bisher noch nicht erschlagen worden war.
    »Der Herr ist mit uns, mein Sohn!«, rief er Alexios zu. Plötzlich schaute er mit ungläubigem Blick nach unten, als staune er darüber, was mit ihm geschah. Aus seinem Brustkorb ragte eine Klinge, kurz nur, denn schon wurde sie wieder zurückgezogen. Der Mönch öffnete den Mund und wollte etwas sagen. Doch er brachte keinen Laut mehr hervor. Alexios schien es, als entwiche ihm ein kleines, fast durchsichtiges Vögelchen, seine Seele, die sich zum Himmel aufschwang. Dann sackte er zusammen, und vor Alexios stand ein glatzköpfiger Janitschar, der ihn angrinste, als habe er einen Witz gerissen und warte nun darauf, dass der Fürst über den Mordsspaß in schallendes Gelächter ausbrach.
    »Nun denn«, sagte Alexios trocken und jagte den Glatzköpfigen mit dem Schwert in seinen Dolch.
    Der Türke stürzte neben dem toten Mönch nieder. Aber schon stellte sich dem Fürsten ein neuer Gegner mit einer Streitaxt entgegen. Es

Weitere Kostenlose Bücher